In der Musikschule oder bei Herrn Soundso haben wir Trompete spielen gelernt. Fertig. Der Eintritt in die Blaskapelle war geschafft. Ausgelernt! Auch in einem Beruf hat man früher einmal eine Lehre absolviert. Ausgelernt. Und dann hat man seinen Beruf ausgeübt. Ein Leben lang. Ja gut, hie und da hat man bei Bekannten oder gar bei der Konkurrenz etwas Neues gesehen oder gehört, hat es auch ausprobiert und das eigene Können erweitert. Das alles gibt es heute nicht mehr. Ohne Fortbildung und Weiterbildung, ohne Kurse und Seminare, ohne Ergänzungsstudien geht es nicht. Ich behaupte, auch das Spielen und Arbeiten in einem Blasorchester ist eine ständige Weiterbildung. Der jüngste Klarinettist und der älteste Tubist lernen lebenslang dazu.
Wir müssen lesen. Und zwar nicht nur Worte, sondern eine noch abstraktere Notenschrift. Zwar identifizieren wir beim Spielen nicht c-fis-gis-ais, sondern wir übersetzen den mit den Augen wahrgenommenen Eindruck zuerst einmal in die Vorstellung von Tonhöhen. Wir denken – blitzschnell muss das gehen – »aha, c, das ist gut, den kenn ich, das ist in der Stammtonreihe der Grundton, dann aber springts hinauf zum fis, von c aus gar nicht so leicht zu treffen, und dann gehts in Ganztonschritten hinauf«. Trompeter denken ebenso wie alle anderen Instrumentalisten in Griffen und spüren, wie beim Denken des Tones fis der zweite Finger juckt. Das Zusammenwirken der Sinne, des Sehens, des inneren Hörens und des Greifens, ist das Besondere. Und dann kommt ja das Ergebnis. Ich höre, diesmal laut und deutlich, das ich da gelesen, innen gehört und gegriffen habe. Höre, ob die vier Töne stimmen oder nicht.