Orchestra, Szene | Von Cornelia Härtl

Das Musikfest der Bundeswehr: Ein Fest der Superlative

Am 23. September lädt die Bundeswehr zu ihrem ersten internationalen Militär-Tattoo nach Düsseldorf in den ISS Dome ein. Über 700 Mitwirkende aus sieben Nationen, Stargast Heino und Moderator Johannes B. Kerner werden für eine eindrucksvolle Show sorgen. CLARINO sprach mit dem Produzenten Thomas Ernst über das erste Musikfest der Bundeswehr…

Was erwartet das Publikum am 23. September?

Das Musikfest der Bundeswehr wird definitiv das bisher größte Indoor-Militär-Tattoo in Deutschland werden. Wir versuchen, Militär­musik auf höchstem Niveau inter­national an den Start zu bringen, gepaart mit ein bisschen Artistik – wir haben beispielsweise auch die Motorradstaffel der Polizei Hamburg dabei – und ein bisschen Comedy. Wir haben also auch Elemente im Programm, mit denen man bei einem Tattoo oder einer Militärmusik-Show nicht unbedingt rechnet. Mit Teilnehmern aus sieben Ländern werden wir außerdem sehr international vertreten sein.

Das Programm wird dieses Jahr dennoch ziemlich deutsch geprägt sein: Wir haben das Musikkorps der BW als großes sinfonisches Blasorchester, das Luftwaffenmusikkorps Münster, das Marinemusikkorps Kiel, das Ausbildungsmusikkorps mit einer kleinen Abordnung und als Stage-Band agiert die Big Band der Bundeswehr.

Wir sind stolz, dass wir aus dem erfolgreichsten Tattoo der Welt, dem Edinburgh Tattoo, eine Abordnung von fast 100 Personen zu Gast zu haben: Dazu gehören unter anderem 32 Highland Dancer, 21 Shetland Fiddlers und eine neue Formation, die Pipers Trail Band mit Pipes and Drums.

Wir haben uns Profis in allen Bereichen gesucht: Für das Bühnenbild konnten wir den erfolgreichsten deutschen Bühnenbildner, Matthias Lässig, gewinnen. Auf fast 50 Metern hat er die Düsseldorfer Altstadt nachempfunden. Mit Andreas Heller haben wir einen namhaften deutschen Regisseur und wir konnten Oberstleutnant Robert Kuckertz, ehemaliger Kapellmeister der Bundeswehr, als Arrangeur für Opening und Finale aus dem Ruhestand zurückholen.

Mit Johannes B. Kerner haben wir aus unserer Sicht den angesagtesten deutschen Moderator für ein solches Format bekommen. Und wir haben uns mit Heino für einen Stargast entschieden, der in Deutschland schon 60 Jahre Musik macht und der definitiv auch Spaß versteht. Wir sind uns sicher: Wir sind gut aufgestellt!

Wie kam die Zusammenarbeit mit Johannes B. Kerner zustande?

Kerner ist ein Moderationsprofi der Extraklasse. Wir haben denjenigen ausgesucht, der zu diesem Staat passt, der Achtung vor den Menschen in diesem Staat hat – und das sage ich aus Überzeugung, weil ich ihn seit über zehn Jahren kenne. Er hat Ahnung von Musik und er konnte sich auch direkt im ersten Gespräch etwas unter diesem Thema vorstellen.

Und wie lief das mit Heino als Stargast?

Nennen Sie mir jemanden, der sonst 60 Jahre im Geschäft ist auf dem deutschen Musikmarkt! Und nennen Sie mir jemanden, der sich außerdem auch noch selbst hochnehmen kann! Nennen Sie mir eine schrillere Persönlichkeit für diese Sache!

Man muss sich natürlich auch überlegen, wer wohl im Publikum sitzen wird. Die sogenannten Silver Ager machen da wahrscheinlich einen großen Teil aus. Die werden an Heino definitiv ihren Spaß haben.

Aber spätestens seit der Kultscheibe »Mit freundlichen Grüßen«, auf der Heino Hits von den Ärzten oder Rammstein covert, sind auch sehr viele junge Leute von ihm begeistert. Aufgrund der Vergleichswerte aus anderen Ländern kann man davon ausgehen, dass die Nachmittags-Show diejenige sein wird, in der wirklich alle Altersgruppen vertreten sind. Und auch dieses Publikum wird begeistert sein. Wir haben uns ein Szenario ausgedacht, mit dem keiner der Zuschauer rechnen wird. Wie genau das aussieht, wird aber natürlich nicht verraten!

Wie lange dauert das Programm?

Wir werden zwei Shows an einem Tag machen: um 14.30 Uhr und um 19.30 Uhr. Derzeit gehen wir von einer Netto-Spielzeit von 120 Minuten aus.

Und wie viele Gäste werden insgesamt erwartet?

14 258 Personen, die sich auf beide Shows verteilen. Und obwohl wir nicht die Rolling Stones da haben, haben wir zwei Monate vorher schon über die Hälfte der Karten verkauft. Ich denke, da sind wir gar nicht so schlecht – erst recht, wenn man bedenkt, dass wir das ja zum ersten Mal machen.

Und wir haben eigentlich noch gar nicht so richtig angefangen zu werben. Für unsere Radio-Werbung konnten wir übrigens keinen Geringeren als den Synchronsprecher von Bruce Willis und Gérard Depardieu, Manfred Lehmann, gewinnen. Mit solchen Aktionen und Namen versuchen wir natürlich auch Qualität zu vermitteln.

Nach welchen Kriterien wurden die Teilnehmer ausgewählt?

