Orchestra

quadro nuevo – ein quartett auf abenteuerreise

Die perfekte Beherrschung des Instruments, eine gute Ausbildung und solides Handwerk sind noch immer die zentralen Voraussetzungen für den Musikerberuf und werden es, von den klassischen Ausnahmen abgesehen, auch bleiben. Doch mit virtuosem Können alleine ist es in unserer Zeit nicht getan. Besser zu sein als andere ist notwendiger denn je, zum Erfolgsrezept jedoch gehören heute noch eine ganze Reihe anderer Zutaten, und das ist durchaus ein stilübergreifendes Phänomen. Sogar die mittlerweile überstrapazierte Suche nach dem Superstar illustriert diesen Trend: nicht die sängerische Qualität der Nobodys ist entscheidend – das Publikum schenkt seine Gunst viel eher der ausgefallendsten Persönlichkeit. Können und Persönlichkeit sind mehr denn je die grundlegendste Voraussetzung für dauerhaften musikalischen Erfolg. Bestes Beispiel, wie diese beiden Komponenten miteinander in Beziehung zu bringen sind, ist das Quartett »Quadro Nuevo«.

Seit acht Jahren ist das Quartett mit stetig zunehmendem Erfolg in ganz Mitteleuropa unterwegs. »Quadro Nuevo« – nicht ganz zufällig fühlt man sich beim Wortlaut des Namens an »Tango Nuevo« erinnert. Der argentinische Tango emanzipierte sich mit diesem Etikett und unter der Regie von Astor Piazzolla von der Gassen- und Tanz- hin zur seriösen Konzertmusik. In ähnlichem Sinne beschreitet auch »Quadro Nuevo« neue Wege; in diesem Fall ist es der Versuch, Musik unterschiedlichster stilistischer und geografischer Herkunft zusammenzuführen, neu zu begreifen und zu interpretieren.

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Orchestra

holger schinköthe – fagottisten werden keine weltstars – oder doch?

Es gibt Instrumente im klassischen Sinfonieorchester, die – zumindest für den ungeübten Hörer – eine geradezu marginale Rolle spielen und dennoch für das Klangbild unverzichtbar sind. Sei es eine zweitaktige Überleitung durch die Holzbläser in ein anderes Thema, sei es ein treibendes rhythmisches Ostinato wie am Anfang der »4. Symphonie« von Felix Mendelssohn Bartholdy – immer steht dabei ein Instrument im Vordergrund, dessen Wirkung vielleicht vor allem deswegen nicht abgeschätzt werden kann, weil es in der Kammermusik und Sololiteratur des 19. Jahrhunderts nur eine verhältnismäßig kleine Rolle spielt. Die Rede ist vom Fagott.

Fagottisten werden keine Weltstars, internationale Bekanntheit erlangen sie bestenfalls in Fachkreisen. Wohl kein Fagottist ist ohne Umwege zu seinem Instrument gekommen, schwerlich wird sich in einer Musikschule ein Schüler finden, der seine musikalischen Begehrlichkeiten von Beginn an auf das Fagott gerichtet hätte. Alles das gilt auch für den Fagottisten Holger Schinköthe, der seit zwölf Jahren erster Solofagottist des Bayerischen Staatsorchesters, dem Klangkörper der Bayerischen Staatsoper in München, ist. Schinköthe ist einer der heimlichen Stars in der europäischen Orchesterlandschaft, ein Musiker, der international gefragt ist und für seine Engagements zuweilen auf weite Reisen gehen muss.

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Orchestra

unterbiberger hofmusik – echte volksmusik mit einer prise latin jazz

Unterbiberg scheint eine perfekte bayerische Idylle zu sein mit allem was dazugehört: Bach und Dorfbrunnen, Barockkirche und Wirtshaus. Doch das Dorf liegt unmittelbar vor den Toren der Großstadt München, von deren wuchernden Ausläufern es mittlerweile fast verschluckt worden ist. Die geografische Lage gibt ein gutes Bild ab für eine besondere Musikrichtung, die hier ihren Ursprung hat. Zwischen Bayerisch-Bodenständigem und urbanem Jazz-Sound bewegt sich die Musik eines international konzertierenden Ensembles, das in Unterbiberg seine Heimat hat.

Im alten Brennereigebäude des Ortes, umgeben von den weitläufigen Gebäuden eines ehemaligen Gutsbetriebes, wohnt die Familie Himpsl. Die Himpsls sind eine echte Musikerfamilie, die mit ihrem außergewöhnlichen Projekt tatsächlich schon die halbe Welt bereist hat. Die Rede ist von der »Unterbiberger Hofmusik«. Der Name klingt nach Volksmusik, und eben darum geht es auch – jedenfalls im weitesten Sinne.

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jörg widmann – »lichtgestalt« der avantgarde-musik

Nada Brahma – die Welt ist Klang. Kaum ein Musiker der jüngeren Generation vermittelt diese aus dem altindischen Sanskrit überlieferte Anschauung so exemplarisch wie der erst 30-jährige Klarinettist und Komponist Jörg Widmann. Schon im Alter von sieben Jahren entdeckte er sein Instrument, traf eine ganz persönliche, von elterlichen Einflüssen unabhängige Entscheidung. Es war nicht die Schönheit des Instruments oder die Ausstrahlung eines Musikers, die seine Wahl beeinflussten. Es war ganz einfach der Klang der Klarinette, der ihn gefangen nahm und bis auf den heutigen Tag nicht mehr losgelassen hat.

Zu dieser Klangentscheidung kam es während eines musikalischen Früherziehungskurses an der Musikschule Unterhaching bei München. Den jungen Schülern, die nicht auf ein Instrument fixiert waren, sollte über das Hören ein Verständnis von Musik vermittelt werden, erste Schritte der Gehörbildung und Sensibilisierung unabhängig vom Instrumentalunterricht. Die Entschiedenheit, mit der Jörg Widmann seine Wahl traf, ist vielleicht der ausgeprägteste Zug einer in jeder Hinsicht bemerkenswerten Persönlichkeit. Sie ist auf jeden Fall ein roter Faden, der in den wichtigen Momenten von Widmanns Musikerkarriere positiv in Erscheinung trat.

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