Eigentlich wollten wir uns mit Stefan Dettl, dem LaBrassBanda-Frontmann, im Café Cord in München treffen, um über die neue Platte “Danzn” zu sprechen. Corona machte uns – wie so vielen derzeit – einen Strich durch die Rechnung. Also wurde telefoniert – mit dem festen Versprechen, das “echte” Gespräch nachzuholen, sobald es die Lage wieder zulässt. Und dann gibt es auch neue Fotos. Der Fototermin war nämlich auch geplatzt…
Die Corona-Krise bestimmt derzeit auch das Kulturleben bzw. hat dieses zum Erliegen gebracht. Allerlei Forderungen, Petitionen und Absichtserklärungen kommen heraus. Trifft euch der Virus, was eure Vorhaben angeht, auch schon mit voller Härte?
Ja klar. Wir wären im April gestartet, am 1. April wäre das erste Konzert gewesen. April und Mai sind jetzt erst einmal auf Eis gelegt. Es ist leider so wie es ist. Als freiberuflicher Musiker gibt es immer wieder Dinge, die nicht funktionieren. Damit muss man umgehen – es hilft nichts. Später, sobald es wieder geht, werden wir mit voller Energie wieder Musik machen.
Wie nutzt ihr die Zwangspause? Ist die eine gute Chance, die nächste CD zu planen?
(lacht) Nein, wirklich nicht. Die Produktion der aktuellen Platte “Danzn” mit zwölf Songs war relativ aufwendig. Da sind wir ohnehin eine der wenigen Bands, die noch 12-Track-CDs macht. Das hat uns das vergangene halbe Jahr schon auch sehr viel Arbeit gekostet. Und die nächsten Wochen sind wir auch noch beschäftigt damit. Als Musiker hat man es natürlich manchmal ein bisschen einfacher. Wir können daheim natürlich super proben, uns vorbereiten und tägliche Übungen machen. Da ist unser normaler Lebens- und Arbeitsrhythmus gar nicht so sehr gestört. Denn es ist ja normal, dass man daheim übt. Deswegen können wir unseren Job derzeit noch weitermachen.
Durch Corona verschiebt sich jetzt auch die Veröffentlichung von »Danzn«. Im Gespräch ist jetzt Mitte Mai…
Ja, und wenn es Ende Mai oder Anfang Juni wird, ist auch alles gut. Aber derzeit hat das ja auch nicht wirklich Priorität.
Der Titel “Danzn” ist die Aufforderung schlechthin und man weiß auch, was einen erwarten wird: tanzbare Musik. Richtig?
Das Vorgänger-Album “Around the World” und die damit verbundene Welt-Tour hat uns noch einmal bewusst gemacht, dass wir außerhalb von Bayern als ganz normale Tanzband wahrgenommen werden. In Australien stellt uns keiner die Frage, warum wir Lederhosen anhaben und was das für ein merkwürdiger Dialekt sei. Zu LaBrassBanda gehen die Leute, weil sie tanzen möchten. Das genießen wir und deshalb heißt das Album “Danzn”.
Eure Musik wird international verstanden – als das was sie ist. Hat Musik damit per se immer schon auch eine Botschaft?
Für mich persönlich ist das die allerwichtigste Botschaft. Ich beweg mich immer, ich kann gar nicht stillhalten. Dieses Natürliche, dieses Kindliche in der Musik, dieser Bewegungsdrang – das haben viele Menschen auf der Welt. Wenn dann noch verschiedene Menschen und Kulturen zusammenkommen und eine schöne Zeit haben, wenn es egal ist, wer woher kommt und warum was macht, dann ist Musik die schönste Botschaft, die es gibt: Passt aufeinander auf, genießt das Leben miteinander, in Respekt und Solidarität.
Das passt ja doch wunderbar in die aktuelle schwere Zeit oder? Kann Musik durch diese Krise hindurchhelfen?
Auf alle Fälle. Und da helfen ja nicht nur die Profimusiker. Da hilft der Kirchenchor, die Blasmusikgruppe, der Kinderchor. Die sozialen Verbindungen sind wichtiger denn je. Da geht es um das Miteinander und Menschlichkeit! Das ist besonders in Krisenzeiten das einzige was zählt! Luxus und Reisen braucht kein Mensch. Die Familie ist wichtig, das menschliche Miteinander. Ich bin grenzenloser Optimist und es wäre schön, wenn dieses Bewusstsein auch nach der Krise erhalten bliebe. Dass also nicht alles wieder so weitergeht wie vor der Krise… Es wäre zu wünschen, wenn die Menschen wieder einen Bezug zu sich selber haben und zu dem, was wirklich wichtig und was unwichtig ist. Es wird bei vielen Menschen etwas auslösen. Bei mir auch!