Früher war alles besser . . .« mag vielleicht auf einige Dinge zutreffen – nicht jedoch auf den Stand der sinfonischen Blasmusik in Deutschland heute. Betrachtet man die Entwicklung seit 1990, hat sich einiges getan. Stefan Kollmann, ehemaliger Bundesdirigent des Bundes Saarländischer Musikvereine und seit 2010 Dirigent des Sinfonischen Jugendblasorchesters Karlsruhe (SJBO), hat diese Entwicklung mehr oder weniger aus dem Hintergrund beobachtet. Denn er hatte sich für einige Jahre etwas aus der semiprofessionellen Blasorchesterwelt zurückgezogen und hat während dieser Zeit einen umfassenden Blick auf die Szene geworfen. Seit 2010 ist er wieder verstärkt als Dirigent tätig und freut sich nun über viele positive Entwicklungen.
Die sinfonische Blasmusik schaffte ziemlich genau vor 20 Jahren ihren großen Durchbruch. Weg von der Militärmusik, hin zur konzertanten Blasmusik – das war der Weg, den die sinfonische Blasmusik beschreiten wollte. Immer mehr Komponisten waren bereit, für diese Form von Blasorchester zu komponieren und heute berühmte Kompositionen wie Johan de Meijs »The Lord of the Rings« feierten internationale Erfolge. Doch nicht nur große Werke mit hohem Schwierigkeitsgrad wurden immer beliebter, sondern Komponisten begannen auch für die breite Masse zu komponieren. »Queens Park Melody« von Jacob de Haan oder Jan Van der Roosts »Flashing Winds« waren Anfang der Neunziger der Renner in fast jedem Blasorchester – und werden auch heute noch immer gern gespielt. »Das sind einfach tolle Stücke, die wegweisend waren«, erklärt Kollmann, der diese Kompositionen natürlich auch zu seinem Repertoire zählen kann. »Plötzlich kam man auf die Idee zu sagen: Es wäre doch gut, eine Bassklarinette zu haben . . . oder einen stärkeren Klarinettensatz. Die neuen Werke waren auf häufige Klangfarbenwechsel ausgelegt, ohne die der Reiz vieler Stücke aus der damaligen Zeit verloren gegangen wäre.