Brass | Von Malte Burba

Bio-Öl oder konventionelles Öl?Tipps von Malte Burba

Bio-Öl

Aus der Fülle der Fragen, die Malte Burba immer wieder erreichen, greifen wir jeden Monat einige heraus, die alle interessieren könnten. Im aktuellen Beitrag geht es um Bio-Öl, um das Asperger-Syndrom sowie das Posaunespielen “von unten bis oben”. Wenn Sie eine Frage haben, die Malte Burba auf dieser Seite beantworten soll, dann mailen Sie an: burba(at)brawoo.de

Aufgrund Ihrer Empfehlung verwende ich seit ge­raumer Zeit Bio-Öl (CLA­RINO 7-8/2015). Allerdings musste ich feststellen, dass bei nicht täglichem Üben die Ventile verkleben und sehr langsam werden. Haben Sie das übersehen?

Nein, aber haben Sie vielleicht übersehen, dass man ohnehin jeden Tag spielen sollte? Jetzt könnte meine Antwort zu Ende sein, aber wenn Sie natürlich viele In­stru­mente haben, die Sie nicht alle jeden Tag be­wegen können, empfiehlt es sich, anstelle einer Generalölung (CLARINO 4/2012) in diesem Fall ausnahmsweise auch einmal zwischendurch auf konventionelles Öl zurück­zu­greifen.

Ich habe einen neuen Schüler mit dem Asperger-Syndrom. Was gibt es zu beachten?

Zuallererst muss man sich immer wieder klar­machen, dass zwischen “normal gesunden” und davon abweichenden Menschen nur ein gradueller und kein prinzipieller Unterschied besteht. Wir haben es letztlich mit einer übersteigerten Ingenieurs-Mentalität zu tun (siehe Clarino 3/2012), deren perfektionistisch-mechanistische Weltsicht sich nur schwer mit allgemein-menschlichen Unzulänglichkeiten vereinbaren lässt. Das Hauptproblem dürfte dabei sein und bleiben, dass Menschen mit diesem Denk- und Verhaltensschema alles verstanden haben wollen, bevor sie etwas tun und körperliche Wahrnehmungen eher als störende Belästigung empfinden, anstatt als Quelle für Inspiration und Produktivität. Sie müssen ständig daran erinnert werden, dass man Laufen und Sprechen auch gelernt hat, ohne vorher alles verstanden zu haben.

Es wird schwer für Sie beide! Ich wünsche ­Ihnen alles Gute.

Wenn ich (auf der Posaune) von ganz unten bis oben spiele, muss ich zweimal umsetzen, was nie ganz störungsfrei gelingt. Wenn ich nach unten spiele, hört man das Umsetzen nicht. Woran könnte das liegen?

An der falschen Frage, denn wie so oft findet sich die Antwort bereits in der Frage. Üben Sie nicht nach oben, sondern zunächst immer von oben nach unten. Erst eine Quinte nach unten und wieder nach oben, dann eine Sexte, Oktave usw., bis Sie ganz unten angekommen sind. An den kritischen Wendepunkten müssen Sie geduldig und in Halbtonschritten lavieren, bis ­wiederum die Übergänge in beide Richtungen funktionieren. Das Hauptproblem dabei sind Ungeduld und überzogene Ansprüche an sich selbst, die die bisweilen recht störrischen Autonomiebestrebungen des Unterbewusstseins nicht akzeptieren wollen.

Was halten Sie von roll in/roll out?

Natürlich sollte die Lippenmuskulatur aus physikalischen und physiologischen Gründen bei größerer physikalischen Belastung kontrahieren (siehe CLARINO 6/2012, 1/2017). Da die meisten aber ihre körpereigene Muskulatur nur recht rudimentär bedienen können und die Synchronisation mit der Zunge meist nicht fehlerfrei ist, führt die Idee, während des Spielens direkt und bewusst bestimmte Körperfunktionen abzu­rufen, sehr oft zu verkrampftem und unorganischem Spielverhalten. Bei Anfängerinnen und Anfängern kann man zwar noch relativ stressfrei versuchen, ein Auseinanderziehen der Lippen zu verhindern, aber ansonsten sollte man “spielen” und sein Spiel nicht durch unrealistische Reglementierungen vergiften. Wenn man umgekehrt aber seine Muskulatur bedienen kann, wird das physiologisch erlernte Verhalten automatisch im Laufe der Zeit die Physik des Spiels positiv unterwandern.