News, Orchestra | Von Klaus Härtel

5 Fragen an Marc Lange, Dirigent der Bläserphilharmonie Heilbronn

Bläserphilharmonie Heilbronn
Die Bläserphilharmonie Heilbronn (Foto: privat)

Auch im 20. Jahr ihres Bestehens bleibt die Bläserphilharmonie sich unter dem Stab ihres Gründers Marc Lange darin treu, die Heilbronner Musiklandschaft durch Orchesterprojekte zu bereichern, die anspruchsvolle Werke der Literatur für sinfonisches Blasorchester in hoher musikalischer Qualität zum Klingen zu bringen und jungen musikalischen Talenten aus der Region die Gelegenheit zu geben, sich solistisch zu präsentieren. Am 6. und 7. Mai stehen Werke von Johan de Meij, James Barnes und Ney Rosauro auf dem Programm. Wir sprachen mit dem Dirigenten Marc Lange.

Vor 20 Jahren wurde die Bläserphilharmonie Heilbronn gegründet. Wie war das damals? Was waren die Beweggründe, der “Stein des Anstoßes?”

Im Jahr 2003, vor genau 20 Jahren, trat ich die Stelle als Leiter der Bläserorchester an der Städtischen Musikschule in Heilbronn an. Zu dieser Zeit gab es ein kleineres Bläserensemble, das bereit war nicht nur musikalisch den nächsten Schritt zu gehen, sondern sich auch organisa­torisch in ein solches Orchesterprojekt einzu­bringen. Dass es im Großraum Heilbronn viele interessierte und ambitionierte Instrumentalisten gab, haben wir alle zu dieser Zeit bereits gespürt. Das Orchester war zu Beginn in der Städtischen Musikschule eingegliedert, hat sich allerdings bereits nach einem Jahr mit der Gründung des Trägervereins auf eigene Füße gestellt. Ein solches Orchester hat in der Region noch gefehlt. Das Gründungskonzert der BPH fand im Oktober 2003 statt und war ein erster überraschender Erfolg, sozusagen ein Start von Null auf Hundert.

Die Organisation der Projekte wird durch ein mehrköpfiges Team getragen. Nur durch diese engagierten Menschen konnte es die Bläser­philharmonie Heilbronn auf die stolzen 20 Jahre bringen.

Haben Sie eine bestimmte Dirigier-Philo­sophie? Denn als Gründer ist man ja nicht nur derjenige, der “da vorne den Stab schwingt”…

Vor 20 Jahren befand ich mich mitten im Dirigierstudium an der Musikhochschule in Basel bei Felix Hausswirth. Die Inputs dort waren enorm, sodass es auf der Hand lag, nicht nur die großen Klassiker der Blasorchesterliteratur, sondern auch neue Werke mit einem solchen Klangkörper zur Aufführung zu bringen. Auch Auftragskompositionen und Uraufführungen waren stets regelmäßig in unseren Konzertprogrammen zu finden. 

Die Zusammenarbeit mit Musikgrößen, wie dem Posaunsisten Nils Landgren oder dem Saxofonquartett clair obscur aus Berlin waren vereinzelte Bonbons. Vielmehr ist unsere Philosophie in den letzten 20 Jahren davon geprägt, mit eigenen jungen Solisten aus den Reihen des Orchesters Solowerke aufzuführen. So auch in diesem Jahr mit einem Marimbakonzert. 

Marc Lange
Marc Lange (Foto: Bläserphilharmonie Heilbronn)

Neben einer vollständigen und ausgewogenen Besetzung stand stets die Klangarbeit im Mittelpunkt der Probenarbeit. Die großartigen Instrumentalisten des Orchesters geben auch mir immer wieder ihre Inspirationen weiter, sodass die gemeinsame Zeit bis heute ein sich befruchtendes Miteinander darstellt. 

Außerdem hat die Kammermusik einen großen Stellenwert in unseren Programmen eingenommen, viele Projekte wurden in reiner Kammermusikbesetzung mit zum Großteil Original­kom­po­si­tionen von Gabrieli, Mozart, Richard Strauss, Dvořák durchgeführt.

Wie würden Sie sagen, hat sich seitdem das Orchester entwickelt? Und macht sich das im Repertoire bemerkbar?

Das Orchester hat sich alleinig durch sein Renommee immer weiterentwickelt und zieht bis heute immer wieder neue, sehr gute Musiker/innen an. Daneben haben die langjährig treuen ­Orchestermusiker von Projekt zu Projekt einen Schritt nach vorn gemacht. Das gemeinsame Musizier-Verständnis wurde immer mehr zu einer Synthese und bietet somit den Grundstein eines jeden Projekts. Einladungen zu Gastkonzerten wie nach Mannheim oder zur WASBE-Konferenz der deutschen Sektion in Stuttgart waren Auszeichnung und Bestätigung zugleich für unsere erfolgreiche musikalische Arbeit. 

Das Repertoire hat sich von Jahr zu Jahr selbstverständlich immer mehr erweitert. Neue Blasorchesterwerke stehen bis heute regelmäßig im Mittelpunkt unserer Projekte, ebenso wie solis­tische Literatur, Werke mit Chor und Kammermusiken.

Welche Auswirkungen haben etwaige Fluktuationen? Denn die gibt es vermutlich?

Natürlicherweise hat ein solches Projektorchester Fluktuationen. Das Orchester ist stets im Wandel, hat aber verlässliche Komponenten in der Besetzung. Nur so ist eine Projektarbeit auf einem solchen Niveau über 20 Jahre möglich. Die BPH ist ein offenes Orchester, hier kann sich jeder ambitionierte Instrumentalist bei Interesse melden. Wir haben über die Jahre die Arbeitsweise an die äußeren (zeitlichen und räumlichen) Umstände etwas anpassen müssen. Haben wir zu Gründerzeiten noch zweiwöchentlich geprobt, erstreckt sich unser Projekt mittlerweile auf zwei Arbeitsphasen an Wochenenden plus ein Konzertwochenende. 

20 Jahre sind eine lange Zeit und schwer kann man die “nächsten 20” planen. Ich frage trotzdem: Welches sind Ihre persönlichen Ziele für die nähere und auch die fernere Zukunft?

Es gibt tatsächlich keine konkreten Ziele. Natürlich möchte man weiterhin die sinfonischen Werke mit einem solchen Orchester gemeinsam erarbeiten. Wir schauen jedoch immer von Jahr zu Jahr: Was ist möglich? Was verändert sich? Unsere Philosophie: Die Bläserphilharmonie Heilbronn wird so lange existieren, wie es motivierte Musizierende gibt, die solche Projekte erst ermöglichen. So sind wir die letzten 20 Jahre sehr gut gefahren, so machen wir weiter, wie viele Jahre es werden? Wir sind noch auf der Suche nach der Glaskugel …

www.blaeserphilharmonie-hn.de