Das Landesblasorchester Baden-Württemberg nimmt immer wieder große Werke für Sinfonieorchester als Transkriptionen in sein Konzertprogramm und bringt so sinfonische Meisterwerke auch dem Blasorchesterpublikum näher. Mit Interpretationen von Werken wie Wagners »Der fliegende Holländer« und Strauss’ »Tod und Verklärung« hat das LBO in den vergangenen Jahren bereits gezeigt, dass die technischen und klanglichen Herausforderungen solcher Kompositionen auch mit einem Sinfonischen Blasorchester zu meistern sind und eine klangliche Bereicherung darstellen. Jetzt nimmt sich das Orchester eines weiteren gewaltigen Werkes an: »Eine Alpensinfonie op. 64« von Richard Strauss.
Der Komponist Richard Strauss wurde 1864 in München geboren. In einem musikliebenden Elternhaus aufgewachsen, begann er sich schon früh für Musik zu interessieren. Ein Studium der Philosophie und Kunstgeschichte brach er ab, um sich ganz seiner musikalischen Laufbahn widmen zu können. Unter dem Einfluss bekannter Zeitgenossen wie Johannes Brahms, Hans von Bülow und Alexander Ritter fand er in Anlehnung an Wagner und Liszt schließlich zu einem eigenen Kompositionsstil in der sinfonischen Programmmusik, der ihm rasch zu einer gewissen Bekanntheit verhalf.
Alpensinfonie
Die letzte seiner Tondichtungen, die Alpensinfonie op. 64, ist eines der monumentalsten sinfonischen Werke des Komponisten und wird oft als Hommage an die majestätische Schönheit der Alpen verstanden. Die Besetzung des Orchesters erreicht hierbei im Original wahrhaft gigantische Ausmaße. Neben der üblichen Instrumentation verlangt Strauss vierfach besetzte Bläser, Heckelfon, vier Wagnertuben, zwei Harfen, Orgel, Wind- und Donnermaschinen, Herdengeläute, Tamtam und Celesta, dazu zwölf Hörner, zwei Trompeten und zwei Posaunen, hinter der Bühne. Die Vielzahl der im Original verwendeten Bläserstimmen kommt einer Transkription für Blasorchester sehr entgegen. Die Transkription des Tessiner Komponisten Carlo Balmelli besticht durch hohe Originaltreue und faszinierenden Klangfarbenreichtum.
Strauss, bekannt für seine Fähigkeit, mit Musik lebendige Bilder zu schaffen, schildert in seiner Alpensinfonie eine abenteuerliche Bergwanderung, die er als Vierzehnjähriger unternahm. Die Alpensinfonie ist nicht nur ein musikalisches Porträt eines Tages in den Alpen, sondern auch ein Ausdruck von Strauss› tief empfundener Liebe zur Natur. Zudem kann das Werk auch als Analogie auf einen Lebenszyklus betrachtet werden. Der Mensch wird geboren, er lernt, wächst auf, erlebt die Schönheit und die Turbulenzen des Lebens. Mit dem Fortschreiten des Alters schließt sich der Kreis.
Herausforderung für das Blasorchester
Die Aufführung eines Werkes, das ursprünglich für eine große Sinfonieorchesterbesetzung geschrieben wurde, stellt ein Blasorchester wie das LBO vor besondere Herausforderungen. Denn die Balance und die Vielfalt der Klangfarben müssen auf Bläserstimmen übertragen werden, ohne den originalen Charakter eines Sinfonieorchesters zu verlieren.
Besonders bei der Übertragung der Streicherstimmen ist auf eine differenzierte Artikulation und eine feine klangliche Flexibilität zu achten. So müssen etwa Klarinetten, Saxofone und Eufonien, die die Streicherstimmen weitgehend imitieren, sehr indirekt und mit warmem Klang artikulieren. Die übrigen Blechbläser und die originalen Soloholzbläser müssen vor allem in solistischen Passagen mit kerniger Projektion musizieren, um insgesamt ein klares und transparentes Klangbild zu erzielen. Nur im subtilen Zusammenspiel aller Register kann sich die kompositorische Tiefe und Dramatik dieses Meisterwerks voll entfalten.
Auf der BRAWO Messe in Stuttgart trifft sich die Blasorchesterszene und besucht die Instrumentalausstellung, Workshops und eine Reihe von Konzerten. Das Landesblasorchester Baden-Württemberg wird mit einem Stand vertreten sein und sich mit Musikern, Fachleuten und Besuchern der Messe austauschen. Am Sonntag, den 24. November, spielt das LBO um 14 Uhr Werke von Wehr, Barnes und Kosmicki und »Eine Alpensinfonie« von Richard Strauss. Im Frühling 2025 wird das Werk weiterhin zentraler Baustein des Programms sein.