Orchestra, Szene | Von Klaus Härtel

Dan Gottshall – Ein Amerikaner in Hamburg

»Der junge amerikanische Soldat Jerry Mulligan«, heißt es im Film-Lexikon, »bleibt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in ­Paris, um dort Maler zu werden. Er verliebt sich in die hübsche Parfümverkäuferin Lise, die jedoch mit dem gefeierten Sänger Henri Baurel liiert ist.« Klingt furchtbar schnulzig, ist aber trotzdem ein Klassiker des Musicalfilms: »Ein Amerikaner in Paris« von Vincente Minnelli aus dem Jahre 1951. Als Vorlage diente das Orchesterwerk von George Gershwin.

Da die besten Geschichten aber immer noch das Leben schreibt, gibt es im Hier und Jetzt die Fortsetzung. Ein Amerikaner in Hamburg. In der Hauptrolle: Dan Gott­shall. Und viel, viel Musik. 

Dan Gottshall will nicht sagen, dass seine Karriere aus lauter Zufällen besteht – das wäre zu negativ und würde ja eine gewisse Planlosigkeit suggerieren, die es im Leben des amerikanischen Posaunisten aber mit Sicherheit nicht gibt. Vielmehr hat Dan Gottshall immer wieder das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und da dann auch die richtigen Leute zu treffen. Im kleinen Kaff Pottstown im US-Bundesstaat Pennsylvania ist Dan Gottshall ge­boren und aufgewachsen. Und wer weiß, wie sein Leben verlaufen wäre, wenn er an jenem bestimmten Tag nicht in diesen ­großen, gelben Schulbus gestiegen wäre. Wenn der Fahrer eben dieses Busses ihm nicht die Posaune geliehen hätte, sondern darauf bestanden hätte, sie nur für 50 Dollar verkaufen zu wollen. »50 Dollar waren meinen Eltern definitiv zu viel«, lacht Gottshall. »Ein Kauf kam überhaupt nicht infrage.« Also hat sich der damals Siebenjährige das Instrument ausgeliehen, mit der Auflage, es dem Busfahrer zurück­zu­geben, sollte er das Interesse daran ver­lieren. Hat er aber nicht. Diese Posaune hat bis heute einen Ehrenplatz in Gottshalls Instrumenten­arsenal. »Es ist zwar nicht das Instrument, mit dem ich heute noch auf der Bühne stehe, aber ich halte es nach wie vor in Ehren.«

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