Wood | Von Klaus Härtel

Axel Müller hat das letzte Wort

Die CLARINO-Serie "Sie haben das letzte Wort" ist zwar in Interview-Form gehalten, sie soll aber einmal andere Fragen beinhalten, als man sie aus "normalen" Interviews kennt. Durch ungewöhnliche und nicht alltägliche Fragen will die Redaktion Neues vom Künstler erfahren. Die Fragen beginnen immer gleich. Wir sind gespannt auf nicht immer gleiche Antworten…

Wann war das letzte Mal, dass Sie sich gewünscht haben, einen "ordentlichen Job" gewählt zu haben?

Ich hab ja damals mein Jurastudium gegen das Musikstudium getauscht und mich ganz bewusst für die "unordentliche" Variante entschieden. Einen Bürojob und auch die ein oder andere Nachtschicht an der Stanze, das hab ich alles schon mal erlebt. Insofern bereue ich nix.

Wann war das letzte Mal, dass Sie dachten, die Lebensweisen eines Musikers und eines "Clöchards" sind sich gar nicht so unähnlich?

Täglich. Aber im Positiven. Ich bin zurzeit etwa 250 Tage im Jahr unterwegs und genieße das Tourleben. Mit meiner Band "The Les Clöchards" nehmen wir das Thema natürlich etwas aufs Korn; wir nennen diesen Zustand "teilzeitobdachlos".

Wann war das letzte Mal, dass Sie gerufen haben: "Der tut nichts, der will nur spielen…!"?

Immer, wenn ich mit meiner Labrador-Lady Gassi gehe. Der übliche Hundehalter-Talk geht dann in etwa so: "Manderl oder Weiberl?" – "Weiberl" – "Ist die eh liab?" – "Ja, will eh nur spielen."

Wann war das letzte Mal, dass Sie jemand mit Gregor Meyle verwechselt hat?

Das kommt in der Tat sehr häufig vor. Die beste Story stammt aus dem Hard Rock Cafe in Hamburg: Dort waren wir mit Gregor und Band eingeladen, weil dort ganz offiziell nun Brille und Hut von ihm an der Wand hängen. Der Manager des Hard Rock Cafes kam dann ganz aufgeregt mit einer Deko-E-Gitarre und einem Edding zwecks Autogramm auf mich statt auf Gregor zu und bat mich um die Unterschrift.

Wann war das letzte Mal, dass Sie etwas Verbotenes getan haben?

Ich hatte neulich einen sehr speziellen Studiojob. Das Briefing des Produzenten war wörtlich wie folgt: "Spiel das geschmackloseste Saxsolo ever. Übertriebene Impro mit viel zu vielen Noten. Ekstase Quietschen, aber auch das übertrieben, zu lang und zu hoch. Vollkommen unpassend laszive Legereness an falschen Stellen. Tiefes Gehupe Marke ‘Moment, wie geht das mit dem Sax-Spielen noch gleich’. Mittendrin auch mal gerne ausbrechen in absurde Jazzskalen. Also alles, was du nicht verantworten kannst." Das klang dann nachher schon ziemlich "verboten". Auf welcher Platte das Solo erscheint, wird aber nicht verraten.

Wann war das letzte Mal, dass Sie auf einem Schützenfest waren?

Das muss etwa 1994/95 gewesen sein. Ich war damals auf ein bis zwei Schützenfesten. Als gebürtiger Sauerländer kommt man da leider nicht drumrum. Ist aber nicht so meins. Feiern ja, aber Vogelschießen, Uniform und Hofstaat brauche ich zum Biertrinken nicht. Wir sind mit meinen Eltern immer am Schützenfest-Wochenende in schöne Familienurlaube geflüchtet.

Wann war das letzte Mal, dass Sie jemanden um ein Autogramm gebeten haben?

Das ist lange her. Ich glaube, das war damals irgendwo auf Tour mit der Blassportgruppe, als wir auf einem Event eine durchaus reizende Pfälzer Weinkönigin kennenlernten. Die handsignierte Autogrammkarte hing noch lange an meinem Kühlschrank.

Wann war das letzte Mal, dass Sie Ihre Instrumente an den Nagel hängen wollten, um nur noch zu fotografieren?

Mit dem Fotografieren hab ich ja erst vor etwas mehr als einem Jahr begonnen. Und auch eher so als Ausgleich zum eiligen Tourleben. Inzwischen ist das zwar mehr als ein Hobby, aber die Musik geht vor.

Wann war das letzte Mal, dass Sie einen "Misty Flip" geschafft haben?

Oh, gut recherchiert! Ja, Snowboarden und Wellenreiten sind Hobbys von mir, wenn ich dafür Zeit finde. Bin da auch ganz fit, aber weniger Freestyle und Funpark, eher Tiefschnee und Longboard. Aber bei mir heißt es eher "Cruisen statt Flippen".

Wann war das letzte Mal, dass Sie so richtig sauer waren?

Eigentlich bin ich immer sauer, wenn ich Nachrichten lese. Es vergeht ja zurzeit fast kein Tag, an dem klarer wird, wie sehr das aktuelle Politik- und Wirtschafts-Konstrukt an den eigentlichen Bedürfnissen der Menschheit vorbei regiert.

Wann war das letzte Mal, dass Sie gegen oder für etwas demonstriert haben?

Tja, das ist ein wunder Punkt. Ich würde mich sehr gerne mehr engagieren. Gerade in der jetzigen Zeit finde ich das sehr wichtig. Aber mir fehlt für politischen Aktivismus die Zeit und politische Facebook-Postings scheinen weniger Leute zu interessieren, als wenn ich ein niedliches Foto von meiner Hündin poste. Ich versuche mich zumindest kritisch mit den aktuellen Themen auseinanderzusetzen und die Hintergründe zu verstehen. Ich informiere mich, checke die Mainstream-Medien, aber auch kritischen, freien Journalismus. Im Rahmen unserer Konzerte versuchen wir natürlich auch hier und da Statements zu setzen und unserem Publikum etwas mit auf den Weg zu geben.

Wann war das letzte Mal, dass Sie eine Nacht durchgemacht haben?

Das ist lange her. Spät wird es immer, aber mein Motto lautet: Wer feiern muss, darf auch schlafen.

Wann war das letzte Mal, dass Sie Karaoke gesungen haben?

Das war irgendwann mal während meiner Mannheimer Studienzeit mit den Jazzkollegen. Ganz fieser Schuppen in der Unterführung am Bahnhof. Ich glaube, ich musste einen Drafi-Deutscher-Song singen, der mir gänzlich unbekannt war. Schlimm. Zum Glück waren damals Smartphones mit Videofunktion noch nicht so verbreitet.

Wann war das letzte Mal, dass Sie wünschten, in einer anderen Zeit geboren worden zu sein?

Aus Musikersicht wünsche ich mir eigentlich, die 50/60/70s erlebt zu haben, wo Pop/Jazz-Musik noch mehr gesellschaftliche Relevanz hatte. Also ohne Internet, iTunes, Spotify & Co. Aber: "The grass is always greener on the other side." Ich hab echt keinen Grund zu meckern und freue mich auf alles, was uns 2017 so bringen wird.