Brass, Szene | Von Klaus Härtel

Brassessoires: In vielerlei Hinsicht etwas Besonderes

Ihr skurril-spitzfindiger Humor gepaart mit cleveren Arrangements hat ihnen den Vergleich mit den »Mnozils« eingebracht: beachtliche Blech-Lorbeeren also für den verführerischen Shake aus Klassik, Pop, Chanson, Volksmusik, Frauenpower und ganz viel weiblichem Charme.

Seit 2011 sind die fünf Freundinnen – Christina Schauer, Isabella Hauser, Hedwig-Martha Emmerich, Katharina Obereder und Franziska Lehner – auf den Bühnen unterwegs. Als »Geburtshelfer« jedoch gilt das »Woodstock der Blasmusik« des Jahres 2012. Hier ging der Stern auf, seitdem versprühen die Damen den »Zauber holder WeiBlechkeit«.

Auch 2016 sind Sie beim »Woodstock der Blasmusik« dabei. Erzählen Sie unseren Lesern doch einmal von Ihrem »ersten Mal« beim »Woodstock 2012«.

Das erste Mal am »Woodstock 2012« war eigentlich unser zweiter gemeinsamer Auftritt überhaupt! Wir hatten die Ausschreibung für den »XO Brass Contest« gelesen und gleich beschlossen, das einfach einmal zu versuchen. Herausgekommen ist ein witziges, fröhliches »Bewerbungsvideo« und der Gewinn: ein Auftritt beim »Woodstock der Blasmusik 2012«. Wir haben uns unglaublich gefreut und die Stimmung auf dem Festival sehr genossen!

Ist es eigentlich ein Problem, sich in ­einem doch überwiegend »männlichen« Umfeld – zumindest auf der Bühne – zu bewegen und durchzusetzen?

Nein, nicht mehr. Irgendwie setzen wir doch immer noch – obwohl es uns jetzt schon fast seit fünf Jahren gibt – auf den Überraschungseffekt. Es ist immer noch nicht alltäglich, dass junge Frauen wie wir auf den Blechblasinstrumenten laut, hoch, schnell und vor allem kraftvoll spielen können – und das einen ganzen Abend lang!

Wir sind es – zum Beispiel durch das Studium – ja gewohnt, uns in einer Männerdomäne zu bewegen. Schließlich gibt es das »männliche« Umfeld in der Blasmusikszene ja nicht nur auf der Bühne, sondern auch hinter und unter der Bühne. Geschenkt wird einem nix, und das wissen die Männer, mit denen man dann im »Profibereich« zusammenspielt, dann auch und schätzen es.

Wenn man im Orchester oder in Ensembles nebeneinander sitzt, gibt es manchmal noch den typischen prüfenden Blick… und ein paar abwartende Minuten. Nach den ersten Probentakten ist dann meistens alles klar, der Beweis, dass man das Instrument tatsächlich spielen kann, ist erbracht und man begegnet sich auf Augenhöhe, mit Respekt und als Kollegen.

Das ist vielleicht schon besonders – bei Männern, die man zum Beispiel als Substituten neben sich sitzen hat und noch nicht kennt, geht man eigentlich grundsätzlich davon aus, dass das klappt und dass derjenige sein Metier beherrscht. Wenn man als Frau auftaucht, gibt es da schon oft noch die obligatorische Bedenkzeit. Als reine Frauenband hat man dann entweder den totalen Frauenbonus oder abwartende Skepsis hoch 5 – beides kann passieren.

(Blech-)Bläserensembles gibt es ja viele – und doch stechen Sie angenehm heraus. Was ist Ihr Rezept? Was Ihre Philosophie?

Unser Rezept sind wir selbst – fünf Frauen auf Blechblasinstrumenten. Obwohl wir alle recht verschieden sind, arbeiten wir sehr demokratisch, durchsichtig, fair und geplant. Wir haben eine 100 Prozent weibliche Herangehensweise und versuchen nicht, andere Bands oder Gruppen zu kopieren, etwas nachzuahmen oder gar gleich zu machen.

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