Brass, Orchestra, Wood | Von Melina Paetzold

Die Bedeutung von Pausen beim Üben

Pausen

Brauchst du jetzt auch einfach mal eine Pause? Vor dem Sommer pfeift man irgendwie immer auf dem letzten Loch und dann im Urlaub will man einfach mal gar nichts tun. Für uns Musikerinnen und Musiker mischt sich dieser Wunsch nach Pausen oft mit etwas schlechtem Gewissen und den Gedanken: »Eigentlich wollte ich doch mehr üben…aber dann jetzt im Urlaub. Da lege ich los.« Also nichts mit einfach mal die Seele baumeln lassen?

Vielleicht erkennst du dich wieder?  Vielleicht klingt das auch gar nicht nach dir, weil du gerade das Musizieren für deine Erholung und Entspannung brauchst.

In jedem Fall ist es sicher spannend, mehr über die Bedeutung von Pausen für den Lernprozess auf dem Instrument zu erfahren.

Ich kann dir jetzt schon verraten: In diesem Artikel warten ein paar Informationen auf dich, die das Potential haben, eine Menge schlechtes Gewissen in Bezug auf das Üben loszuwerden.

Gespannt? Dann geht’s auch schon los!

Die Bedeutung von Pausen für deinen Lernprozess

Wusstest du, dass der Lernprozess im Gehirn nach dem Üben fortgesetzt wird? Gerade im Schlaf verarbeiten wir, was wir am Tag gelernt haben. Ganz zugespitzt könnte man vielleicht sagen, wir werden im Schlaf besser.

Wie und unter welchen Umständen dieses passive Lernen am besten funktioniert, dazu sind noch viele Fragen offen. Fest steht: Pausen sind wichtig für den Lernprozess und zahlen darauf ein.

Vielleicht kennst du es auch, dass nach einem Urlaub auf einmal der hohe Ton wie selbstverständlich kommt oder der schnelle Lauf, den du vorher intensiv geübt hast, endlich funktioniert. Dieses Phänomen, wenn eine Lernerfolgsanstieg nach einer eingeschobenen Ruhepause erfolgt, bezeichnet die Wissenschaft als »Reminiszenz«.

Falls du zu einem schlechten Gewissen bei geplanten oder ungeplanten Übepausen neigst, möchte ich dir mit diesem Artikel Mut machen, vor allem, wenn du vorher fleißig warst. Denn wie du siehst, bedeuten Pausen nicht unbedingt, dass du dabei in deiner Entwicklung stehen bleibst oder sogar Rückschritte machst. Vielmehr unterstützen sie dich im Lernprozess, sind sogar Teil davon.

Ist jeden Tag üben wirklich notwendig? Oder geht es auch anders?

Bestimmt hast du den Tipp auch schon bekommen: Übe lieber mehrmals 15 Minuten in der Woche als einmal 2 Stunden.

Und klar, völlig richtig, denn bei längeren Einheiten erschöpft unser Körper und Geist, was dazu führt, dass wir schlechter üben.

Wie sieht es aber aus, wenn du, statt tägliches Üben anzustreben, projektweise vorgehst? Wenn du zum Beispiel im Wechsel vier Wochen fleißig wärst und dann zwei Wochen wenig oder gar nicht übst? – Ich könnte mir vorstellen, dass das für einige besser in ihren Alltag zu integrieren wäre.

Genau dieser Fall wurde in der Wissenschaft natürlich noch nicht untersucht.

Pausen

Aber Beobachtungen im Sport, die sich auf die Musik übertragen lassen, haben gezeigt, dass gerade zu Beginn eines Lernprozesses, zum Beispiel beim Erlernen eines neuen Musikstückes oder eines technischen Problems, »auf Masse« üben, hilfreich sein kann.

Aus meiner eigenen Erfahrung mit meinem Hobbyinstrument Ukulele, die ich eigentlich nur »projektweise« übe, kann ich berichten, dass ich hier öfter ins Staunen gerate und auch verwundert bin, wenn ich nach einer Pause wieder ein bisschen besser geworden bin. Schon toll, was unser Gehirn so kann!

Vielleicht hast du jetzt auch Lust bekommen mit diesem Ansatz zu experimentieren.

Lass gerne per Mail von deinen Erfahrungen hören!

Und nun wünsche ich dir frohes Üben oder Pausieren, wobei, gehört ja alles zusammen 😉

Nachlesen zum Thema „Reminiszenz“ und Musizieren kannst du hier:  Klöppel, Renate, und Eckart Altenmüller. 2013. Die Kunst des Musizierens: von den physiologischen und psychologischen Grundlagen zur Praxis. 6., Überarb. Aufl. Studienbuch Musik. Mainz Berlin: Schott, S.131ff.

Hallo! 

Ich bin Melina! Ich habe Klarinette studiert und bin heute als freischaffende Musikerin in Berlin tätig. 

Wie kann modernes Üben, üben im 21. Jahrhundert aussehen, in dem so viele Dinge Aufmerksamkeit von uns verlangen? Und wie können wir effektiv üben, also mit kurzen Übesessions besser werden? Wie kann uns das Musizieren als Ort der eigenen Entfaltung, der Entspannung und des Glückes dienen? Und wie bringen wir beides, Fortschritt und Genießen, in den Einklang?

Diesen Fragen gehen wir hier auf den Grund. Dafür erwarten Dich praktisch anwendbare Ideen und Anregungen für Dein eigenes Üben und Musizieren.

Mehr über mich und meine Arbeit erfährst Du hier: www.melinapaetzold.de