Einen Gig absagen? Wegen einer Knie-OP? Das käme für Bobby Shew ja überhaupt nicht infrage. Und so war es auch selbstverständlich, dass er das Konzert mit der Lungau Big Band im Rahmen der Mid Europe in Schladming (Österreich) bestreiten würde. Überwiegend im Sitzen zwar, der Spielfreude und der Virtuosität tat das keinen Abbruch. Das Publikum jedenfalls fragte sich: Wenn der so im Sitzen spielt – wie spielt er dann erst im Stehen? Und nach dem Konzert gings direkt wieder gen USA – zur Nachuntersuchung.
Ziele habe er eigentlich keine mehr, betont Bobby Shew nachdrücklich. Was nicht bedeutet, dass die Karriere des Trompeters sich dem Ende neigen würde, vielmehr blickt er auf eine außerordentliche solche zurück. »Ich habe und hatte eine großartige Karriere. I’m a very very lucky man.« In der Tat, Bobby Shew hat mit so vielen wunderbaren Musikern gespielt und aufgenommen, das kann ihm keiner mehr nehmen. Seit 55 Jahren spielt der US-Amerikaner nun schon die Trompete, »und ich denke oft daran, wie schön diese Zeit war«. Hier merkt Bobby Shew plötzlich, dass sich das fast wie ein Nachruf anhört, doch weit gefehlt: »Ich setze mich noch lange nicht zur Ruhe. Ich bin nach wie vor aktiv. Ich muss meine Karriere nur nicht mehr vorantreiben. Ich befinde mich in einer wirklich angenehmen Lage.« Er sei kein reicher Mann, meint Shew, aber er habe etwas Geld auf der Bank. »Ich muss mir keine Sorgen machen, dass ich die Miete nicht zahlen kann und ich werde auch nicht hungern. So lange ich lebe, will ich einfach weiterhin gute Musik machen. Das ist alles. Mir geht es nicht darum, einen Wettbewerb zu gewinnen. Mir geht es auch nicht darum, berühmt zu sein oder auf die Titelseite zu kommen. Ich will ruhig bleiben, entspannen und einfach nur Musik machen. Mehr nicht.«