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nicht reden, dirigieren! – tipps für dirigenten vom blasmusikalischen hinterbänkler (1)

Hinweise und Lehrbücher von Dirigenten für Dirigenten gibt es zuhauf. Aber was erwarten eigentlich die Musiker von einem Dirigenten? Auf diese Frage, die Dirigenten sicher beschäftigen dürfte, gibt der amerikanische Tubist und Dirigent David C. McCormick exklusiv in clarino.print Auskunft. Seine Forderung an die Dirigenten mag überraschen: weniger sprechen, mehr dirigieren.

Solange du dirigierst, werden wir enthusiastisch spielen und versuchen, alles umzusetzen, was du vorgibst. Aber wenn du sprichst, verlieren wir die Aufmerksamkeit. Wir gehen zur Probe, weil wir gerne spielen, und wir ärgern uns über Zeit, die für etwas anderes geopfert wird. Worte sind für die meisten musikalischen Belange unzureichend. Ein kluger Mensch sagte einmal: »Über Musik sprechen ist wie zu Nuklearphysik tanzen.« Von den wenigen Worten, die auf Musik angewandt werden können, können die meisten durch Dirigierbewegungen ausgedrückt werden – stärker, leiser, langsamer, legato, staccato, Akzente, marcato, cantabile und so weiter. Sprich also bitte nur bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen die Aussage nicht mit dem Taktstock, mit der linken Hand, mit der Mimik oder mit Körperbewegungen vermittelt werden kann. Du musst zum Beispiel nicht über einen ungeschriebenen Akzent sprechen – zeig ihn einfach durch deine Dirigierbewegungen. Wenn wir den Akzent nicht machen, reiß ab, lass die Passage wiederholen und sage uns, dass wir auf den Akzent achten sollen. Wenn wir in einer anderen Passage zu laut spielen, sag uns nicht: »Spielt leiser!«. Lass die Passage wiederholen und dirigiere die richtige Lautstärke. Wenn es dann immer noch nicht stimmt, erinnere uns daran, dass wir den Taktstock beachten müssen, und lass die Stelle noch einmal wiederholen. Auch wenn die Wiederholungen vielleicht Zeit kosten: wir werden daraus lernen und in Zukunft Zeit sparen. Erinnere dich auch immer daran, dass dein Dirigat klar sein muss. Mache uns nicht für deine dirigiertechnischen Unzulänglichkeiten verantwortlich.

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nicht reden, dirigieren! – tipps für dirigenten vom blasmusikalischen hinterbänkler (2)

Hinweise und Lehrbücher von Dirigenten für Dirigenten gibt es zuhauf. Aber was erwarten eigentlich die Musiker von einem Dirigenten? Hier lesen Sie – exklusiv in clarino.print – den zweiten Teil der Ausführungen des amerikanischen Tubisten und Dirigenten David C. McCormick. Er fordert: weniger reden, mehr dirigieren.

Deine nächste Bewegung, der Vorbereitungsschlag, ist die allerwichtigste Bewegung in unserer Kommunikation. Er sollte uns alles sagen, was wir wissen müssen, um mit dem Musizieren beginnen zu können. Und weil er wortlos ist, wird auch keine Zeit vergeudet. Einen Schlag vor dem Beginn der Musik musst du eine einzige Bewegung machen, die uns gleichzeitig zum Atmen auffordert, uns ein gemeinsames Tempo und den richtigen Stil (sostenuto, staccato, marcato, cantabile und so weiter) vermittelt. Alle Ensembles, sogar Streichquartette und Percussiongruppen, atmen auftaktig miteinander. Wenn der Beginn auf einer Unterzählzeit liegt (eine Pause auf der Zählzeit, auf die noch vor der nächsten Zählzeit ein oder mehrere Töne folgen), bereite uns für diesen nächsten Schlag vor. Wenn ein unübliches Tempo oder sonst ein spezieller Umstand vorliegt, kannst du eine unauffällige Handbewegung mit der linken Hand machen, etwa Daumen und Zeigefinger zusammentippen und leise mit den Lippen bis zum Vorbereitungsschlag vorzählen. In quasi allen Fällen ist es am besten, wenn der Taktstock nur eine einzige Auftaktbewegung ausführt, weil alles was darüber hinausgeht uns verwirren und zu einem irrtümlichen verfrühten Einsatz führen kann. Wenn du zu deinem Vorbereitungsschlag auch noch einatmest, werden du und deine Kollegen (also wir Spieler) eine noch tiefere Verbindung haben.

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die midwest clinic – 60 jahre und kein bisschen leise: branchentreffen in chicago

Die Midwest Clinic von 19. bis 23. Dezember in Chicago wird noch mehr Einzelveranstaltungen bereithalten und noch festlicher sein als jemals zuvor – eine großartige Geburtstagsfeier zum 60. Jubiläum.

