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Anhören! CDs von Ackermann, electrolyte und Fanfare Ciocărlia

CD Besprechungen

Die Redaktion hat wieder zahlreiche CDs aus dem Schreibtisch. Und stellt drei davon vor: Experimientierfreudiges von Daniel Ackermann, Fließendes von electrolyte und Mitreißendes von Fanfare Ciocărlia.

Experimentierfreude

Stephanie Zimmer, Daniel Ackermann: Journey! (www.daniel-ackermann.de)

Der Trompeter Daniel Ackermann hat sich mit der Harfenistin Stephanie Zimmer zusammengesetzt und herausgekommen ist “Journey”, benannt nach ebenjener Reise durch die Musik-Epochen.

CD Ackermann

Begonnen wird im Barock mit dem Meister höchstpersönlich: Johann Sebastian Bach. Sein “Menuett” gibt einen ersten Eindruck über den Charakter und die generelle Klangfarbe dieser mittlerweile (lobenswerterweise) nicht mehr ganz so ungewöhnlichen Besetzung. Es folgt die berühmte Arie “Der Hölle Rache” aus Mozarts Oper “Die Zauberflöte”, vorgetragen auf der Piccolo-Trompete. Die sehr hohen ­Passagen meistert Ackermann absolut sicher.

Nach Maurice Ravel leitet ­Astor Piazollas “Oblivion” die jüngeren Epochen ein. Den ­Abschluss macht “Yesterday” von den Beatles. Und als Bonus gibt es am Ende noch eine von Ackermann selbst komponierte Nummer, die “Cadeau”, welche von ihm am Klavier sowie am Flügelhorn gespielt wird. Höchst positiv fällt auf, dass melancholischere Stücke stark vom Feeling dieser Besetzung profitieren.

Die Experimentierfreude in Besetzung und Arrangements darf (auch in der Klassik) sehr gerne weiterhin vorangetrieben werden. cws

Alles scheint aus einem Guss

electrolyte: Virtual Game (Rodenstein Records)

Die vier Jazz-Musiker Yuriy Sych (Keyboard, Synth Bass), Alberto Menendez (Sax), Bastian Ruppert (Gitarre) und ­Martin Standke (Drums), die zusammen das JazzQuartett “electrolyte” bilden, brachten 2021 das Studioalbum “Virtual Game” mit zehn feinen Titeln heraus.

CD Virtual Game

Die verhältnismäßig langen Tracks eignen sich hervor­ragend für einen gemütlichen Nachmittag in der Sonne. Eine Tasse Kaffee und dann ab an die frische Luft. Vor dem inneren Auge zeichnen sich interessanterweise eher Bilder von Sonnenhüten und unterschiedlichsten Landschaftspanoramen als von Jazz-Kellern ab. Zu diesen positiven Assoziationen gesellen sich beim weiteren Anhören stetig mehr hinzu. 

Die Musizierenden haben offenbar bereits viel gemein­same Spielpraxis. Alles scheint aus einem Guss und fließt stetig vor sich hin. Ganz im Flow.

Besonders interessant ist der Albumtitel in Verbindung mit Track Nummer drei “Closed Door”. Denn dessen Struktur, Sound und Melodieführung erinnern tatsächlich sehr an Videospielmusik der 90er und frühen 2000er. Durch den Umstand, dass “electrolyte” bewusst Songstrukturen der Popmusik verwendet, fällt auch Jazz-Neulingen das Hören und Hineinfühlen in dieses Album sicherlich nicht schwer.

Kaufempfehlung! cws

Positive Energie

Fanfare Ciocărlia: It wasn’t hard to love you (Asphalt Tango Records)

Die rumänische Balkan-Brass-Band “Fanfare Ciocărlia” feierte 2021 ihr 25-jähriges Bestehen und nahm dies zum Anlass, ihre bereits zehnte CD zu produzieren. Treibende Rhythmen, virtuose Einlagen aller Instrumente, dezente Andeutungen auf andere Genres wie Jazz und die ein oder andere durchaus komplexere Struktur in Phrasierung und Instrumen­talisierung sorgen für die entsprechende Atmosphäre. 

CD Fanfare

Die Besetzung mit zwei Drummern, zwei Helikon-Spielern, zwei Tenören, vier Trompetern und zwei Saxofonisten gibt viel Raum für interessante Stimmverläufe, was die Musiker dankenswerterweise oft ausnutzen, ohne dass es inflationär oder abgedroschen wirkt. 

Der erste Titel “Just The Two Of Us” von Bill Withers zeigt bereits gekonnt, wo die musikalische Reise bei diesem Album hingeht, denn der Grundcharakter bleibt bei allem Variantenreichtum durchgehend erhalten und sorgt so für den Wiedererkennungswert.

Eine auffallend positive Energie strahlt “Pannonicated Polka” aus. Mit passend gesetzten virtuosen Einwürfen der hohen Bläser, der bewusst ­einfach gehaltenen Groove-Section und der Geräusch­kulisse der jubelnden Leute im Hintergrund ist sie eines von vielen Highlights dieser CD. cws