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Anhören! Neue CDs von Ridder, Moinet und South Brass

Ridder

Die Redaktion hat zahlreiche neue und sehr unterschiedliche CDs auf dem Schreibtisch und stellt sechs davon vor: Ungewöhnliches von Daniel Ridder, solistisches von Celine Monet und auch von Georg Hiemer, posaunistisches von den Connected Bones, frisches von South Brass und “das Beste” auf einem Sampler der Kollegen der Zeitschrift Mucke.

Unkonventionelle Wege

Miroslava Stareychinska und Daniel Ridder: Miniaturen (www.martin-schmid-blechblaesernoten.de)

Wie auch schon Andreas Hofmeir und Andreas Mildner vor ihnen wollen auch Daniel Ridder und Miroslava Stareychin­ska mit der etwas ungewöhn­lichen Kombination aus Tuba und Harfe neue Wege gehen. Und diese gehen auch auf.

Ridder

Den Einstieg bildet das »Andante Cantabile« aus dem 1. Streichquartett von Peter Iljitsch Tschaikowsky. Die beiden Musizierenden überzeugen mit sehr klaren Phrasierungen und schnörkellosen musikalischen Linien. Danach erklingt »Meditation« aus der Oper »Thais« von Jules Massenet. Auch die folgenden Titel behalten den cantilenen Charakter der vorangegangenen, der Albumtitel erweist sich dementsprechend als recht passend. 

Die instrumentalen Leistungen der beiden werden unterstrichen durch ihre beeindruckenden Lebensläufe. Stareychin­ska wurde bereits mit 21 Jahren Solo-Harfenistin des Opern- und Sinfonieorchesters Plovdiv in Bulgarien. Und Ridder, in seiner Haupttätigkeit Solotubist im Musikkorps der Bundeswehr, sammelt regelmäßig Erfahrungen bei Aushilfen in Orchestern wie dem WDR Funkhausorchester Köln oder der Deutschen Oper am Rhein.

Diese CD ist ein Beleg, dass unkonventionelle und kreative Wege in der Musik eine Be­reicherung sein können. cws

Wahrer Hörgenuss

Céline Moinet: Lumière (Berlin Classics)

Frankreich ist Céline Moinets Heimat, hier lernte sie als kleines Mädchen die Oboe kennen und lieben. Auf ihrer ­neuen CD »Lumière« widmet sie sich nun französischer Kammer­musik von Francis Poulenc, Maurice Ravel, Claude Debussy sowie Camille Saint-Saëns und lässt die Oboe als Solo-Instrument in ihrer ganzen Pracht erstrahlen. Am Klavier begleitet sie dabei Florian Uhlig. 

Moinet

Zu den Originalwerken zählt neben Poulencs »Sonate für Oboe und Klavier« auch sein »Trio für Oboe, Fagott und Klavier«, das Moinet mit Fagottistin Sophie Dervaux aufgenommen hat – ein echtes Highlight auf der CD. In den Genuss dieses Trios kommt man auch beim letzten Titel noch einmal: Debussys »Piano Trio in D-Dur« haben Moinet und Dervaux für Oboe, Fagott und Klavier arrangiert. Bei Debussys »Rhapsodie« wechselt Moinet außerdem zum Englischhorn und bietet so ein weiteres Moment der Abwechslung. 

Ihr virtuoses Spiel lässt die Oboe strahlend singen und tanzen, aber auch melancholisch klagen. Im Booklet der CD wird die Künstlerin folgendermaßen zitiert: »Diese Musik ist so gesehen meine Muttersprache.« Und dieser leichte, unkomplizierte musikalische Zugang zu den Werken klingt tatsächlich in jeder Phrase mit. Ein wahrer Hörgenuss! coh

Atmosphärisches Hörerlebnis

Georg Hiemer: Zeitreise (www.georg-hiemer.com)

Hiemer

Der Trompeter Georg Hiemer bringt seine bereits zweite ­Solo-CD mit dem Namen »Zeitreise« heraus. Begleitet wird er darauf vom Organisten Johannes Skudlik. Das Duo harmoniert hervorragend mit­ein­ander. Für einen fulminanten Start sorgt Johann Sebastian Bachs drei­sätziges »Concerto in D-Dur nach Vivaldi BWV 972«, bei dem Hiemer bereits viele Facetten seines Könnens präsentiert. Beim »Konzert in d-Moll« von Alessandro Marcello beweist Hiemer dann erst recht sein beeindruckendes Niveau, denn beim sehr langsamen, sehr hohen und sehr langen »Adagio« gibt er sich keinerlei technische Blöße und musiziert mit angenehmem Ausdruck. Beim »Vivaldissimo« von Enjott Schneider übernimmt Martin ­Ehlich die zweite Trompeten­stimme. Die beiden ergänzen sich gut und die hier und da durchaus komplexeren Strukturen greifen mühelos ineinander. 