Es gibt die sogenannte International Association of Tattoo Organizers (IATO). Darin ist auch Deutschland mit Oberst Christoph Lieder und mir vertreten. Meine Aufgabe als Produzent der Show ist es, den Markt zu beobachten. Ich gehe zu sämtlichen Tattoos, die ich nur irgendwie erreichen kann und schaue mir genau an: Was wirkt wie? Außerdem bin ich mit den Produzenten-Kollegen in regem Austausch. Daraus entstand dann letztendlich eine Wunschliste und davon ausgehend haben wir konkret Gruppen angesprochen.

Natürlich arbeiten wir auch schon für 2018 am Programm. Wenn man die Top Acts haben will, die auch auf dem internationalen Markt unterwegs sind, dann muss man schon etwa zwei Jahre vorher anfragen. Ich habe auch jetzt schon eine Zusage für 2019.

Ist das auch ein Grund, warum das Programm dieses Jahr so deutsch ausgeprägt ist?

Nein, gar nicht! Man muss ehrlich sagen, dass das Musikkorps der Bundeswehr mit Oberstleutnant Christoph Scheibling in der ersten Liga unterwegs ist. Auch international gesehen gehören die zu den besten. Deutschland hat militärmusikalisch ja wirklich etwas zu bieten. Auch die Big Band der Bundeswehr ist im internationalen Vergleich musikalisch ganz vorne dabei. Und wenn wir es schaffen, diese Top-Formationen zu integrieren, weil wir sie im eigenen Haus haben, dann machen wir das auch.

Natürlich sind auch die anderen Gruppen aus Frankreich, Tschechien, Norwegen, der Schweiz, Schottland, Holland exzellente Bands. Die Kunst besteht darin, einen roten Faden oder ein Motto in das Programm reinzubringen. Und unser Motto im ersten Jahr ist die Video-Message, die wir einbauen. Unser roter Faden ist also eine knapp 13 Meter breite Leinwand.

Andere Länder arbeiten beispielsweise ein historisch bedeutsames Datum anhand eines roten Fadens auf. Die Schotten hatten letztes Jahr beispielsweise den 90. Geburtstag der Queen. Und unser Motto ist eigentlich die Aussage: »Achtung, auch Deutschland ist jetzt in der internationalen Tattoo-Szene vertreten!« Und das machen wir ganz bewusst auf hohem deutschem Niveau. Nächstes Jahr wird das Programm definitiv einen geringeren deutschen Anteil haben.

Inwiefern haben Veranstaltungen dieser Art Tradition bei der Bundeswehr?

Die Bundeswehr tritt erstmals selbst als Veranstalter auf. 2013 gab es zwar auch ein Bundeswehr-Musikfestival, durchgeführt vom Deutschen Bundeswehrverband, aber da war die Bundeswehr als Institution nicht verantwortlich. Die Militärmusiker haben zwar die Musik geliefert, aber verantwortlich war im Prinzip der Bundeswehrverband.

Ich möchte das gar nicht miteinander vergleichen. Die vergangenen Veranstaltungen sind nicht schlecht gewesen, aber was wir jetzt machen, ist einfach ein ganz andere Liga. Tradition wäre also der falsche Begriff. Natürlich gab es solche Festivals, aber nicht in dieser Form und Dimension. Das jetzt ist eine ganz andere Größenordnung. Wir sind auch mit namhaften deutschen Fernsehsendern in Kontakt, mit denen wir anschließend eine 60-minütige Sendung aus der Show machen wollen, die dann ausgestrahlt wird.

Vom wem ging die Initiative für das Musikfest aus?

Der Urvater hinter der Idee ist der Inspekteur der Streitkräftebasis, Admiral Nielson, der mittlerweile für die Nato in den USA ist, gedeckelt durch unser Verteidigungsministerium. Die Hoheit über den Inhalt hat ausschließlich das Zentrum für Militärmusik. Der musikalische Leiter der Show, Oberst Christoph Lieder, ist ja zugleich auch der Leiter des Zentrums. Für Düsseldorf als Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens haben wir uns entschieden, weil NRW das bevölkerungsdichteste Bundesland ist.

Ich selbst wurde vor knapp zwei Jahren gefragt, ob ich die Organisation übernehmen würde. Ich habe damals aber auch gesagt, dass wir dafür mindestens anderthalb Jahre Vorlauf brauchen.

Und wie kamen Sie zu dieser Aufgabe?

Ich habe 21 Jahre das Tourmanagement für die Big Band der Bundeswehr geleitet. Ich bin mit Sicherheit einer von denen in der Bundeswehr, der die meiste internationale Erfahrung mit Großveranstaltungen hat. Ich habe schon ganz viel mit dem Fernsehen zusammengearbeitet und war in die Planung von Großereignissen – wie zum Beispiel der Besuch des amerikanischen Präsidenten oder der Papstbesuch – involviert.

Soll das Musikfest zu einer fixen Veranstaltung im Jahreskalender der Bundeswehr werden?

Wir werden unglaublichen Erfolg haben. Wir werden alles revolutionieren, was diesbezüglich je dagewesen ist. Und natürlich machen wir weiter. Ich denke, ich kann mit einer gewissen Portion Selbstbewusstsein jetzt schon sagen, dass wir gute Kritiken bekommen werden, weil ich ja weiß, wer kommt und ich weiß, welches Team hier arbeitet. Die Rezeptur, um ein vernünftiges Gericht in dieser Performing-Küche der Tattoos auf den Tisch zu stellen, die haben wir. Und das liefern wir auch ab.

www.musikfestbw.de