Was im Jahr 1946 als eine einzige Morgen- und Nachmittagsveranstaltung für das Kennenlernen neuer Blasorchesterliteratur begann, hat sich auf fünf Tage ausgeweitet, jeweils von frühmorgens bis spätabends, und erstreckt sich über Blasorchester-, Sinfonie-, Jazz-, Kammermusik- und Solokonzerte, eine Musikausstellung in fünf Messehallen sowie gesellschaftliche Events und bietet die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen. Ein beständiges Element der Midwest Clinic ist die Möglichkeit, beste Musik zu hören (leichte ebenso wie schwere), die im jeweils vergangenen Jahr veröffentlicht wurde – und natürlich die Gelegenheit, diese und andere Partituren an den Ständen der Verleger zu begutachten.

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midwest clinic chicago – inspirieren, durchschütteln, demonstrieren

Von den leidenschaftlichen Vorführungen und Erklärungen über musikalische Kommunikationsformen der Violinistin Rachel Barton Pine in der ersten Session am Dienstagmorgen bis zu den letzten Tönen des großen Zirkus-Marsches »Barnum and Bailey’s Favourite« im letzten Konzert, das die Kanagawa University Symphonic Band am Samstagabend gab, war die Midwest Clinic ein ununterbrochener Strom von wunderbarer Musik, Aufgeregtheit, Inspiration, Bildung und Freundschaft. Über 14 000 Menschen aus aller Welt haben die Midwest besucht.

Die Darbietungen reichten von Solisten und kammermusikalischen Ensembles bis hin zu großen Sinfonieorchestern und sinfonischen Blasorchestern, einschließlich Jazz, Percussion- und ethnischer Musik. Unter den eher unüblichen Ensembles fanden sich ein Fagott-Nonett und ein Jazz-Streichquintett. Auf über 500 Ausstellerflächen wurden Instrumente, Noten, andere Produkte, Ausbildungsmöglichkeiten und Reisen gezeigt und angeboten. Spezielles Augenmerk wird bei der Midwest Clinic darauf gelegt, neben bewährtem Repertoire die besten neuen Veröffentlichungen der verschiedenen Schwierigkeitsgrade aufzuführen (die sämtlich in der Ausstellungshalle erhältlich sind). Beispiele für die vielen hervorragenden neuen Blasorchesterpublikationen für Spieler aller Leistungsstufen waren »Aerodynamics« von David Gillingham (Grad 4), das von den Los Angeles Pierce Symphonic Winds gespielt wurde, oder »Distant Thunder of the Sacred Forrest« von Michael Sweeney (Grad 2), aufgeführt von der Tapp Middle School Symphonic Band. Ebenso Sam Hazo’s »Perthshire Majesty« (Grad 3) von der William Mason Wind Symphony und »Neon« aus der Feder von Anne McGinty (Grad 1), das die Green Valley High School Symphonic Band auf die Bühne brachte.

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alfred reed – einer der leuchtendsten sterne

Die Bläsermusik hat mit dem Tod von Alfred Reed am 17. September einen ihrer leuchtendsten Sterne verloren. Obwohl er ein perfekter Musiker mit einem breiten und schier unergründlichen Wissen in allen musikalischen Bereichen war, war Reed am besten als Komponist für und Dirigent von Blasorchestern in der ganzen Welt bekannt. Die renommiertesten Verlage gaben mehr als 250 von seinen Werken heraus, darunter viele Auftragskompositionen von bedeutenden akademischen Institutionen und professionellen Ensembles. Die höchst unübliche Bandbreite seines beruflichen Schaffens war in seiner Professur an der University of Miami ersichtlich: sie beinhaltete Musiktheorie, Komposition, Arrangement, Pädagogik, Dirigieren und seine Einrichtung eines Modellstudiengangs in Musik-Wirtschaft.

Reed wurde am 25. Januar 1921 in New York City als Sohn Wiener Eltern geboren – es war ein kultureller, gebildeter Haushalt voller Musik. Alfred sprach ausschließlich Deutsch, bis er in die Schule eintrat. Sein Vater, ein Gastronom inmitten des theatralischen und musikalischen Geschehens, kannte viele professionelle Musiker und arrangierte für den gerade elf Jahre alten Alfred eine Trompetenausbildung bei einem frisch pensionierten Trompeter der Metropolitan Opera, dem Alfred immer seinen hohen Standard in Sachen Aufführung, Geschmack und Empfindsamkeit für Klangfarben zuschrieb, die er zu Beginn als Unterscheidung zwischen Trompete, Kornett und Flügelhorn erfuhr.

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Der Musikverein – Das ungewöhnlich effektive Medium des kleinen Mannes

»Kunst um der Kunst willen« schafft ein Vakuum, das künstlerische Musik erwürgt, und tut nichts, um die Gesellschaft zu verbessern. Kunst um der Menschen willen schafft eine Atmosphäre, in der künstlerische Musik gedeihen kann; die Gesellschaft wird gefördert, wenn die Menschen geistig, ästhetisch und intellektuell bereichert werden. Blühende Gesellschaften betrachten die Musik als einen zentralen Faden im Gewebe ihres Gemeinwesens. Der Musikverein ist ein wesentliches Medium von Kunst um der Menschen willen, mit einer entscheidenden Rolle darin, zu helfen, die künstlerische Musik in eine zentrale Position zu bringen.

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