Orchestra | Von Jochen Mettlen

Die Großherzogliche Militärkapelle Luxemburg

Luxemburg
Foto: Eric Engel

Sie zählt zweifelsohne zu den musikalischen Aushängeschildern von Luxemburg: die Großherzogliche Militärkapelle. Das Berufsorchester zählt 55 Musiker und steht seit 2012 unter der Leitung von Oberstleutnant Jean-Claude Braun. Wir sprachen mit dem Chefdirigenten der Luxemburger Militärmusik.

Jean-Claude Braun, was zeichnet die Luxemburger Militärkapelle aus?

Es ist ein sehr, sehr junges und aktives Orchester. Ich bin mit 55 Jahren der »Alte«. Die 55 Musikerinnen und Musiker sind sehr motiviert und offen für neue Projekte. Durch unsere Auftritte haben wir uns in den vergangenen Jahren mehr Aufmerksamkeit erarbeitet. Wir haben mit vielen ausländischen Komponisten, Dirigenten und Solisten gearbeitet. Das spricht sich herum und wir bekommen viele Anfragen aus dem Ausland, so sind wir letztes Jahr unter anderem in Antwerpen und Schladming aufgetreten. Wir haben hervorragende Connections und sind internationaler geworden.

Wie viele Auftritte haben Sie pro Jahr? 
Luxemburg
Jean-Claude Brain (Foto: Eric Engel)

Wir haben zwischen 200 und 230 Auftritte pro Jahr. Mit dem großen Orchester spielen wir ungefähr 50 Konzerte. Die Big Band tritt sechs, sieben Mal auf und dann kommen noch die Konzerte der verschiedenen Ensembles hinzu (Anmerkung der Redaktion: Dixieland-Band, Percussion-Ensemble, Saxofon-Quartett, Holzbläser-Quintett, Klarinettenquartett, Tuba-Quartett, Horn-Ensemble und Blechbläser Quintett). Darüber hinaus haben wir die Dienste für den Großherzog, die Regierung und die Armee. Das ist schon sehr umfangreich.

Welches Repertoire spielen Sie mit dem großen Harmonieorchester?

Bei einem »normalen« Konzert versuche ich, eine große Bandbreite von verschiedenen Stilen einzubauen. Neben Transkriptionen klassischer Musik spielen wir häufig originale Blasorchesterwerke und Filmmusik. Wir arbeiten eng mit bekannten Komponisten wie Thomas Doss, Otto M. Schwarz oder Christiaan Janssen zusammen. So können wir regelmäßig die neue Musik als Erste spielen und können die Werke in unser Repertoire aufnehmen. Unser Gesamtrepertoire für Blasorchester umfasst über 6000 Stücke.

Wird auch weiterhin die Zusammenarbeit mit anderen Militärkapellen gepflegt?

Absolut, wir haben zuletzt mit der US Army Band zusammengearbeitet und in diesem Jahr treffen wir das Schweizer Armeespiel und die Oberösterreichische Militärmusik. Aber auch mit den Guides aus Belgien oder dem Militärorchester aus Metz in Frankreich haben wir in den vergangenen Jahren zusammengearbeitet. In Planung befinden wir uns mit dem Polizeiorchester München. 

Nimmt die Luxemburger Militärmusik regelmäßig CDs auf?

Wir machen viele Aufnahmen mit Otto M. Schwarz und Thomas Doss für Hal Leonard. Für 2025 planen wir eine Aufnahme mit einer Auswahl unserer Lieblingsstücke. Der Freundeskreis der Militärmusik wird uns bei der Finanzierung unterstützen. Das ist in Planung und darauf freuen wir uns sehr. 

Müssen die Musiker noch die luxemburgische Nationalität haben?

Ja, das ist noch so. Als Europäer kann man sich für die luxemburgische Armee bewerben, man kann aber nicht Unteroffizier werden. Die Musiker sind Unteroffiziere. Folglich können sich nur Luxemburger bewerben. Das ist für einige Instrumentengruppen etwas schwieriger, zum Beispiel Oboe, Harfe oder Jazz-Piano. Zudem müssen die Musiker zwei Instrumente beherrschen, wenn sie bei uns anfangen möchten. Früher war es ein Blasinstrument und ein Streichinstrument. Das haben wir vor zwei Jahren abgeändert. Ein Saxofonist kann als zweites Diplom zum Beispiel Jazz-Saxofon haben, das geht auch. Die derzeit acht vakanten Stellen werden wir nicht sofort besetzen können. 

Die Militärkapelle ist in den Gebäuden des Musikkonservatoriums Luxemburg stationiert. Wie sieht die Zusammenarbeit aus?

Wir arbeiten sehr gut zusammen, haben gemeinsame Konzerte und führen auch manchmal gemeinsam Projekte durch. Viele unserer Musiker kommen von den drei Konservatorien in Luxemburg, Esch und Ettelbrück. Im Anschluss studieren sie im Ausland, um einen Bachelor oder einen Master zu machen, die meisten in Belgien und den Niederlanden, einige auch in Deutschland, Frankreich oder in der Schweiz. 

Sie sind seit 2012 Chefdirigent der Luxemburger Militärkapelle und könnten in einem Jahr in Rente gehen. Haben Sie schon eine Entscheidung getroffen? 

Die Covid-Zeit war schwierig und auch davor war es für das Militärorchester einige Jahre nicht so einfach. Jetzt läuft es richtig gut. Als Chefdirigent ist man nicht nur für die Musik verantwortlich, sondern auch für das Administrative. Jetzt unterstützt mich eine Kollegin bei dieser Arbeit, das hilft enorm. Ich kann mich mehr auf die Musik konzentrieren und Arrangements schreiben, was mein beigeordneter Dirigent Jean Thill ebenfalls macht. Im Moment macht es mir richtig Spaß. Es ist eine junge, sehr motivierte Truppe, die wahnsinnig gut spielt. Ob ich in Rente gehe oder nicht, weiß ich noch nicht. Wie meine Entscheidung ausfällt, kann ich noch nicht sagen. 

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, wie sähe dieser aus? 

Viele Leute sind der Meinung, dass ein Militärorchester nur Märsche spielt. Die gehören natürlich auch zu unserem Repertoire, aber wir bieten so viel mehr. Mich würde es freuen, wenn man die Großherzogliche Militärkapelle als ein professionelles Orchester sieht, das richtig gut spielt und Spaß macht. Jeder, der uns hört, ist begeistert.