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30 Jahre Pannonische Forschungsstelle und Blasorchester

Forschung

Am 27. November 2020 feiern die Pannonische Forschungsstelle und das Pannonische Blasorchester im Institut 12 Oberschützen (Burgenland) ihr 30-jähriges Bestehen. Ein Tag der offenen Tür mit Sonderausstellung sowie Vorträge und ein Festakt rund um die Blasmusik sind organisiert. Das PBO wird mit einem Jubiläumskonzert um 19:30 diese festliche Veranstaltung abschließen. Alle Interessenten sind herzlich eingeladen.

Ein einzigartiges Zentrum zur Erforschung und Förderung der geblasenen Musik

Das Motto von Anfang an war “Die Blasmusik wird erforscht und rehabilitiert”. Als markante Punkte auf dem Weg der Blasmusikforschung sind zunächst 1966 die Kommission zur Erforschung des Blasmusikwesens in Sindelfingen und 1974 die Gründung der Internationale Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Blasmusik (IGB) in Graz zu nennen. Musikwissenschaftliche Kongresse von 1975 und 1988 gaben den Anstoss, dass die Pannonische Forschungsstelle (PFS) am 1. Juni 1990 unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Suppan eingerichtet wurde. 

Damals war die Idee eine Zusammenarbeit mit der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und dem Institut für Musikethnologie 13 Graz, um die Musikkultur des Pannonischen Raumes zu erforschen. Die Ernennung von Bernhard Habla zum Präsidenten der Internationalen Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Blasmusik (IGEB) im Jahr 2000 ermöglichte eine erweiterte Rolle der Pannonischen Forschungsstelle im Bereich der internationalen Erforschung des Blasmusikwesens. Im Februar 2013 wurde die PFS in den neu renovierten Räumlichkeiten am Institut Oberschützen eingerichtet und zum International Center for Wind Music Research erweitert. 

Die PFS kann heute mehr als 30 Jahre erfolgreiche, vielfältige und abwechslungsreiche Tätigkeit zurückblicken. Zusammen mit der IGEB bildet das Forschungszentrum ein Netzwerk und steht damit im Austausch mit Blasmusikforscher/-innen der ganzen Welt. Das International Center for Wind Music Research widmet sich daher als Pionier der zunehmenden deutschen Blasmusikforschung und es ist äußerst in die Zukunft orientiert, um die Erforschung und Förderung der geblasenen Musik aller Art zu  gewährleisten.

Bestände und Aufgaben

Die Materialien der Zweigstellenbibliothek, die der Leiter Dr. Bernhard Habla seit 2000 zusammengetragen hat, haben eine unglaublich umfangreiche, aber nur schätzbare Größe ausgemacht. Eine Hauptaufgabe der Pannonischen Forschungsstelle ist das Sammeln aller relevanten Quellen zur Erforschung der Blasmusik. Sie enthält mehr heute als 30.000 Exemplare, darunter Blasmusikzeitschriften, Fachbücher, Dissertationen, Verlagsverzeichnisse, Tonträger oder Notenmaterial ab etwa der Mitte des 19. Jahrhunderts (Direktionsstimmen, Partituren, Stimmsätze, etc.). 

Weiters beherbergt die Bibliothek eine fast ebenso umfangreiche Sammlung von Salonorchesterliteratur, die ja historisch gesehen sehr eng mit den Werken für Blasorchester zusammenhängt. Die Forschungsstelle archiviert aber noch tausende Literaturquellen, die noch nicht aufgenommen und noch nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. 

Neben diesen vorwiegend Archivarbeiten brachte die Forschungsstelle auch Vorlesungen nach Oberschützen, die das Studienangebot für Studienrede der Kunstuniversität Graz erweiterten. Die PFS initiiert aber auch die Aufführung von historischem Notenmaterial. Bei diesen Projekten wirken musikwissenschaftliche Arbeit direkt mit der praktischen Aufführung und seinen musikalischen und szenischen Fragestellungen zusammen. Seit der Gründung des Pannonischen Blasorchesters (PBO) wurde dieses repertoiremäßig von der PFS beraten und über 25 Jahre auch organisiert. 

Über das Pannonische Blasorchester

Auf Anregung und durch die Mithilfe der Pannonischen Forschungsstelle wurde 1990 mit Absolventen und Studierenden der damaligen Expositur der Musikhochschule Graz das Pannonische Blasorchester gegründet. Diesem symphonischen Blasorchester gehören ca. 50 Musikerinnen und Musiker an und wird von Peter Forcher als ständiger Dirigent geleitet. Ziel ist die Aufführung von Werken und Komponisten aus dem Pannonischen Raum sowie internationaler konzertanter Blasmusik.

Pannonisches Blasorchester
Das Pannonische Blasorchester

Auf den Programmen standen u.a. die 1. Sinfonie von Mahler in der Bearbeitung von Désiré Dondeyne, Dvorak 9. Sinfonie im Arrangement von Albert Meijns sowie originale Sinfonien für Blasorchester. Es versteht sich von selbst, dass die Werke einheimischer Komponisten regelmäßig auf den Programme erscheinen. Als Beispiel kann Jenö Takács genannt werden (Pannonische RhapsodieSerenade nach Altgrazer Kontratänze etc.) sowie Franz Cilbulka (Eiszeit), Karl Messner (Rot-Gold Burgenländischer Festmarsch) und Hans Hausl (PBO Fanfare).

2007-2011 wurde das „PBO Symphonic Project“ in Zusammenarbeit mit der Pannonischen Forschungsstelle zum CD-Projekt Europa Sinfonie weiter entwickelt. Ziel war es, die Geschichte der Symphonie auf einer Serie von sechs CDs vorzustellen. Als klingende Dokumente sich die Tonträger und weiteren Aufnahmen zu sehen, die in diesem Zeitraum entstanden sind. In den mittlerweile vergangenen 30 Jahren haben über 500 MusikerInnen bei den Konzerten, zeitgenössischen Musikprojekten oder den 15 CD-Aufnahmen mitgewirkt und die Arbeit des PBO erst ermöglicht. 

Zahlreiche Uraufführungen

Die Tätigkeit des Orchesters umfasst Konzerte mit zahlreichen Uraufführungen und avantgardistischen Projekten an zahlreichen Orten in Österreich, in Deutschland, Frankreich, Ungarn und Italien. Zu erwähnen sind die Uraufführung von John Cage Fifty Eight, beim Steirischen Herbst in Graz (1992), Workshop mit den Komponisten Vinko Globokar (1995) und Thomas Doss (2014, 2015, 2016), das Eröffnungskonzert von KiBu (Komponisten und Interpreten im Burgenland) in Oberschützen (1994), Festival KlangBogen in Wien (1996), Jeunesse Festival mit Perpetual Silence “Variationen über kein Thema von John Cage” (1999) oder die Symphonie der Hoffnung von Thomas Doss (2012).

Anzumerken ist auch das Zusammenspiel mit Musikern und Sängern aus Osman bei Sahra Omania von Stuart Stirling, das bei der WASBE-Konferenz 1997 in Schladming aufgeführt werden konnte. Das Orchester ist seit vielen Jahren gern gehörter Gast bei den Innsbrucker Promenadenkonzerten, die jährlich im Juli stattfinden. Mit zeitgenössischen Projekten und zahlreichen Konzerten trägt das PBO einen guten Teil für die Musik der Gegenwart bei.

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