Brass | Von Klaus Härtel

Andreas Martin Hofmeir hat das letzte Wort

Die CLARINO-Serie »Sie haben das letzte Wort« ist zwar in Interview-Form gehalten, sie soll aber einmal ­andere Fragen beinhalten, als man sie aus »normalen« Interviews kennt. Durch ungewöhnliche und nicht alltägliche Fragen will die Redaktion Neues vom Künstler erfahren. Die Fragen beginnen immer gleich. Wir sind gespannt auf nicht immer gleiche Antworten.

Wann war das letzte Mal, dass Sie Ihre Auszeichnungen poliert haben?
Das muss in meinem letzten Leben ge­wesen sein. Ich habe noch nie eine Auszeichnung poliert. Ich könnte jetzt nicht einmal sagen, wo die sind. Den ECHO habe ich irgendwo hinten im Holzlager. 

Wann war das letzte Mal, dass Sie dachten: »Kabarett ist ja auch nicht mehr das, was es einmal war«?
Wenn ich manchmal sehe, was als Kabarett verkauft wird, kommt mir das kalte Grausen. Ich mag das personalisierte Politiker-Kabarett nicht. Da schalte ich weg. Ich mag und mache gesellschaftspolitisches Kabarett. Das kommt ohne konkrete Namen aus, denn es geht um die Umstände und Verwicklungen, die nicht an Personen gebunden sind. Vorbilder, die mich zum poli­tischen Kabarett gebracht haben, waren Biermösl Blosn und vor allem Gerhard Polt. 

Wann war das letzte Mal, dass Sie »so richtig« Urlaub gemacht haben?
Das war im September in Costa Rica. Da habe ich einen Kurs gegeben, zwei Solo-Konzerte gespielt und noch zwei Wochen drangehängt. Ich war in einem Haus, das man nur mit einem Boot erreichen konnte. Mitten im Urwald, direkt am Meer. Da gab es keinen Handyempfang und keinen Strom. Da konnte man nur schwimmen. 

Wann war das letzte Mal, dass Sie etwas Verbotenes getan haben?
Kürzlich war ich im Kölner Treff bei Bettina Böttinger im WDR. Ich habe aus Versehen das Hotel-Handtuch mitgenommen. 

Wann war das letzte Mal, dass Sie von einem Studenten mehr gelernt haben, als der von Ihnen?
Das kommt oft vor. Gerade bei »problematischen« Schülern ergeben sich immer wieder andere Lösungen. Man lernt nie aus. Das ist auch wichtig. Wenn man als Lehrer meint, dass man alles weiß und versucht, alles ungefragt auf den Schüler zu trans­ferieren, ist der Weg in die Irre nicht weit. Man muss als Lehrer bereit sein, die Meinung komplett zu ändern. Nur der Erfolg kann einem Recht geben – kein Prinzip. 

Wann war das letzte Mal, dass Sie sich wünschten, in einer anderen Zeit ge­boren worden zu sein?
Ich glaube, dass es ein ganz schön großes Privileg ist, hier und heute zu leben. Ich bin jetzt 35 Jahre alt und habe noch keinen Krieg erlebt, keine Krise. Das ist in Deutschland ja noch nicht lange so. Ich habe mir den Gedanken aber auch noch nie gemacht, ehrlich gesagt. Ich gehe gerne auf Mittelalterfeste, aber wenn man weiß, wie das damals wirklich zugegangen ist, dann bin ich gottfroh, im Hier und Jetzt zu leben.

Wann war das letzte Mal, dass Sie einen Musik-Kollegen beneidet haben?
Manchmal beneide ich die Solisten, die In­strumente spielen, mit denen man sich nicht so schwer tut, Engagements zu bekommen. Als Tubist muss man immer Extra-Überzeugungsarbeit leisten. Das ist aber auch ein Vorteil: Ich habe einen Über­raschungsmoment, den andere nicht haben. Hinterher kommen Leute zu mir, die überrascht sind, wie schön eine Tuba klingen kann. Das passiert einem Geiger selten. 

Wann war das letzte Mal, dass Sie gehört haben: »Sie sehen gar nicht aus wie ein Professor«?
Jeden Tag. Und das ist das schönste Kompliment. Wenn ich in der eigenen Univer­sität noch für einen Studenten gehalten werde, ist das großartig.

Wann war das letzte Mal, dass Sie über einen Musiker-Witz gelacht haben?
Das ist lange her, weil ich wirklich alle ­kenne. Meine Lieblingsmusikerwitze kann man nicht abdrucken… Das lassen wir lieber.

Wann war das letzte Mal, dass Sie bei einem Live-Fußballspiel waren?
Das ist eine ganze Weile her, und das ist ein totaler Jammer. Früher habe ich das öfter gemacht. Zuletzt war ich bei einem Spiel des FC Bayern München – nicht mein Verein – in der Champions League gegen einen ganz unbekannten Gegner. Ich wollte unbedingt mal in die Allianz Arena. Und das war so fad. Die Stimmung ist miserabel beim FC Bayern. Mein allerschönstes Erlebnis war übrigens ein Spiel des 1. FC Nürnberg im Olympiastadion gegen München. Der Club hat 3:1 gewonnen. Zwei Tore von Sergio Zarate. Köpke war im Tor. Ist schon ein paar Tage her…

Wann war das letzte Mal, dass Sie in einem Blasorchester mitgespielt haben?Das war hier mit den Münchner Philharmonikern, als sie die Marsch-CD aufgenommen haben. Mein Heimatblasorchester hatte Ende April Jubiläum – da habe ich ein kleines Tuba-Stück mit ihnen gespielt. Als ich im September den Kulturpreis der Stadt Geisenfeld bekommen habe, haben sie mir meinen größten Wunsch erfüllt: Ich durfte einmal Große Trommel spielen. 

Wann war das letzte Mal, dass Sie Ka­raoke gesungen haben?
Das war 2001 auf dem Schiff von Stockholm nach Helsinki. Mit großem Erfolg, denn ich hatte danach eine finnische Freundin. 

Wann war das letzte Mal, dass Ihnen jemand nahegelegt hat, Sie hätten besser mal »was Vernünftiges« gelernt?
Jeden Tag. Das sage ich mir selbst sogar manchmal. Einfach, um auf dem Boden zu bleiben. Wenn man Kunst macht, ist man privilegiert und macht etwas, was auf seine Art schon essenziell ist, aber auch ein ­Luxus. Kunst ist ein notwendiger Luxus, aber dass man ohne überleben kann, weiß man auch.