Würde heute jemand danach fragen, wer der einflussreichste Lehrer für Blechblasinstrumente in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war, die Antwort wäre eindeutig: Arnold Jacobs (1915 bis 1998). Der Musiker, der in seiner Jugend Waldhorn, Trompete und Posaune spielte und im Alter von 15 Jahren ein Stipendium am renommierten Curtis Institute of Music erhielt, das ihm die Möglichkeit einer Karriere als professioneller Tubist eröffnete, prägte über Jahrzehnte das tiefe Blech der großen amerikanischen Orchester. Er spielte in Indianapolis, Pittsburgh, Philadelphia und von 1944 bis zu seiner Pensionierung 1988 im Chicago Symphony Orchestra.
Zu seinem außergewöhnlichen musikalischen Talent kam das Interesse an Psychologie und der menschlichen Anatomie. Im Rahmen seiner herausragenden pädagogischen Tätigkeit vereinte Arnold Jacobs die drei Disziplinen zu seiner Blechbläsermethode. In den siebzig Jahren, die er als Lehrer wirkte, reisten Blechbläserinnen und Blechbläser der ganzen Welt nach Chicago, um bei diesem Meister zu studieren. Obwohl er viel zu Bereichen wie Atmung, Ansatz und Artikulation zu sagen hatte, betonte Arnold Jacobs stets, dass der Körper vor allem vom Gehirn gesteuert werden muss. Alle Gedanken, die die physiologischen Aspekte des Blechblasens betreffen, müssten, so Jacobs, sich der Kommunikation musikalischer Ideen durch das Gehirn unterordnen. Dies machte einen von zwei zentralen Aspekten seiner Blechbläsermethode aus. Stets sprach Jacobs in seinem Unterricht vom »Lied« im Gehirn der Musiker. Gemeint war damit, dass die fundamentalste Voraussetzung für allen blechbläserischen Erfolg die musikalische Vorstellungskraft ist. Die spezifischen physischen Funktionen des Körpers würden hauptsächlich indirekt über die mentale Klangvorstellung kontrolliert. Oft verglich Arnold Jacobs Blechbläser mit Autofahrern: diese müssen nicht die komplexen mechanischen Details des Motors unter der Haube verstehen. Vielmehr sei es für Autofahrer wichtig, die simplen Vorrichtungen wie Lenkrad, Gaspedal und Bremse bedienen zu können. Genauso müsse ein Musiker nicht alle physiologischen Details des Blechblasens verstehen, sondern über die Klangvorstellung den Körper indirekt steuern.