ein marsch statt einmarsch – »schäl sick brass band« auf kultur-tour in nahost
Blasmusik ist nicht gerade das, was man normalerweise mit arabischen Ländern verbindet. Wobei es sie schon seit sehr langer Zeit gibt, wie die Posaunen von Jericho belegen (und was wäre das für ein Thema: Die Blasmusik in der Weltliteratur!). Doch meist sind es eher Flöten wie die Ney, die für den richtigen geblasenen Ton sorgen. Da scheint es viele Möglichkeiten für die »Schäl Sick Brass Band« zu geben, die drei Wochen in arabischen Ländern unterwegs war und diese Tour mit zwei umjubelten Konzerten in Kairo und Alexandria gemeinsam mit dem ägyptischen Popstar Mohammed Mounir beschloss.
Die Konzerte waren eingebettet in ein Festival unter dem Motto der Begegnung der Kulturen, das vom dortigen Goethe-Institut bewusst gegen die Diskussion um den vermeintlichen Kampf der Kulturen, wenn nicht gar Krieg der Kulturen, gesetzt wurde. Schließlich waren es wohl letztmalig auch deutsche Blaskapellen, die in den arabischen Ländern gehört wurden, als das deutsche Kaiserreich vor dem Ersten Weltkrieg von einer Bahnlinie bis nach Bagdad träumte, um seine Einflusssphäre auch auf das Gebiet um den Suezkanal auszudehnen. Doch mit derartigen Bestrebungen hat die »Schäl Sick Brass Band« nichts am Hut. Sie steht zwar in einer gewissen Tradition der deutschen Blasmusik, stellt sie aber durch die musikalische Begegnung etwa mit Stücken vom Balkan oder auch aus Ägypten immer wieder infrage, begibt sich quasi in einen Raum zwischen den Kulturen, ausgehend von der eigenen. Das prädestinierte sie auch für dieses große Unternehmen der Goethe-Institute in den arabischen Ländern, in denen sie im Oktober drei Wochen lang unterwegs war.