Schon lange arbeitet Helge Albin daran, die kleine schwedische Stadt Malmö in aller Welt als Jazz-Zentrum bekannt zu machen. Mit seiner mehrfach preisgekrönten Tolvan Big Band tourt der Saxofonist seit fast vier Jahrzehnten durch Europa, Australien und Südamerika.
Die Musiker standen mit Stars wie Dizzy Gillespie, Stan Getz oder Nils Landgren auf der Bühne. Markenzeichen der Tolvan Big Band sind sogenannte »Jazzscapes«, großformatige Eigenkompositionen, die sich dem modernen Jazz öffnen, ohne die Wurzeln im Swing zu verleugnen.
Ausgefeilte Ensemblemusik, leichtfüßig gespielt
Die Tolvan Big Band spielt die ausgefeilte Ensemblemusik wie eine kleine Gruppe – leichtfüßig, auch wenn die 18 Musiker mit voller Kraft loslegen. Einen ihrer raren Deutschland-Auftritte absolvierte die Tolvan Big Band im Oktober beim Usedomer Musikfestival, das sein 25-jähriges Bestehen mit Künstlern aus sämtlichen Ostsee-Nationen feierte.
Nach einem mitreißenden Auftritt im Seebad Kölpinsee trafen wir uns mit Helge Albin und seiner »rechten Hand«, dem Saxofonisten und Komponisten Cennet Jönsson.
Die Tolvan Big Band gibt es seit 1981. Wie ist sie entstanden?
Helge Albin: Der Vorläufer, eine Studenten-Band aus guten Amateurmusikern, existierte schon seit den Sechzigern. Die spielte eher traditionell. Als ich die Band 1981 übernahm, habe ich sie in ein Profi-Ensemble umgewandelt und der Improvisation eine viel größere Rolle eingeräumt. Ich wollte die Musik frischer, anspruchsvoller und moderner machen.
Wie viel Zeit nahm diese Umwandlung in Anspruch?
Albin: Es hat schon ein paar Jahre gedauert, das neue Niveau zu erreichen. Anfangs haben wir jede Woche geprobt; jetzt ist das nur noch vor Auftritten nötig.
Woher kommt der Name Tolvan?
Albin: Der bezieht sich auf das schwedische Wort »tolv«, das »zwölf« bedeutet. Die Band hatte ursprünglich zwölf Mitglieder. Heute sind wir 18 Leute. Wir ergänzen die traditionelle Bigband-Besetzung um zwei Blechbläser. Also: fünf Holzbläser, fünf Trompeten, fünf Posaunen, dazu Schlagzeug, Klavier und Bass. Dadurch haben wir mehr Power und Klangfarben-Möglichkeiten.
Wie ist das mit der Frauenquote von null Prozent?
Cennet Jönsson: Dahinter steckt selbstverständlich nicht die geringste Absicht. Das hat sich so ergeben, da die meisten Musiker seit 30 Jahren in der Band spielen; die können wir ja nicht einfach so austauschen. Wenn ein Platz frei wird, sind talentierte Frauen natürlich jederzeit willkommen.
Albin: Dann hätten wir es auch leichter, wenn wir Förderanträge stellen. Da wird in Schweden nämlich sehr auf Gleichberechtigung geachtet.
Fördergelder, gutes Stichwort. Wie lässt sich so eine große Band überhaupt finanzieren?
Albin: Toll finde ich euer System der Rundfunk-Bigbands in Deutschland. Dass ihr euch das leistet! Das ist einzigartig! Wir können von der Bigband nicht leben. Wir haben alle auch anderweitige Projekte. Ich war lange Professor an der Malmö Academy of Music; jetzt bin ich aber in Rente.