Orchestra

ein marsch statt einmarsch – »schäl sick brass band« auf kultur-tour in nahost

Blasmusik ist nicht gerade das, was man normalerweise mit arabischen Ländern verbindet. Wobei es sie schon seit sehr langer Zeit gibt, wie die Posaunen von Jericho belegen (und was wäre das für ein Thema: Die Blasmusik in der Weltliteratur!). Doch meist sind es eher Flöten wie die Ney, die für den richtigen geblasenen Ton sorgen. Da scheint es viele Möglichkeiten für die »Schäl Sick Brass Band« zu geben, die drei Wochen in arabischen Ländern unterwegs war und diese Tour mit zwei umjubelten Konzerten in Kairo und Alexandria gemeinsam mit dem ägyptischen Popstar Mohammed Mounir beschloss.

Die Konzerte waren eingebettet in ein Festival unter dem Motto der Begegnung der Kulturen, das vom dortigen Goethe-Institut bewusst gegen die Diskussion um den vermeintlichen Kampf der Kulturen, wenn nicht gar Krieg der Kulturen, gesetzt wurde. Schließlich waren es wohl letztmalig auch deutsche Blaskapellen, die in den arabischen Ländern gehört wurden, als das deutsche Kaiserreich vor dem Ersten Weltkrieg von einer Bahnlinie bis nach Bagdad träumte, um seine Einflusssphäre auch auf das Gebiet um den Suezkanal auszudehnen. Doch mit derartigen Bestrebungen hat die »Schäl Sick Brass Band« nichts am Hut. Sie steht zwar in einer gewissen Tradition der deutschen Blasmusik, stellt sie aber durch die musikalische Begegnung etwa mit Stücken vom Balkan oder auch aus Ägypten immer wieder infrage, begibt sich quasi in einen Raum zwischen den Kulturen, ausgehend von der eigenen. Das prädestinierte sie auch für dieses große Unternehmen der Goethe-Institute in den arabischen Ländern, in denen sie im Oktober drei Wochen lang unterwegs war.

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Orchestra

nils petter molvaer – der erneuerer der jazztrompete und seine neue cd

¸??eter (wie viele andere Musiker) haben es schwer, sich gegen die Übermacht der Musikgeschichte durchzusetzen. In diesem Falle gibt es zwei klar zu unterscheidende Kategorien. Die ersten werden mit Chet Baker verglichen. Davon kann man sich wohl nur befreien, wenn man dessen leicht romantisch anklingende Ader so weit ausreizt und überzeichnet, dass man zum soften Jazzer und Liebling aller potenziellen Schwiegermütter wird. Man wird zu Talkshows eingeladen und spricht über Mode und »No Angels«.

Im zweiten Fall ist es schwieriger, denn hier wird der Querverweis zu Miles Davis und dessen innovativen Ausflügen in die bunte Welt der Musik gezogen. Oder vielleicht ist es doch nicht so schwer, sich von diesem vermeintlichen Vorbild zu lösen, wenn man es genauso macht wie er: Man lässt den eigenen Ton und die Musik für sich sprechen, geht konsequent den Weg, den die eigene Vision oder Intuition vorzeichnet. So hat Nils Petter Molvaer binnen recht kurzer Zeit die ewigen Vergleiche verstummen lassen und steht nun zu Recht als einer der Erneuerer der Jazztrompete auf der Bühne. Mit seinem neuen Album »Streamer« setzt er noch ein dickes Ausrufezeichen dahinter.

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