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Die Sächsische Bläserphilharmonie in Zeiten von Corona

Sächsische Bläserphilharmonie
Auf einem musikalischen Spaziergang durch den Park konnte das Publikum an verschiedenen Positionen unter Bäumen, am See und zwischen Rosenbüschen die Musik von sechs verschiedenen Ensembles des Orchesters genießen. Foto: Sächsische Bläserphilharmonie

Die künstlerische Planung eines professionellen Orchesters beginnt in der Regel mindestens zwei Jahre vor jeder Spielzeit. In dieser Zeit konzipiert man Programme, lädt Solisten und Gastdirigenten ein, bucht Veranstaltungsorte, arrangiert Noten, erstellt Werbeträger. Das ist auch bei der Sächsischen Bläserphilharmonie nicht anders.

Die Sächsische Bläserphilharmonie ist in Europa und Übersee gefragt, gastiert bei internationalen Musikfestivals und fand in Bad Lausick mit einem eigenen Proben- und Konzerthaus ein festes Zuhause. Die Konzertreihen in Bad Lausick, Trebsen, Oschatz und Bad Düben sind Publikumsmagnete. Und eine Bereicherung des Kulturlebens in der ländlichen Region um Leipzig.

In diesem Jahr feiert das Orchester sein 70-jähriges Bestehen. Wobei von feiern keine Rede sein kann. Ab Mitte März ruhte der Proben- und Konzertbetrieb. Der Wille, sowohl die Musikerinnen und Musiker als auch das überwiegend ältere Publikum zu schützen, bekam oberste Priorität. Kurzfristig wurden anstehende Konzerte abgesagt, noch eine Woche bevor es offizielle Beschlüsse der sächsischen Landesregierung gab.

Absagen von Konzerten und CD-Aufnahmen

Das gesamte Orchester musste zu Hause bleiben. Das Managementteam arbeitete im Homeoffice weiter, denn nun galt es, feste Verpflichtungen abzusagen oder zu verlegen, gebuchte Künstler zu vertrösten und auch beim Publikum um Verständnis zu bitten. Die Aufnahme einer neuen CD war geplant und musste zusammen mit einer ganzen Reihe von weiteren Konzerten vorerst abgesagt werden.

Der Anruf eines Orchestermusikers etwa zehn Tage nach der Schließung bewies, dass die schnelle Reaktion zur Vermeidung von Menschenansammlungen – früher als gefordert – richtig war. Er hatte sich mit dem Coronavirus infiziert und war der erste Patient auf der neu eingerichteten Corona-Station im Leipziger Uniklinikum. Er ist mittlerweile wieder vollkommen genesen und blieb bis heute zum Glück der einzige Infizierte aus dem Orchester.

Im April begann man, alternative Auftrittsmöglichkeiten zu finden, die unter den geltenden Verordnungen erlaubt waren. So entstand die Idee kleiner Konzerte an Seniorenheimen. Das Orchester wurde auf Kurzarbeit von 40 Prozent gesetzt, so dass ein reduziertes Arbeiten weiterhin möglich war. Es wurden zehn verschiedene Ensembles von zwei bis sechs Musikern gebildet und etwa 100 Minikonzerte vor Pflegeheimen gespielt.

Glücklich, endlich wieder musizieren zu dürfen

“Die Musiker waren glücklich, endlich wieder musizieren zu dürfen”, verrät Barbara Venetikidou, Managerin der Sächsischen Bläserphilharmonie. “Die vielen lächelnden Gesichter und Freudentränen der Senioren und die Gespräche mit Mitarbeiterinnen voller Dankbarkeit haben gezeigt, dass sich der Organisationsaufwand gelohnt hat.”

Mit den Lockerungen fanden unter strengen Hygiene- und Sicherheitsauflagen auch wieder Indoor-Konzerte statt. Pfingstmontag, nach zweieinhalb Monaten, spielte man das erste Konzert nach dem Lock-Down in der Bethanienkirche in Leipzig, bei dem das Sächsische Blechbläserquintett ein 45-minütiges Konzert für etwa 90 glückliche Menschen im Publikum aufführte.

Nach wie vor wurde aber nach neuen Formaten gesucht, die Auftritte mit kleinen Ensembles weiterhin ermöglichen. Die sicherste Art Konzerte zu geben, war und ist nach wie vor im Freien. In Bad Lausick, der Heimat der Sächsischen Bläserphilharmonie, befindet sich ein wunderschöner Kurpark. Die Idee eines Wandelkonzerts entstand. Auf einem musikalischen Spaziergang durch den Park konnte das Publikum an verschiedenen Positionen unter Bäumen, am See und zwischen Rosenbüschen die Musik von sechs verschiedenen Ensembles des Orchesters genießen.

Kammermusikreihe im Saal der Deutschen Bläserakademie

Seit Ende Juni findet außerdem eine kleine Kammermusikreihe im Saal der Deutschen Bläserakademie, der Heimstätte des Orchesters in Bad Lausick statt. An drei Freitagabenden spielte das Holzbläserquintett, das Blechbläserquintett und das Klarinettenquartett jeweils ein 45-minütiges Konzert vor maximal erlaubten 56 Personen im Publikum. Weitere kleine Konzerte in und um Leipzig wurden dankend angenommen.

Die Veranstaltungen werden immer sorgfältig nach den Hygienestandards und Verordnungen der sächsischen Landesregierung geplant. Das Publikum soll sich so sicher wie möglich fühlen.

“Die Leute fragen mich immer wieder, wann ich denke, dass das ganze Orchester wieder auftreten wird”, berichtet Barbara Venetikidou. “Ich bin traurig, dass ich ihnen keine Antwort geben kann. So lange Musiker mit Blasinstrumenten drei Meter Abstand in alle Richtung halten müssen, wird das schwierig. Wir sind trotzdem glücklich, auch unter diesen Bedingungen mit unserer Musik Freude und Optimismus zu verbreiten. Ich genieße jede Minute Musik, die ich bekommen kann, und träume von dem Moment, in dem ich mein ganzes Orchester wieder auf der Bühne erleben werde.”

Auf der neuen Website der Sächsischen Bläserphilharmonie sowie über die Facebook-Seite des Orchesters kann man sich über alle Neuigkeiten und bevorstehenden Veranstaltungen informieren. Außerdem kann man im eigenen Youtube-Kanal Videos der Sächsischen Bläserphilharmonie anschauen, die u. a. über die Arbeit während der Corona-Zeit berichten.