Seit Anfang Januar bereichert Hermann Pallhuber, Dozent für Blasorchesterleitung und Dirigent, die Clarino mit einer Praxisserie für Dirigenten. Hierin widmet er sich mit »Hirn, Herz und Hand« den Aspekten für Dirigenten. Im fünften Teil überlegt er, was am Dirigieren lehr- und lernbar ist und was nicht.
Wir kennen sie alle: Die meisten von uns sahen und sehen sie in ihren Konzerten, in verschiedenen Medien und DVDs, lesen über sie in Büchern, Zeitungen und Interviews. Manche von uns durften und dürfen sie hautnah erleben, bei ihrer Arbeit zusehen und zuhören, bei ihnen sein, wenn sie Gedanken weitergeben, bei ihnen studieren, sie eine Zeitlang vielleicht sogar privat »erleben«. Die Rede ist von den großen Maestri unserer Zeit, von den Dirigenten und Persönlichkeiten wie Sergiu Celibidache, Herbert von Karajan, Leonard Bernstein, Claudio Abbado, Simon Rattle, Mariss Jansons, Nikolaus Harnoncourt etc., aber auch wie Alfred Reed, Douglas Bostock, Jan Van der Roost, Thomas Clamor und viele andere. Sie haben alle etwas gemeinsam: Sie faszinieren, sie entfachen etwas in anderen Menschen, sie sind mit der Musik verbunden. Sie haben die Musik in sich aufgenommen, und es strömt Musik aus ihnen heraus, entweder in der Rolle der Dirigenten, in der Rolle der Komponisten oder auch in der Rolle von beiden – und es ist zumeist orchestrale und chorische Musik, also Musik, an der viele Menschen unter ihrer Anleitung beteiligt sind und teilhaben.
Was haben diese Menschen gelehrt bekommen, was haben sie lernen können, und zwar so, dass sie heute unsere musikkulturelle Zeitgeschichte gestalten? Was ist es, das Dirigenten erlernen können, und was ist es, das sich der Lehr- und Lernbarkeit entzieht und trotzdem essentiell für unser Tun ist? Ein Statement vorweg: Dirigieren erlernen kann fast jeder Mensch auf der Welt, echte Dirigenten sind danach aber die wenigsten.