Es ist ein heißes Pflaster, auf dem sich David Philip Hefti bewegt. Denn die Neue Musik mit ihrer Atonalität ist nicht gerade das, was sich zum Nebenbeihören oder gar zum Mitträllern eignet. Und sie ist auch nicht das, was sich Orchester landauf, landab regelmäßig zwecks geflissentlicher Publikumsunterhaltung ins Programm schreiben.
Dabei soll die Musik des Schweizer Komponisten (und Dirigenten) natürlich Gefühle wecken, Reaktionen aus den Tiefen des Bauches hervorholen. Welche Musik soll das nicht? Doch mit seichter Oberflächenemotionalität ist es bei Hefti nicht getan. Auch er genießt es, wenn seine Zuhörer am Ende der Aufführung lautstark applaudieren. Einen richtigen Verriss hat er sowieso noch nie erlebt. Doch es ist Hefti genauso lieb, wenn Kritiker ihm gestehen, dass sie mit diesem Stück nichts anfangen können, weil es sie nicht berührt hat: »Hauptsache ist doch, sie haben mit dem Herzen gehört.« Denn dann sind sie auf gleicher Wellenlänge mit dem 30-Jährigen, der ebenso mit dem Herzen geschrieben hat: »Und so gesehen ist es mir beim Komponieren völlig egal, was die Leute später dazu sagen werden.« Als Dirigent ist der Schweizer längst über die Grenzen der Alpenrepublik hinaus eine Größe. Elan, Sicherheit, ausgezeichnete Gestaltung und gleichwohl große Freiräume, die er den Orchestern zugesteht, werden ihm nicht nur in der Heimat nachgesagt. Tatsächlich treibt es ihn oft nach Brasilien, wo er mindestens einmal im Jahr eingeladen ist, mit großen Orchestern zu arbeiten, ihnen sowohl die klassischen westlichen Komponisten als auch seine eigene, für südamerikanische Ohren jenseitige Musik nahe zu bringen. Als Kulturförderer sieht er sich da einerseits, als eine Art Entwicklungshelfer auf der anderen Seite. Denn die Gegensätze in Brasilien seien sehr groß: »Da gibt es die riesigen Metropolen wie São Paulo oder Rio, aber auch die tiefe Provinz. Die kennen unsere Musik gar nicht.«