Positiv fällt auch das Design der CD auf. Alles Überflüssige wurde bewusst weggelassen, es gibt keine seitenlangen Aufzäh­lungen aller Orchester oder En­sem­bles. Georg Hiemer besticht bei »Zeitreise« durchgehend mit musikalischem Gespür und mit vollem, sattem Sound durch alle Lagen. Es ist nie zu viel oder »drüber«, was durchgehend für ein überaus atmosphärisches und positives Hörerlebnis sorgt. cws

Hochkarätige Posaunisten

Connected Bones: Home is where your Bone is (Rodenstein Records)

Bei allem Frust über die anhaltende Corona-Pandemie und ihre katastrophalen Auswirkungen für die Kultur – viele musikalische Projekte und CDs wären ohne sie vermutlich nie entstanden. Auch »Home is where your Bone is« ist ein solches Pandemie-Projekt: Freddy Andrej führte die hochkarätigen Posaunisten Prof. Felix Fromm, John Fedchock und Bill Reichenbach (die nebenbei auch für ihre Arrangements bekannt sind) mit renommierten Arrangeuren wie Bob Mintzer, Prof. Jörg Achim Keller und Eiríkur Rafn Stefánsson zusammen. Die Botschaft hinter dem Projekt: Musik verbindet Menschen zu jeder Zeit, egal wie die Pandemie das tägliche Leben beeinflusst. 

Posaune

Eingespielt wurden Freddy ­Andrejs Lieblingsstücke sowie Eigenkompositionen – und das alles in Form von Einzelstimmen aus den jeweiligen Heim-Studios der Musiker in Los Angeles, New York und Rhodt unter Rietburg. Man beachte hierbei auch, dass die fünf Stimmen auf nur vier Musiker aufgeteilt wurden. 

Posaunen-Liebhaber und Fans des tiefen Blechs werden an dieser CD mit Sicherheit ihre Freude haben. Ein Teil des Erlöses wird übrigens an Bill Reichenbachs »Hearts of Music Fund« sowie für musikalische Jugendförderung in Europa gespendet. hc

Warum Blasmusik?

South Brass: Darum Blasmusik! (HutterMusic)

Die sieben Musiker von »South­Brass« haben die konzertfreie Zeit sinnvoll genutzt und ihr zweites Album mit dem Titel »Darum Blasmusik!« produziert. Das Leitmotiv dahinter ist die Frage »Warum Blas­musik?«, denn es soll ja tatsächlich noch Menschen geben, die behaupten, Blasmusik sei nur was für alte Leute. Dem widersprechen die jungen Südtiroler aber entschieden!

South Brass

Mit beeindruckendem Niveau und spannenden, abwechslungsreichen Titeln zeigen die Musiker ihr ganzes Können. Mit ausschließlich neuen Stücken, von denen die meisten sogar Eigenkompositionen sind, zeigen sie, dass Blas­musik extrem viele Facetten zu bieten hat – wenn man nur ­experimentierfreudig ist. Drei moderne Stücke komplettieren das rundum gelungene Album.

Die kurzweilige Titelauswahl, die saubere Aufnahmequalität und die unverfälscht natürlich klingenden Instrumente sorgen dafür, dass man die CD am liebsten in Dauerschleife hören möchte. Von der Komposition bis zum Mastering besticht dieses Album mit hoher Qualität und reiner Spielfreude.

»Darum Blasmusik!« ist eine An­sage an sämtliche Polka-Muffel, dass das Genre alles andere als eintönig ist, wenn man nur das musikalische Verständnis und frische Ideen hat. Das ist »SouthBrass« hervor­ragend gelungen.  cws

Umfangreicher Überblick

Diverse Interpreten: mucke Volume 3 (Mucke)

Bereits zum dritten Mal hat die Redaktion des »Mucke«-Maga­zins die Spitze der Blasmusik zusammengetragen und diesmal sogar auf zwei CDs gepresst.

Mucke

Von böhmischen Klassikern der »Egerländer Musikanten« unter Mosch und Hutter über mährische Schmankerl der »Blaskapelle Gloria« oder »Vlado Kumpan« bis hin zu neuen Hits der »Kaiser Musikanten« oder »Blechverrückt« finden sich hier sämtliche Facetten der Blasmusik wieder. Weitere Formationen, die auf dem Album ­ihren Platz gefunden haben, sind unter anderem »Viera Blech«, »Die Hopfenmusig«, »Alpenblech«, »Tanja und ihre Blaskapelle Eudaimonia« oder »Lukas Bruckmeyer und seine Böhmischen Kameraden«.

Den Einstieg machen die »Inns­brucker Böhmische« mit dem Titel »Unvergesslich Böhmisch« und stimmen die ­Ohren ausgezeichnet auf die 40 rein instrumentalen Polkas, Walzer und Märsche ein. Gleich im Anschluss erklingt der »Stroh­witwer« von »Ernst Hutter & Die Egerländer Mu­sikanten – Das Original«. Für das nötige Kontrastprogramm sorgt der erste mährische Titel der CD, »Trauriger Abschied«, bei dem Vlado Kumpan zeigt, was für einen Tonumfang ein Flügelhorn haben kann.

Diese CD gibt sicherlich einen umfangreichen Überblick über die Szene. cws