Unruhe – so bescheinigen ihr einige Kritiker – mache sich in ihren Werken breit, durchziehe fast alle Arbeiten. Das ist nicht negativ gemeint, denn Adriana Hölszky wird von eben diesen Kritikern als herausragende Komponistin unserer Tage verehrt. Nun, die Unruhe scheint zumindest nicht aus dem Innern zu kommen. Ihre Stuttgarter Wohnung mit den kunstvollen Wandteppichen, Shakespeares gesammelten Werken im Bücherregal und einem Vogelbestimmungsbuch – das lässt nicht auf eine unruhige Frau schließen.
Wenn sie erzählt, dann tut sie das sehr lebhaft, geradezu überschwänglich. Man merkt, dass sie ganz in ihrer Arbeit aufgeht und dass sie den Gesprächspartner teilhaben lassen will an ihrer Denkweise. Sie wirkt begeisterungsfähig und will selbst begeistern. Hölszkys Musik ist – zugegebenermaßen – keine Musik zum »Nebenbei-Hören«, sie ist sehr komplex konstruiert, um nicht zu sagen kompliziert. Adriana Hölszky macht es dem Hörer nicht leicht. Also doch eine innere Unruhe? Die Musik als eine Art Ventil für die 51-Jährige? »Ich denke, dass es eigentlich gar keine Ruhe gibt. Auch bei Ruhephasen gibt es immer irgendwelche innere Prozesse oder Mikromodulierungen im Klang – der Klang ruht nie.« Hölszky kalkuliert das nicht, »das ist einfach so«. Jeder Komponist hat eine andere Denkweise, erklärt sie, »und dadurch auch eine andere Arbeitsweise«.