Brass | Von Paul L. Schütt

Der Blues: Improvisieren mit „Magic Tones“

Musikalisch verbindet man mit dem Begriff „Blues“ eine im Ablauf genau festgelegte zwölftaktige Form – mit sehr vielen Möglichkeiten, diese zu variieren. Der am häufigsten verwendete Akkordtyp ist der Dominantseptakkord oder einfach gesagt: ein Dur-Akkord mit der kleinen Septime.

Die einfache zwölftaktige Form verwendet im Ablauf die Akkordfolge: F7, F7, F7, F7, Bb7, Bb7, F7, F7, C7, Bb7, F7, C7 – dann beginnt die Form von vorne (Abbildung 1). 

Zunächst reicht es zu hören, wann eine zwölftaktige Form zu Ende ist und eine neue beginnt.

Magic Tones

Bisher sind drei Workshops unter dem Titel »Spielend Improvisieren mit Magic Tones« (Teil 1, 2 und 3) erschienen. Zu finden sind diese drei Artikel online unter www.jupiter.info/de/wissen/dozenten/paul-schuett. Magic Tones ist ein funktionierendes Zusatzmodell, um komplizierte harmonische Abläufe sowie Skalen, die sich mit den Harmonien ständig ändern, auf einen einfachen Punkt zu bringen. Eine Einführung in das Thema „Magic Tones“ bietet auch folgendes Erklär-Video: https://youtu.be/1xqRA0rQYek

Basic

Für unsere Magic Tones benötigen wir immer einen Anfangston. Der Grundton der zu spielenden Blues-Tonart ist gleichzeitig auch der Anfangston für unsere Magic Tones im Blues. Ist zum Beispiel die Blues-Tonart C, ist auch der Anfangston für die Magic Tones ein c usw. 

Für unseren Workshop verwenden wir die Tonart F, also ist auch unser Anfangston ein f. Die vier Magic Tones in F heißen: f, as, b, c und können als Basis über den ganzen Blues gespielt werden (Abbildung 2).

Zwei Magic-Tones-Tonfolgen

Wenn wir mit zwei Magic-Tones-Tonfolgen spielen, beginnt die zweite Tonfolge auf dem vierten Ton der ersten MT. Bei einem Blues in der Tonart F heißen die zwei Magic-Tones-Tonfolgen: f, as, b, c/c, es, f, g (Abbildung 3).

Damit sind (bis auf einen) alle Töne, die wir zur Blues-Improvisation verwenden können, gefunden.

Plus Eins (+1)

Der Ton +1, der noch fehlt, heißt h. Die Töne as, es, und h sind sogenannte „Blue Notes“, die dem Blues seine typische, traurige musikalische Stimmung geben. Jetzt haben wir alle Töne der Blues-Tonleiter. (Abbildung 4)

Halbton zum Ziel

Der Halbtonschritt (h) zum Ziel c ist auch gleichzeitig schon die +1 von unseren Magic Tones mit der Möglichkeit, den Schwerpunkt auf die „Blue Note“ h zu verlagern (Abbildung 5).

Playback

Wenn wir jetzt unser Blues-Playback starten, beginnen wir am besten mit Abbildung 1 und versuchen das Blues-Schema zu hören. Wenn uns keine CD oder kein I-Real-Generator für Playbacks zur Verfügung steht, haben wir die Möglichkeit, bei YouTube unter „Play Along Blues in F“ ein Playback zu besorgen.

Praxis

Alle Töne (Ziele) der zwei Magic-Tones-Tonfolgen sowie die +1 können für unsere Improvisation sicher verwendet werden.

Ideen zum Einstieg

Zum Einstieg ein paar Ideen zum Nachspielen. Aus Platzgründen sind die Übungen in Achtel- und Sechzehntel Notenwerten geschrieben, sie sollten aber auf jeden Fall auch sehr langsam gespielt werden. Der typische Blues-Effekt besteht aber bei beiden Varianten (Abbildung 6).

Auf bald, Paul L. Schütt

www.jupiter.info

Paul L. Schütt studierte an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim und spielte viele Jahre als festes Mitglied in der SWR Big Band Stuttgart. Lehraufträge an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und an der staatlich anerkannten Musikakademie für Jazz und Popularmusik FMW Frankfurt folgten. Seit dem zweiten Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien 2007 unterrichtet er an der Integrierten Gesamtschule Rockenhausen Musik.