Ist das eigene Selbstbild statisch oder dynamisch? Wie kann man das erkennen und sich selbst bewusst machen? Das ist das Thema des 15. Beitrags von „Üben üben!“. Die Serie befasst sich mit der Gestaltung bzw. Planung des Übens. Zu Beginn steht der Grundgedanke, es folgen nähere Erläuterungen dazu.
Auf den ersten Blick werden wir durch unsere Gene geprägt und durch das, was unsere Umwelt und wir selbst daraus machen. Doch kommt die Wissenschaft immer häufiger zum Schluss, dass wir die Entwicklungsmöglichkeiten dieser Anlagen unterschätzen. Es gilt heute als erwiesen, dass die eigene innere Einstellung – ob Sie eher an eine Unveränderlichkeit Ihrer Eigenschaften und Talente (statisches Selbstbild bzw. Fixed Mindset) oder im Gegenteil an die Entfaltungsmöglichkeit Ihrer Potenziale glauben (dynamisches Selbstbild oder Growth Mindset) – unsere Lebenserfahrungen deutlich beeinflusst (siehe unter anderem das 2006 zum ersten Mal erschienene Buch „Mindset. The New Psychology of Success“ der Stanford-Professorin Carol Dweck).
Dynamisches Selbstbild
Nun hat jede und jeder (also auch Sie!) unterschiedlich viele Eigenschaften von beiden Selbstbildern, das liegt schon in der Beschreibung dieses einfachen Modells begründet. Und wenn Sie die Waage zugunsten der Potenzialentfaltung ausschlagen lassen wollen (denn das ist ja der Sinn des Übens), reicht es leider nicht, einfach an Ihr eigenes dynamisches Selbstbild zu glauben.
Sie müssen bewusst an die Sache herangehen und spüren, an welchen Stellen sich das statische Selbstbild und damit der Gedanke „Ich bin halt so… das schaffe ich nicht!“ in Ihr alltägliches Leben einschleicht. Ziel ist es, dieses starre Bild des „Das schaffe ich nicht“ in ein dynamisches „Das schaffe ich noch nicht, aber bald“ zu wandeln.
Ihr eigenes Selbstbild erkennen
Es ist also entscheidend, sowohl hinter die Kulissen der Bühne des Bewusstseins zu blicken als auch dabei das Stück, das auf der Bühne gegeben wird, angemessen ernst zu nehmen. Sie müssen sich also Ihrer selbst bewusst werden. Nur so stoßen Sie auf ein ganz bestimmtes Bild von sich – nämlich auf Ihr jeweiliges Selbstbild.
Selbstwirksamkeitserwartung
Zentral für ein dynamisches Selbstbild sind Ihre Überzeugungen, über erforderliche Ressourcen zu verfügen, die zur Bewältigung von Anforderungen notwendig sind und diese auch zielführend einsetzen zu können. Das Zusammenspiel dieser selbstbezogenen Kognitionen, die die Umsetzung von Wissen und Fertigkeiten in Handlungsprozesse veranlassen und der Erwartung, dass eine Handlung zu einem bestimmten Ereignis führt, wird als Selbstwirksamkeits- oder Kompetenzerwartung bezeichnet (Alfred Bandura, 1994).
Diese Selbstwirksamkeit gilt als einer der wesentlichen Einflussfaktoren auf das menschliche Handeln. Das subjektive Selbstwirksamkeitserleben beeinflusst insbesondere die Auswahl von Handlungen bezüglich des Schwierigkeitsgrades, die investierten Bemühungen im Umgang mit Widrigkeiten und somit den Erfolg Ihres Übens!
Der Autor Jürgen K. Groh ist Master of Arts, Dirigent, Moderator und Vizepräsident der WASBE Sektion Deutschland. Er ist unter der E-Mail Adresse juergenkgroh@brawoo.de zu erreichen.