Die Zahl der Kompositionen für Blasorchester, in denen die Umweltproblematik thematisiert wird, ist bislang noch nicht allzu groß. Das erste – und musikalisch bis heute radikalste – Stück war Karel Husas »Apotheosis of this Earth« in den frühen siebziger Jahren. Kurt Gäbles »Der blaue Planet«, entstanden Mitte der neunziger Jahre, behandelt das Thema Umweltzerstörung in einer etwas fasslicheren Art, auch wenn es sicherlich zu den vergleichsweise »modernsten« Stücken dieses Komponisten gehört.
Das Stück hatte zunächst den sehr direkt klingenden Arbeitstitel »Müll«, jedoch hat Gäble auf Anraten eines Freundes diesen zugunsten des jetzigen Titels ausgetauscht. Die Komposition entstand in einer Phase, in der Gäble emotional sehr aufgewühlt war. »Ich bin christlicher Ökologe und war früher so missionarisch, dass es schon nicht mehr schön war. Als ich das Stück geschrieben habe, war ich richtig ›down‹. Ich habe mich gefragt, ob die Menschen nicht kapieren, wohin eine weiterhin ungebremste Umweltverschmutzung führt.«
Der Beginn des Stückes ist eine Art verkürzte Schöpfungsgeschichte. Am Anfang steht das von Gäble so bezeichnete »göttliche Thema« in den Hörnern. Man wird Ohrenzeuge der nach und nach aufblühenden Natur. Ab Takt 8 wandelt Gäble mit der Imitation von Vogelstimmen in Flöten und Klarinetten ein wenig auf den Spuren von Olivier Messiaen. Die komplizierten Einsätze in den Flöten dürften sicherlich eine gesonderte Übe-Ration erforderlich machen.