Brass | Von Redaktion

Das Thema Warm-Up

Hedrich

Zum Thema „Warm-Up“ gibt es nicht nur in fast jeder Blechbläserschule oder -Routine eigenständige Übungen, sondern auch eigene Hefte, die sich ausschließlich damit beschäftigen. Dabei wird oft der Fehler gemacht, das Aufwärmen als eigenständigen Part zu betrachten – oft sogar vollkommen losgelöst vom Musizieren. 

Mir begegnet nicht selten die Auffassung, dass unschöne Töne und unsauberes Spiel beim „Warm-Up“ in Ordnung seien, schließlich gehe es ja nur darum, sich aufzuwärmen, damit man im Anschluss Üben oder Spielen kann. Für viele Blechbläser ist das »Warm-Up« essentiell, um Spielen zu können. Meines Erachtens nach ist das ein Fehler, der auf eine falsche Zielsetzung beim Üben zurückzuführen ist. 

Im Grunde könnte man sagen, dass dieser Fehler nicht schädlich sei, weil das Ergebnis beim Konzert oder in der Probe entscheidend sei. Und wenn dieses erst nach einem »Warm-Up« passt, bleibt dieses »Warm-Up« einfach wie ein Ritual vorgeschoben vor jede Probe und jedes Konzert. Problematisch wird es dann, wenn die Zeit für ein »Warm-Up« nicht da ist: Man hat ein wichtiges Konzert und kommt wegen Stau oder Problemen bei der Bahnverbindung so spät an, dass gerade noch Zeit dafür ist, das Instrument auszupacken und auf die Bühne zu gehen. 

Trennung von Aufwärmen und Üben

Die Lösung für dieses Problem ist das strikte Trennen von Aufwärmen und Üben. Für mich gibt es entweder Aufwärmen oder Üben. Wenn ich anfange zu Üben, beginne ich immer mit meiner täglichen Routine. Was die Bestandteile der Routine sind, habe ich in einem vorherigen Artikel beschrieben (siehe BRAWOO 1-2 und 3/2024). Diese kann je nach Zeit kürzer oder länger sein. Dabei richte ich meine Aufmerksamkeit darauf, von Beginn an so schön und sauber zu spielen, wie ich es bei einer Probe oder einem Konzert auch erwarten würde. Die Zielsetzung beim Üben ist dann das Verinnerlichen der körperlichen Abläufe, die erforderlich sind um die jeweilige Übung zu spielen.

Dieser Vorgang führt dazu, dass ich von Tag zu Tag und von Woche zu Woche eine immer bessere Verbindung zwischen Körper und Geist herstelle und somit nicht auf ein »Warm-Up« angewiesen bin. Das Aufwärmen ist hierbei ein Nebeneffekt, der von alleine eintritt, ohne dass man es sich als Ziel gesetzt hat. Die Abhängigkeit, bevor man spielt, erst ein »Warm-Up« zu machen, wird somit immer kleiner, bis sie irgendwann gegen Null geht. 

Reines Aufwärmen findet für mich losgelöst vom Instrument in Form vom allseits bekannten „Lippenschnauben“ als Lockerung der Lippen und Förderung der Durchblutung statt. Wenn dabei noch auf die Atmung geachtet wird, hat man beide körperlichen Werkzeuge zum Blechblasinstrumentenspiel aufgewärmt.

Peter Hedrich

Hedrich

Peter Hedrich

ist Erster Posaunist in der Big Band der Polizei des Saarlandes. Mit dem »Peter Hedrich Quintett« hat er 2018 seine erste CD »New Hope« veröffentlicht. Er spielte mit der WDR Big Band, der Big Band der Bundeswehr, dem Bujazzo und anderen namhaften Ensembles. Seine erste Methode für Posaune TromboneDo ist im Dezember 2022 erschienen. Seit Wintersemester 2023/24 ist Peter Hedrich Lehrbeauftragter an der Hochschule für Musik Saar für Jazzposaune und Ensemble. Er spielt Posaunen von XO Brass. 

www.peterhedrich.de