Vor einiger Zeit fragten wir uns, welchen besonderen musikalischen Urlaub wir unserem Trompete spielenden Freund zu seinem runden Geburtstag schenken könnten. Dabei entdeckten wir nur etwa 60 Kilometer von der Festivalstadt Salzburg entfernt, in der beeindruckenden Kulisse der Berge und Seen des Inneren Salzkammerguts, einen schon seit 20 Jahren etablierten Bläserkurs in bildschöner sommerlicher Umgebung mit bekannten pädagogisch und musikalisch kompetenten Dozenten.
Bad Goisern am Hallstättersee
In der von der UNESCO zum Weltkultur- und Weltnaturerbe erklärten Region Dachstein/Salzkammergut schmiegt sich sanft auf 500 Metern Höhe der Geburtsort von Hubert von Goisern an den Hallstättersee im Norden und an die Kaiserstadt Bad Ischl im Süden. Hier trafen sich bereits ab dem 19. Jahrhundert weltberühmte Musiker und Komponisten wie Johannes Brahms, Anton Bruckner oder Gustav Mahler und nutzten ihre Sommeraufenthalte als Inspiration für ihre unvergesslichen Kompositionen und um neue Impulse für epochale künstlerische Entwicklungen zu erhalten.
Dort entstand 1996 der vom künstlerischen Leiter Prof. Josef Steinböck (Tubist des Mozarteum Orchesters Salzburg und Professor für Tuba und Blechbläserensemble an der Hochschule für Musik und Theater in München) und dem organisatorischen Leiter Dir. Dr. Peter Brugger gegründete Bläserurlaub und wurde zur Erfolgsgeschichte.
Denn 2016 besuchten insgesamt 526 Teilnehmer aus Mitteleuropa und Ostasien die maximal zwei möglichen Kurswochen des Bläserurlaubs, was ihn nicht nur zum wichtigsten Bläserkurs Österreichs macht, sondern ihn auch in ganz Europa zu den Spitzenreitern zählen lässt. Von der oberösterreichischen Landesmusikschule veranstaltet, ist er konzipiert für alle Musiker und Orchesterleiter der Holz-, Blech- und Schlaginstrumente sowie für Schüler und Musikbegeisterte jeden Alters und jeder Erfahrungsstufe – vom Anfänger bis zum Meister.
Jeder Teilnehmer wird von seinem individuellen Niveau ausgehend betreut und es wird ein jeweils passender Einzel-, Gruppen- und Ensembleunterricht angeboten. Dieser Unterricht wird von namhaften Dozenten und Musikern, wie zum Beispiel Professoren an Musikhochschulen (München, Salzburg…) sowie Solisten aus weltberühmten Orchestern (Münchner Philharmoniker, Wiener Staatsoper, Gürzenich-Orchester Köln…) durchgeführt.
Eine individuell gestaltbare Musikerlebniswoche mit Einzelunterricht
Von der sonntäglichen Begrüßung im Festsaal ab 14.30 Uhr bis zum Ende des großen Open-Air-Konzerts am darauffolgenden Samstag an der Landesmusikschule um ca. 17 Uhr können sich Teilnehmer Schwerpunkte setzen (Dirigieren, Instrumentalunterricht) und darum herum ganz individuelle Förderkurse belegen.
Für den instrumentalen Schwerpunkt gibt es von Montag bis Freitag an jedem Tag ca. 45 Minuten Einzelunterricht, und es besteht darüber hinaus die einzigartige Möglichkeit, selbstgewählte Werke mit einer von vier professionellen Korrepetitorinnen nicht nur einzuüben, sondern auch bei einem der Konzerte vorzutragen.
So können dadurch unter anderem die physischen und psychischen Anforderungen einer solchen Vorspielsituation realitätsnah erlebt werden, ohne dass davon die Stellenbesetzung in einem Orchester abhängen würde.
Durch die Einbeziehung vieler städtischer und kirchlicher Gebäude gibt es genügend Gruppen- und Einzelprobenräume, angefangen von Schulen, Pfarrheimen, Turnsälen, dem Festsaal bis hin zu Seminarräumen in Hotel und Sparkasse. Besonders der Raum für die Dirigentenkurse ist erwähnenswert und ermöglicht sprachliche Interpretationsspielräume: der Trauungssaal.
Auch alle Facetten des Zusammenspiels (Bläserkammermusik, Elementares Ensemble für Anfänger, Bigband, Registerchöre) werden gepflegt, wobei die hohe Teilnehmerzahl besondere Konstellationen möglich macht und namhaften Komponisten und Arrangeuren die Gelegenheit für Uraufführungen bietet, die andernorts kaum realisierbar sind.
