Orchestra, Szene | Von Hans-jürgen Schaal

Die Heckels: Geschichte einer Instrumentenbauer-Familie

Ein Fagott ziert das Logo. Denn auf dem Fagott beruht das weltweite Renommee der Firma, die vor 185 Jahren gegründet wurde. Ihren Namen verewigt haben die Heckels in Erfindungen wie der Heckel-Clarina, dem Heckelphon und der Heckelphon-Klarinette.

Richard Wagner: Meister des Klangeffekts mit speziell angefertigen Instrumenten

Der Komponist Richard Wagner (1813 bis 1883) gilt noch heute als Meister der Klangzauberei und des Klangeffekts. Vor allem in der Mischung der Holz- und Blechbläserfarben im Orchester war Wagner ein prägender Pionier. Richard Strauss zum Beispiel nannte Wagners Bläserbehandlung im »Lohengrin« einen »vorher niemals erreichten Gipfelpunkt wahrhafter Vollendung«.

Der Musikphilosoph Theodor W. Adorno schreibt, erst Wagner habe »die koloristische Dimension« des Orchesters entdeckt und die Klangfarben so zu mischen verstanden, dass die Einzelinstrumente oft gar nicht mehr zu erkennen seien.

Um seine exakten Klangvorstellungen umzusetzen, bediente sich Wagner aller Möglichkeiten seiner Zeit. Er griff auf kuriose Instrumente wie Ophikleide und Serpent zurück, begrüßte aber auch technische Neuerungen wie Ventilhorn und Basstuba. Gelegentlich ließ er sogar ganz besondere Instrumente anschaffen bzw. anfertigen, darunter Bassventiltrompeten, Kontrabass-Doppelzugposaunen oder Glockenspiele.

Für den »Parsifal« entstand ein Gralsglocken-Klavier, für die »Meistersinger« die Beckmesser-Harfe, für den »Lohengrin« eine dreiventilige Königstrompete.

Besonders bekannt geworden sind die sogenannten Wagnertuben in B (Tenor) und F (Bass). Als eine Mixtur aus Horn und Tuba ergänzt die Wagnertube die Hörnerfamilie in der Tiefe. Bereits bei einem längeren Aufenthalt am Rhein 1862 hatte Richard Wagner seine diesbezüglichen Klangvorstellungen mit den Gebrüdern Alexander, anerkannten Spezialisten für Metallinstrumentenbau, besprochen.

Die Werkstatt Alexander lag in Mainz, wo auch Wagners Verleger (Schott) residierte. Der Komponist bewohnte damals eine Villa auf der anderen Rheinseite und erwog sogar, dort in Biebrich sein geplantes Festspielhaus zu errichten. Der ins Auge gefasste Standort heißt heute Richard-Wagner-Anlage. Ab 1890 bezogen die Bayreuther Festspiele ihre Wagnertuben tatsächlich von der Firma Alexander in Mainz.

Wagner und die Firma Heckel

Mit einer anderen Klangidee wandte sich Wagner in seiner Biebricher Zeit an den Holzbläserspezialisten vor Ort, die Firma Heckel. Es ging um das Instrument, das der Hirte im 3. Akt der Oper »Tristan und ­Isolde« blasen sollte. Wagner schwebte dabei ein rustikaler Schalmeienton vor, etwas zwischen Alphorn und Oboe.

Bei der Uraufführung 1865 in München erklang die Hirtenweise dann tatsächlich auf einem speziell angefertigten Instrument der ­Firma Heckel – es war eine Art Alphorn mit aufgesetztem Englischhorn-Schallstück. Die Heckels verfolgten Wagners Klangidee später noch weiter und präsentierten nach dem Tod des Komponisten die Heckel-Clarina. Sie wurde in Bayreuth ab 1891 als »Tristan-Schalmei« eingesetzt. Die Heckel-Clarina ähnelt äußerlich einem Sopransaxofon, verwendet aber das Griffsystem der Oboe.

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