Tief hängen dunkelste Gewitterwolken über dem Bergkegel. Donner rollt von der Alb herunter, und die Burg Hohenzollern bemüht sich nachhaltig, bedrohlich zu erscheinen. Vergebens. Vielleicht sind es das intensive Gelb von Raps und Butterblumen und das frisch gewaschene junge Grün der Laubwälder zu ihren Füßen, die erahnen lassen, dass unter den Zuckerbäckertürmchen dort droben gleich wirklich mit »Charly & the Jivemates« geswingt werden darf – wie durchlauchtest auch immer. Vielleicht fließt blaues Blut doch nicht so zäh durch die Adern wie es der Symbolismus der kalten Farbe erwarten ließe . . .
Warm anziehen, war die Vorgabe gewesen. Die mächtigen, grob behauenen Burgmauern, die Punkt 17 Uhr im Tunnel der Schneckenhaus-Auffahrt beängstigend nahe an den Fenstern des Shuttle-Busses für die Journaille vorbeigleiten, verwehren Frühlingstemperaturen jeglichen Zutritt. Aber wenigstens soll hinter ihnen und nicht im Burghof, so nah am sturmschwangeren Himmel, gejazzt werden. Allerdings jetzt noch nicht. Jetzt wird erst einmal gesektelt. Unter den gelüftelten Wänden der Ahnengalerie des Adelsgeschlechts und mit dem Porträt des letzten Kaisers vor jener Tür, hinter der es später vermutlich ans blaublütig Eingemachte gehen soll, sammelt sich ein buntes Trüppchen aus Presse, Politik und Prominenz. Wir schlürfen. Und warten. Und entdecken im Stammbaum auch Albrecht, den Minnesänger. Viel versprechend. Oder eher doch nicht. Diese Seitenlinie ist mit ihm anno 1387 schon erloschen.