Im November ist es endlich so weit. Da wird die »Franziskusmesse« tatsächlich im Petersdom erklingen. Vorgetragen auch als Geburtstagsgeschenk für den Papst von 65 Bläsern und 100 Sängern. Erdacht hat sich das imposante Werk der Komponist Sven Hellinghausen. Wie kam es denn dazu?
Komponist Sven Hellinghausen
Der Komponist Sven Hellinghausen kommt aus dem Westerwald. In Altenkirchen ist er geboren, in der Gegend lebt er heute noch. Eine Gegend übrigens, in der man nicht etwas »sagt« – da »sacht« man. Und da wird die Großmutter liebevoll »Omma« genannt.
Dem Westerwälder wird nachgesagt, ein Macher zu sein sowie naturverbunden, bodenständig, herzlich und gesellig. Diese Attribute treffen dem ersten Anschein nach allesamt auf den 42-jährigen Hellinghausen zu.
Überwiegend katholisch ist die Gegend eher nicht, auch wenn die römisch-katholische Pfarrgemeinde in Altenkirchen zum mächtigen und einflussreichen Erzbistum Köln gehört. Doch Sven Hellinghausen ist evangelisch. Es drängt sich die nicht ganz ernst gemeinte Frage auf: Darf der das?
Die Idee hinter der Franziskusmesse
Natürlich hat Sven Hellinghausen nicht gefragt. Er hat es einfach gemacht. Aber trotzdem: Wie kommt man als Protestant auf die Idee, Papst Franziskus eine Messe zu komponieren? Aber genau da liegt dann der Denkfehler: Hellinghausen hat die Messe nicht »als Protestant« geschrieben. Die Entscheidung, dies zu tun, war schlichtweg pragmatischer Natur.
Der Mann mit dem Kurzhaarschnitt und dem breiten Lächeln holt etwas aus: »Ich habe vor einiger Zeit begonnen, sinfonische Blasmusik zu schreiben. Dies waren bislang meistens Klangbilder, in denen ich in etwa sechs bis sieben Minuten bestimmte Dinge abgebildet habe.«
Diese Klangbilder zeigten mal einen Hund in Edinburgh (»Greyfriars Bobby – The story of unconditional love«), ein Spukhaus in Wales (»Die Geisterwiege – The tale of Llancaiach Fawr Manor«) oder eben den Rhein (»Rhenus I-III: Eine sinfonische Trilogie über den Rhein«). Hellinghausen hat auch schon Märsche »gebastelt« und sich an einer Polka »versucht«.
Und dann hat sich Hellinghausen vermutlich zwischen zwei Musikunterrichtsstunden oder zwei Blasorchesterproben so seine Gedanken gemacht: »Was fehlt denn noch? Was Kirchliches!« Weil er in der Zwischenzeit einmal in London an einem Chorwettbewerb teilgenommen hatte, kam ihm »die Verquickung von Chor und Blasmusik« sehr spannend vor.
Außerdem leitet der Westerwälder drei Blasorchester im Westerwald und im Siegerland. Oft gestaltet man da die Messe mit – »und man spielt irgendwie immer wieder dasselbe. Also dachte ich mir: schreibst du eine Messe!« Ganz pragmatisch eben.
Die Arbeit am Werk
Also ging’s an die Arbeit: »Ich habe mir die Teile Kyrie, Gloria, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei herausgesucht und erst einmal am Klavier ›Klangnotizen‹ gemacht. Und wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich mich über dieses Arbeiten an der Messe eigentlich erst mit den ganzen anderen Dingen beschäftigt.
Also etwa mit der katholischen Liturgie, der eine gewisse Mystik nicht abzustreiten ist, aber auch mit der Person des Papstes. Auch Franz von Assisi spielte da eine Rolle.« Er gibt zu, dass das Dinge sind, »die ich eigentlich vorher hätte erschließen sollen«.
Doch im Nachhinein war dieser Weg vielleicht der bessere, mutmaßt Hellinghausen. »Denn wenn ich vorher darüber nachgedacht hätte, hätte ich es vielleicht gelassen …« Er lächelt verschmitzt.