Mit 30 Jahren machte er seine erste Platte als Bandleader, mit 40 seine letzte. Innerhalb eines Jahrzehnts hat sich John Coltrane zu einem der einflussreichsten Musiker der Jazzgeschichte entwickelt. Seine engagierte Spielweise und sein dunkler, kräftiger Ton wurden Vorbilder für zwei Generationen von Saxofonisten. Seine Ekstase und Spiritualität beflügelten Popstars, die Hippie-Kultur, die Weltmusik. Seine menschliche Bescheidenheit machte ihn zum Ersatzheiligen für Jazzfreaks und obskure Freikirchen. Vier Jahrzehnte nach seinem Tod gehört John Coltrane noch immer zu den strahlendsten Leitfiguren der Szene.
Er war kein Wunderkind, kein Frühstarter. Als der gleichaltrige Miles Davis, der aus einer wohlhabenden Intellektuellen-Familie kam, schon mit Charlie Parker in New York im Aufnahmestudio stand, besaß John Coltrane noch nicht einmal ein Tenorsaxofon. Dort, wo er herkam, in North Carolina, hatte man als Schwarzer vor allem religiös, fleißig und bescheiden zu sein. Mit der Musik kam John zunächst nur in der Kirchengemeinde in Berührung, wo er Klarinette spielte, manchmal Altsaxofon. Beide Großväter waren Methodisten-Prediger. Der Vater, von Beruf Schneider, starb an Krebs als John zwölf Jahre alt war. Nach der Highschool musste der Junge also für sich selber sorgen; dass die Musik ihn ernähren würde, war eher unwahrscheinlich.