Sind die Beatles, nachdem sie die Geschichte der Popmusik zu einem großen Teil mitgestaltet und quasi nebenbei den Videoclip erfunden haben, auch die Mitbegründer des Flashmobs oder der Guerilla-Konzerte? Das kann gut sein. Auf jeden Fall gaben die Beatles am 30. Januar 1969 einen völlig unangekündigten Auftritt auf dem Dach der Apple Studios in London. Sie spielten einige Takes ihrer neuesten Songs, als die Passanten auf der Straße verwirrt aufblickten und ein Verkehrschaos entstand. Nach »Get Back« beendete die Polizei das Spontankonzert.
Scheinbar spontane Auftritte an ungewöhnlichen Orten
Zwei Hauptelemente zeichnen den Guerilla-Auftritt aus. Im ersten Augenblick gleicht das Konzert einem Flashmob, bei dem eine Band oder ein Künstler in einer unerwarteten, oft unangekündigten Umgebung auftritt, die normalerweise nicht für Live-Musik ausgelegt zu sein scheint: in einem Bus, einer U-Bahn, in einer Fußgängerzone, in der Lobby eines Gebäudes.
Der Begriff Flashmob stammt aus dem Englischen und setzt sich aus flash – für »Blitz« – und mob – aus dem Lateinischen mobile vulgus »reizbare Volksmenge« abgeleitet – zusammen. Er bezeichnet einen kurzen, scheinbar spontanen Menschenauflauf auf öffentlichen Plätzen, bei dem sich die Teilnehmer persönlich nicht kennen und ungewöhnliche Dinge tun.
Vor allem in der Cybergesellschaft, in der neue Medien wie Mobiltelefone und Internet benutzt werden, haben Flashmobs ihre Ausprägung. Obwohl die Idee ursprünglich unpolitisch war, gibt es mittlerweile auch als Flashmob bezeichnete Aktionen mit politischem oder wirtschaftlichem Hintergrund. Für zielgerichtete Aktionen wird oft die Bezeichnung »Smart Mob« verwendet.
Das zweite Merkmal der Guerilla-Konzerte besteht darin, dass sie sehr schnell und ohne die typischen Prozesse der Werbung oder des Vorverkaufs von Tickets arrangiert werden. Sie werden in der Regel über verschiedene Internetnachrichtentafeln sowie durch Textnachrichten und gegebenenfalls Last-Minute-Flyer angekündigt.
Im World Wide Web kursieren unzählige Beispiele gelungener Guerilla-Konzerte oder Flashmobs. Letztere haben natürlich nicht immer mit Musik zu tun.
Einer der erfolgreichsten Flashmobs fand am 31. Januar 2008 statt, als etwa 200 Menschen im Grand Central Terminal in New York City für eine Dauer von fünf Minuten erstarrten. Die Filmaufnahmen wurden auf YouTube fast 40 Millionen Mal abgerufen.
Emotionale Wirkung musikalischer Flashmobs
Musikalische Flasmobs haben den großen Vorteil, dass sie unglaublich emotional auf die überraschten Passanten wirken können. Ob in der Hamburger Europapassage gesungen wird, in Nürnberg vor der Lorenzkirche die »Ode an die Freude« gegeben wird, oder die Banda Simfònica d’Algemesí aus Spanien den »Bolero« spielt – die Musik berührt.