Brass, Orchestra | Von Klaus Härtel

50 Jahre Musikhaus Beck

Musikhaus Beck

Als Matthias Beck mit zwölf Jahren Unterricht bei Hans-Jürgen Hufeisen nahm, hätte vermutlich niemand geahnt, dass daraus einmal das Musikhaus Beck entstehen würde. Doch genau so begann die Geschichte: »Mein Vater war Kunsthandwerker«, erinnert sich Matthias Beck. Bei einer Ausstellung traf sein Vater auf die Firma Moeck, die handgefertigte Blockflöten präsentierte. »Dann sagt er: Mein Sohn, mein Matthias, spielt bei Hans-Jürgen Hufeisen Blockflöte – wir könnten doch Ihre Flöten verkaufen.«

Das ist nun 50 Jahre her – und weil Moeck damals eine andere Idee hatte, feiert man dieses Jubiläum: »Herr Beck, melden Sie doch einfach ein Musikhaus an!« Und so wurde das Musikhaus Beck gegründet.

Die Musik spielte im Hause Beck schon immer eine zentrale Rolle. Als 14-Jähriger bekam Matthias Beck den entscheidenden Anstoß: »Hans-Jürgen Hufeisen sagte zu mir, ich solle Musik studieren.« Doch das war eine ungewohnte Idee, denn Beck hatte kein Abitur. »Wir sind Handwerker, es hat noch nie einen Studenten gegeben – brotlose Kunst und so weiter«, erinnert er sich lachend an die Skepsis seiner Eltern. Doch durch ein Kolloquium konnte er die Aufnahmeprüfung trotzdem ablegen – und bestand als einziger Blockflötist.

Mit 16 begann er sein Studium, bald darauf kam die Trompete hinzu. Sein Professor erkannte sofort sein Talent: »Beck, Sie müssen Hauptfach Trompete studieren!« Und so absolvierte er parallel zwei Hauptfächer – mit Bestnoten. »Ich habe beides mit 1,0 abgeschlossen.«

Zwischen Orchesterkarriere und Familienbetrieb

Nach dem Studium spielte Matthias Beck regelmäßig als Aushilfe in der Württembergischen Philharmonie. Doch irgendwann stand die Entscheidung an: Musikerkarriere oder Musikhaus?

»Während der Bundeswehrzeit habe ich mir überlegt: Will ich wirklich ins Orchester?« Die Antwort lautete nein. »Ich bin mein eigener Herr, mache gelegentlich Solo-Konzerte und bin Instrumentenmacher. Das war die richtige Entscheidung.« 1988 gründete Matthias Beck die Werkstatt, 1996 übernahm er das Musikhaus vollständig von seinem Vater.

Herausforderungen und Wandel

»Ein ganz großer Sprung war die Einführung des Internets«, erinnert sich Beck. Plötzlich gab es Online-Händler, die mit Rabatten den Markt veränderten. »Früher konnte keiner kontrollieren, wer was verkauft. Auf einmal waren da 20 Prozent Rabatt – das war ein riesiger Umbruch.«

Das Musikhaus Beck setzte auf das, was es am besten kann: persönliche Beratung. »Wir verkaufen nicht nach Schema F, sondern nach dem, was für den Musiker am besten ist.« Heute ist das Musikhaus Beck nicht nur ein Geschäft, sondern auch eine anerkannte Meisterwerkstatt. Der Laden wurde mehrfach umgebaut und modernisiert. Die Werkstatt ist offen gestaltet, sodass Kunden die Reparaturen und Anfertigungen beobachten können. Matthias Beck betont, dass Fachwissen und Leidenschaft für Musik essenziell sind – sowohl für ihn selbst als auch für sein Team. Alle Mitarbeiter sind selbst Musiker und können daher qualifizierte Beratung bieten.

Während der Corona-Krise hat das Unternehmen die Chance genutzt, um Neues zu entwickeln. »Ich habe zu meinen Leuten in der Werkstatt gesagt, wir fangen an, Mundrohre zu kreieren. Da haben wir zudem einen Forschungszuschlag gekriegt von der Bundesrepublik.« Besonders die neuen Flügelhorn-Mundrohre erfreuen viele Musiker in Deutschland, Österreich und der Schweiz. »Wir denken international. Amerika wäre ein Wahnsinnsmarkt für uns.«

Von der Vision zur Realität

Als Instrumentenmacher war für Matthias Beck schnell klar, dass er eigene Instrumente bauen wollte. »Mein Gesellenstück hat übrigens Gábor Tarkövi benutzt, um das Probespiel an der Berliner Philharmonie zu machen – und zu gewinnen. Ohne diese Trompete wäre er vielleicht nie dort gelandet.« Eine Bestätigung für die hohe Qualität seiner Arbeit. »Die Berliner Philharmoniker kamen zu uns, weil sie für eine Mahlersymphonie ein spezielles Flügelhorn suchten. Wir haben es gebaut, und jetzt rufen sogar Orchester aus Helsinki und Oslo an.« Die Eigenmarken »Beck« und »Fides« sind inzwischen etabliert, wobei die Nachfrage das Angebot oft übersteigt.

Musikhaus Beck
Das Werkstatt-Team hinter den neuen Modellen: Wilhelm Mack, Matthias Beck und Daniel Kößling (von links)

Musik als Leidenschaft

»Musik ist kein Job, das ist Berufung. Jeder hier brennt dafür«, sagt Beck. Kinder, die das erste Mal ein Instrument in die Hand nehmen, werden ernst genommen und mit Begeisterung beraten. »Das war bei meinem Vater schon so.« Auch das  mit der heutzutage viel zitierten Work-Life-Balance sei so eine Sache: »Wenn dir deine Arbeit nicht gefällt und du unbedingt einen Ausgleich brauchst, dann stimmt doch etwas nicht.« Im Musikhaus Beck wird dann auch schon mal die Mittagspause geopfert, um neue Ideen und Projekte anzustoßen. »Wir haben 3D-Drucker, CNC-Technik und entwickeln uns permanent weiter.«

Die Zukunft des Musikhauses sieht Matthias Beck optimistisch: »Wir suchen immer nach exzellenten Instrumentenbauern und Nachwuchs für unser Team. Die Werkstatt ist bereits gut aufgestellt mit jungen Meistern.« Durch innovative Instrumentenoptimierung erreicht das Musikhaus Beck immer mehr Musiker. »Neue Trompeten kaufen nur wenige, aber Optimierungen interessieren viele. Das ist unsere Zukunft.«

Und so blickt Matthias Beck mit Stolz auf ein halbes Jahrhundert Musikhaus Beck – und mit Vorfreude auf die kommenden Jahre.

Aktuelle Termine 

Neben dem Verkauf und der Herstellung von Instrumenten setzt das Musikhaus Beck stark auf persönliche Beratung und Workshops. Veranstaltungen mit über 60 Musikern sind keine Seltenheit, und die neu umgebaute Halle ermöglicht es, hochwertige Workshops und Konzerte anzubieten. Dieses Engagement ist nicht nur eine Marketingstrategie, sondern eine Herzensangelegenheit.

9. Mai: Jubiläums-Highlight: Der große Mundstück-Talk mit Breslmair

16. Mai: Der große Jubiläumsabend mit der Gruppe Viererlei | Musik, Kulinarik und Geschichte

28./29. Juni: MEGA-Posaunen-Wochenende mit dem Kühnl Trombone Quartet | 2-tägiger Workshop und Konzert

musikbeck.de/events

Musikhaus Beck
Vor 50 Jahren gründete Werner Beck das Musikhaus Beck