Die Möglichkeit, ein sehr persönliches Porträt über jemanden zu schreiben, bekommt man eher selten; denn dazu muss man Augenzeuge von mehr als einem Augenblick sein, mit dem notwendigen persönlichen Blick. Bei Angelika Niescier ist mir nicht nur dieser Blick möglich – ich bin auch Ohrenzeuge der saxofonischen Anfänge von ihr gewesen, damals in der Hauptstraßen-Wohngemeinschaft im rheinischen Erkrath nahe Düsseldorf. Ihr Probenkeller war unmittelbar unter meinem Arbeitszimmer (»Episode 1«).
Später, als Angelika Niescier erstmals preiswürdig wurde, saß ich in der Jury für die Vergabe der Förderpreise Musik der Stadt Düsseldorf (»Episode 2«). Und wer kommt mir bei der Recherche zum Themenheft »Frauenpower« unter? Angelika Niescier (»Episode 3«). Also geht es hier zwangsläufig subjektiv zu. Aber gibt es den Blick in eine künstlerische Welt, der objektiv ist? Ist er nicht auch immer gefiltert, emotional? Dafür offeriert er vielleicht ungewohnte Einblicke in eine Biografie. Unmittelbarkeit eben, wenn auch kein Anspruch auf Vollständigkeit. Reflexion, aber keine Wahrheiten. Einschätzungen. Episoden.