»Brücken bauen und voneinander lernen« lautete das Motto des ersten internationalen Dirigentenwettbewerbs in Augsburg, der zum 15-jährigen Jubiläum des Studiengangs »Blasorchesterleitung« des Leopold-Mozart-Zentrums der Universität Augsburg durchgeführt wurde (wir berichteten). Professor Maurice Hamers und sein Team haben sich dabei ein »Feuerwerk musikalischer Vielfalt« ausgedacht. Im Gespräch mit CLARINO zieht Maurice Hamers Bilanz.
CLARINO: Mit dem »1st International Conductors’ Competition Augsburg« wurde ein Dirigentenwettbewerb durchgeführt, der »orchesterübergreifend« ausgelegt war – wie und in welcher Situation kam Ihnen diese Idee?
Maurice Hamers: Ich habe darüber nachgedacht, wie wir die unterschiedlichen Welten – Sinfonieorchester, sinfonisches Blasorchester, Brassband und Fanfareorchester – dirigentisch zusammenbringen können und wie diese voneinander lernen dürfen. Normalerweise sind diese Welten oft getrennt für Dirigenten. Das ist schade, denn man kann viel von den anderen lernen.
Das Dirigat bleibt ja gleich. In den Niederlanden habe ich früher selber immer drei verschiedene Orchesterformen dirigiert. Später kam sogar noch das Sinfonieorchester dazu. Man lernt, flexibel zu sein und entwickelt durch die unterschiedlichen Orchesterformen – und Instrumente – ein sensibleres Farbengefühl. Jede Orchesterform hat auch ihre eigene Literatur. Das führt dazu, dass es abwechslungsreich und interessant bleibt.
Aber warum ist es überhaupt so wichtig, mehrere Orchesterformen dirigieren zu können?
Erstens, weil es sehr viel Spaß macht! Und natürlich hat man auch größere Berufschancen. Denn man muss nichts ausschließen. In Deutschland zum Beispiel hat sich in den vergangenen 15 Jahren die Brassband-Landschaft stark entwickelt. Viele meiner Studenten gründen oder dirigieren eine Brassband.
Ich habe ab dem Jahr 2000 versucht, die Liebe für Brassband an meine Studenten weiterzugeben. Das Dirigieren von Brassbands gehört zu der Standardausbildung in Augsburg. Momentan dirigieren viele meiner Studenten sowohl sinfonische Blasorchester, Brassbands und Sinfonieorchester – ab und zu sogar als Gastdirigent ein Fanfareorchester in den Niederlanden. Einer der wichtigsten Gründe ist aber, dass man viel lernt, wenn man eine andere Orchesterform dirigiert.