Orchestra, Wood | Von Klaus Härtel

Concertino for Bass-Clarinet and Wind Band von Uwe Kohls

Concertino for Bass-Clarinet and Wind Band
Das "Concertino for Bass-Clarinet and Wind Band" von Uwe Kohls ist im Verlag Carle Diem erschienen.

Die Uraufführung ist schon eine Weile her. Und doch erinnert sich Martina Beck, Bassklarinettistin der Bayerischen Staatsoper München, sehr gut an das “Concertino for Bass-Clarinet and Wind Band” von Uwe Kohls. “Das Concertino ist ein sehr angenehmes Werk. Die Zuhörerinnen und Zuhörer werden sofort mitgenommen. Es versprüht gute Laune und ist fröhlich – wenn die Musikerinnen und Musiker diese Leichtigkeit gut rüberbringen.”

Im Jahr 2010 wurde das “Concertino for Bass-Clarinet and Wind Band” im Rahmen des Jubi­läums­konzerts der Stadtkapelle Möhringen aufgeführt. Ein Auftragswerk für diesen Anlass war es aber nicht, wie der Komponist Uwe Kohls verrät: “Ich habe eine Schwäche für die Klarinette und es fiel mir auf, dass es für die Bassklarinette ganz wenig Repertoire gibt.” Er habe als Pianist alle Klarinettenwerke Webers begleitet, wobei ihm besonders das “F-Moll-Konzert” und das schwungvolle “Grand Duo Concertant” ans Herz gewachsen seien. “Ich wollte einen kleinen Beitrag zum schmalen Repertoire leisten.”

Uwe Kohls

Seine ersten Gedanken, als er die Noten zu Papier brachte, beschäftigten sich mit der Form. “Es stellte sich die Frage, ob es eine klassische Schnell-langsam-schnell-Form sein sollte”, gibt Uwe Kohls einen Einblick in die “Komponistenwerkstatt”. »Da ich das Stück aber unterhaltsam gestalten wollte, schien mir die ehrwürdige dreisätzige Anlage ‘übertrieben’.”

Das Concertino for Bass-Clarinet besteht aus zwei Sätzen

Das etwa acht ­Minuten lange Werk besteht nun aus zwei Sätzen, die mit “Blues” und “Charleston” überschrieben sind. Dabei sei “der Blues eigentlich gar kein Blues”, wie Uwe Kohls anmerkt. “Ich liebe die Bigband und hier soll ein bisschen ‘organisiertes Chaos’ entstehen. Die Dirigentin oder der Dirigent soll seine Musizierenden ganz unakademisch an der langen Leine ­lassen.” Die Anmerkung in der Partitur lautet “moderate swing”. Beim zweiten Satz aber, so der Komponist “muss alles zusammen sein”, weshalb man die beiden Sätze auch als Antipoden sehen könne. 

Der “Charleston” sei stark am Rondo angelehnt. “Ich wollte, dass sich das Finale witzig, spritzig und mit sich steigernder Virtuosität entwickelt. Es soll am Ende ganz ausgelassen richtige Partylaune aufkommen.” Der Unterhaltungscharakter wird beim Charleston in den Couplets durch leicht abgeänderte Melodiezitate unterstrichen. So erklingen etwa der Titelsong der “Muppet Show”, der Song “Kung Fu Fighting” von Carl Douglas sowie die Melodie einer Zott-Fernsehwerbung von 1992 (“Starfrucht, Starfrucht, extra große Fruchtstücke…”). “Die Melodien sind insoweit abgeändert, dass Urheberrechte nicht betroffen sind”, erklärt Uwe Kohls. “Orchester spielen erfahrungsgemäß Mashups sehr gerne. Daher sind diese Anleihen aus dem musikalischen Alltagskonsum eine humorvolle Note, die für gute Laune sorgt.”

Schlank, schlank, schlank lautet die Devise

Das im Carpe Diem Musikverlag erschienene Werk ist für das Orchester mit der Schwierigkeitsstufe 3 angegeben. Außerdem empfiehlt der Komponist eine ausgedünnte Be­setzung. “Dirigentisch ergibt sich doch oft das Problem: Das Orchester ist zu laut. Daher habe ich in den Solopassagen so dünn instrumentiert wie möglich. Vielleicht sollte man also nicht vier 1. Trompeten und sieben Flöten spielen lassen.” Schlank, schlank, schlank laute die Devise. Zumal auch das Zusammenspiel in abgespeckter Variante besser klappen dürfte. “Und der Charleston darf nicht klappern”, mahnt Kohls. “Auch bei großer Ausgelassenheit darf der Sound nicht roh werden. Es muss noch der ­Bezug zur pfiffigen Tanzmusik der 20er Jahre ­erkennbar sein.”

kurz &  knapp 

  • Schwierigkeitsgrad: 3 (Orchester), 4.5 (Solo) 
  • Soloinstrument: Bassklarinette
  • Komponist: Uwe Kohls
  • Dauer: 8 Minuten
  • Verlag: Carpe Diem Musikverlag

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Für eine Bassklarinette komponiere man etwas anders als für eine B-Klarinette. Vor allem in der Instrumentation müsse man schon etwas vorsichtiger sein, findet Uwe Kohls. Die B-Klarinette sei in der Höhe sehr viel durchdringender und eine Bassklarinette spiele in der Höhe in der Mittellage des Orchesters. “Mein Trick im Charleston: Die Couplets des Rondos sind recht durchsichtig instrumentiert, in den Ritornellen wird instru­mentatorisch dann als Kontrast richtig hingelangt.”

Das Concertino for Bass-Clarinet ist nicht übermäßig schwer – aber ambitioniert sein sollte man schon

Und wie fit müssen die Solistin oder der Solist sein? Die Solistin Martina Beck erinnert sich: “Das Werk ist nicht übermäßig schwer – aber ambitioniert sein sollte man schon. An mancher Stelle spielt man – für eine Bassklarinette – schon sehr hoch.” “Man muss technisch und klanglich aber nicht in den Sphären einer Martina Beck unterwegs sein”, findet der Komponist Uwe Kohls. Das Werk sei technisch zwar schwer, bisweilen aber auch “nur” eine Fleißarbeit. “Ich glaube, es handelt sich nicht um ein Solostück der höchsten Schwierigkeitskategorie.” Zumal es in den Blasorchestern inzwischen wirklich viele tolle Instrumentalstimmen und In­stru­men­talisten gebe, die für dieses Werk das technische Rüstzeug haben.

Bassklarinette
Martina Beck (Foto Wilfried Hösl, Bayerische Staatsoper)

“Ich würde mein Concertino auf der technischen Seite etwa auf der Ebene des ‘Weber-Con­cer­tinos’ ansiedeln. Mozart, Weber und Poulenc standen beim Schreiben mit strengem Blick hinter mir: Der technische Aufwand für eine Komposition muss immer in einem gesunden Verhältnis zum musikalischen Inhalt sein. Die großen Meister sollten uns heutigen Komponisten diese Demut lehren.”

Den Kontakt zur Stadtkapelle Möhringen und zur Solistin Martina Beck sei damals über den Ver­leger Luk Murphy zustandegekommen, erzählt Uwe Kohls. “Es ist immer ein kleiner Thrill, wenn so tolle Leute, die Wagner, Puccini und Strauss gewohnt sind, dann ein solches Leichtgewicht wie mein kleines Concertino spielen.” Er lacht. “Sie war aber sehr, sehr freundlich und es war natürlich wunderbar.”