Atmung, oder: »Ein Blasinstrument heißt Blasinstrument, weil man Luft durchbläst…«
Für die optimal schwingende Luftsäule ist eine passende Atmung essenziell. Deshalb gibt es dafür sogar zwei verschiedene Kurse. Und es lohnt sich, dieses Angebot wahrzunehmen und sie beide zu besuchen. Der Kurs des an der »Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien« Atemtechnik lehrenden Mag. Joachim Celoud findet täglich jeweils eine Stunde ab 8 bzw. 9 Uhr statt und umfasst Körperübungen, Selbstkontrollübungen (zum Beispiel den eigenen Hosengürtel um verschiedene Rückenbereiche legen und die Gürtelenden mit den Händen nach vorn ziehen, um Ein- und Ausatmung deutlich spüren zu können) und Übungen mit Instrument.
Bei Mag. Alexander Gerner vom »Institut für nachhaltiges Wohlbefinden«, dem Linzer Zentrum der Grinberg-Methode, kann man pro Tag zwischen 8 und 18 Uhr zwischen neun jeweils einstündigen Sitzungen wählen. Mit der Grinberg-Methode lernt man sich selbst und seine Atmung über den Körper wieder besser kennen, spürt eingefahrene Muster auf und erkennt, bearbeitet und stoppt kraftraubende Situationen.
Mit den Tuben auf der Mutze & die Kursparty beim Steegwirt
Der freie Donnerstagnachmittag sorgt dafür, dass sich die Anzahl der einstündigen Sitzungen an diesem Tag etwas reduziert. Man hat dann die Gelegenheit, die meist mehr als 30 Tubisten am Hallstädter See auf einer »Mutze« (Kahn von ca. 20 Metern Länge und einer Breite, die einer ganzen Musikkapelle mit Instrumenten Platz bietet und von einem Ruderer gesteuert und bewegt wird) zu erleben.
Während der Fahrt spielt dieses einmalige Tuba-Orchester feinsinnige Choräle und feurige südamerikanische Rhythmen inmitten der prachtvollen Bergkulisse. Die Schönheit dieser Alpenidylle wurde übrigens auch in Asien gewürdigt. China baute 2011 einen Teil von Hallstatt in der subtropischen Provinz Guangdong (ca. 100 Kilometer südöstlich von Hongkong) innerhalb eines Jahres im Originalmaßstab nach.
Abends treffen sich Dozenten und Kursteilnehmer gemeinsam in einem idyllischen 500 Jahre alten Wirtshaus zur beliebten »Kursparty beim Steegwirt«, spielen selbst und/oder genießen das gemeinsame Musizieren der verschiedenen Ensembles.
Mit Musikpsychologie, Körperarbeit und Rhythmusübungen zum perfekten Auftritt
Wer vor seinem Auftritt, zum Beispiel bei der mittwochs stattfindenden »Langen Nacht der Solisten«, dem freitäglichen stimmungsvollen Ensemblekonzert in der spätgotischen Kirche im Ortskern von Bad Goisern oder beim abschließenden imposanten Open-Air-Konzert noch Tipps zum effektiven Üben, selbstsicheren Auftreten, Konzentrieren und Entspannen oder ein Auftrittscoaching braucht, kann dazu die im Hotel Goisererhof mehrmals angebotenen 75-minütigen Seminare nutzen.
Darüber hinaus sind pro Tag mehrere einstündige Einheiten mit Pilates und Feldenkrais sowie Rhythmusübungen (mittelschwer bzw. schwer für Teilnehmer mit goldenem Musikerleistungsabzeichen oder Musikstudium) und ein Kurs »Klavier für Nichtpianisten« feste Bestandteile des Angebots.
Je nach individuellem Plan können die Pausen zwischen den vielfältigen Kursangeboten mit Gesprächen bei einem erfrischenden Eisbecher, Kaffee oder Kuchen, aber auch zum Besuch der auf verschiedene Gebäude verteilten umfangreichen Instrumenten-, Noten- und CD-Ausstellung genutzt werden.
Dozentenkonzert & Jamsession
Während am Montagabend das Dozentenkonzert stattfindet, bei dem brillante Solisten sowohl einzeln als auch in Ensembles zu hören sind, gibt es dienstags im Hof von Schloss Neuwildenstein, im Werkstatt-Beisl, eine Jamsession für alle.
Bläserurlaub 2017
Wenn Sie selbst Interesse bekommen haben oder noch ein wunderschönes Musikergeschenk suchen (man kann ja Einzelbudgets zusammenlegen und ein Gruppengeschenk organisieren), stehen hier die Termine für den nächsten Bläserurlaub:
- Kurs 1: Sonntag, 13. August, bis Samstag, 19. August 2017
- Kurs 2: Sonntag, 27. August, bis Samstag, 2. September 2017