Orchestra | Von Redaktion

Die Sopranistin Giorgia Cappello im Gespräch

Giorgia Cappello
Giorgia Cappello (Foto: Peter Kächele)

Das Landesblasorchester Baden-Württemberg hat im Frühjahr Jan van der Roosts Werk “I Shall Love But Thee” für Sinfonisches Blasorchester und Sopran in seinem Programm. Jan van der Roost komponierte dieses Musikstück anlässlich der Hochzeit seines jüngsten Sohnes. Die Komposition ist genauso liebevoll wie die Idee dahinter. Er wählt eine seltene und ergreifende Klangfarbenmischung, um Liebe musikalisch Ausdruck zu verleihen: Ein großes Sinfonisches Blasorchester mit außergewöhnlichen Instrumenten wie Sopransaxofon, Piccolotrompete und Harfe, die ein liebevolles Duett mit der Sopranistin gestalten. Der bewegende Text der Sopran-Stimme besteht aus Zitaten verschiedener Werke von William Shakespeare (1564 bis 1616), deren literarischer Gehalt die Musik eindrucksvoll unterstreicht. Für dieses besondere Werk konnte das LBO die deutsch-sizilianische Sopranistin Giorgia Cappello gewinnen.

Sie pflegt solistisch eine enge Zusammenarbeit unter anderem mit dem Festival für Alte Musik Aalen und dem Münchner Barockorchester L’arpa festante. Giorgia Cappello ist somit die perfekte Sopranistin für “I Shall Love But Thee”, da sich das Werk musikalisch ganz in der Pracht des Barocks kleidet. Die Musik von Henry Purcell inspirierte Jan van der Roost zum ersten, intimen Teil des Werkes. Der zweite Abschnitt strahlt in feierlichem Glanze und erinnert an die Musik von Georg Friedrich Händel. 

Ilka Hermann führte im Vorfeld der Proben ein Interview mit Giorgia Cappello.

Giorgia, Dein Name klingt italienisch. Wo kommst Du her und wo bist Du zu Hause?

In der Tat, ich bin Halbitalienerin. Mein Vater stammt aus Sizilien, lebt aber seit 50 Jahren in Deutschland und meine Mutter kommt von der Schwäbischen Alb. So kommt bei mir das Beste aus zwei Welten zusammen: das italienische Temperament und die deutsche Disziplin und Genauigkeit. Ich bin in der Pfalz, an der Deutschen Weinstraße aufgewachsen, habe in Mannheim gelebt und mein Studium begonnen und studiere nun seit vier Jahren in Stuttgart.

Wie sah Dein musikalischer Weg bisher aus?

Ich komme aus einer Musikerfamilie. Mütterlicherseits sind fast alle professionelle Musiker:innen, so auch meine Mutter, die am Nationaltheater Mannheim im Opernchor war. Deshalb verbrachte ich viel Zeit im dortigen Theater, war bereits früh im Kinderchor des Mannheimer Nationaltheaters und auch im Domchor Speyer, bei welchem ich, neben den regulären Proben, eine umfassende musikalische Ausbildung genoss. Später kamen dann noch der Deutsche Jugendkammerchor dazu und mit dem Abitur auch professionelle Chöre wie die Gächinger Kantorei unter Hans-Christoph Rademann. Neben der chorischen Stimmbildung war meine Mutter meine Gesangslehrerin bis zum Studium. 

In Deiner Vita findet man ein breites Spek­trum von kirchlicher Musik, Oper, Chormitgliedschaften bis zur Liedgestaltung. Wofür schlägt Dein Herz besonders?

Tatsächlich liegt mein Schwerpunkt bei der geistlichen und oratorischen Musik. Als Kind hatte ich ja schon viel Oper gehört und im Kinderchor gesungen, solistisch trat ich hier bereits im Studium auf. Noch während meines Bachelor-Studiums durfte ich in der Rolle der La Ninfa in Monteverdis Orfeo am Staatstheater Darmstadt debütieren. Nach meinem Master in Konzertgesang befinde ich mich momentan im Masterstudium Liedgestaltung, da Liedgesang eine wunderbare Ergänzung zum Konzertrepertoire ist. Tatsächlich liegt mir aber die gesamte musikalische Bandbreite am Herzen, die mit dem Gesang möglich ist. Besonders stolz bin ich, dass ich unter anderem 2020 als Stipendiatin in die Liedakademie des Heidelberger Frühlings unter Thomas Hampson aufgenommen wurde. Hier profitierte ich ein Jahr lang von intensiver Nachwuchsförderung, war Teil wunderbarer Aufführungen, zum Beispiel im großartigen Pierre-­Boulez-­Saal in Berlin, einer der schönsten und akustisch dankbarsten Konzertsäle Deutschlands und konnte wertvolle Kontakte knüpfen und Erfahrungen sammeln.

Hast Du schon einmal ein Projekt mit Sinfonischem Blasorchester gemacht?

Nein, das ist etwas ganz Neues für mich und das macht es auch so reizvoll.

Welche Erwartung hast Du an dieses Projekt? 

“I Shall Love But Thee” ist stimmlich äußerst interessant. Das Werk fordert zwei Oktaven Stimmumfang und auch die beiden musikalischen Sätze sind sehr schön unterschiedlich. Der erste Satz ist intim und introvertiert, während der zweite euphorisch, fast dramatisch wirkt. Diese Wandlung erinnert fast ein wenig an Filmmusik. Aber auch der Text von Shakespeare ist etwas ganz Besonderes. Natürlich bin ich auch auf die Zusammenarbeit mit dem LBO und dessen besonderen Klang gespannt.

Bereitest Du Dich anders vor als sonst?

Zunächst lerne ich den Text auswendig und beschäftige mich inhaltlich damit, um herauszufinden, welche Facetten ich musikalisch herausarbeiten möchte. Einen Unterschied in der Vorbereitung gibt es tatsächlich. Normalerweise kann ich mich auch gut ohne Hilfe anderer musikalisch vorbereiten, da von den meisten Werken Klavierauszüge, also Reduktionen der Partitur für ein Klavier, vorhanden sind. Dies ist hier bei “I Shall Love But Thee” leider nicht der Fall. Ich habe aber zum Glück den komfortablen Vorteil, noch an der Stuttgarter Musikhochschule zu studieren und mit den äußerst versierten Korrepetitor:innen hier arbeiten zu können, für die es ein Leichtes ist, eine Partitur aus dem Stand am Klavier für diesen Zweck zu reduzieren. Somit konnte ich mich auf die erste Probe mit dem Landesblasorchester auch dieses Mal mit Klavierbegleitung gut vorbereiten.

Welche Wünsche oder Träume hast Du für Deine musikalische Zukunft?

Zum einen gibt es Werke, die ich gerne singen möchte, etwa die großen Werke von Mendelssohn und Mahler, für die Barockzeit natürlich Händel und ein Traum erfüllt sich gegen Ende des Jahres mit dem Brahms-Requiem.

Zum anderen wünsche ich mir langfristig eine internationale Karriere und die Zusammenarbeit mit einer Agentur. Ich möchte mir gerne meine Unabhängigkeit bewahren und freischaffend von meiner Musik zu meinen eigenen Bedingungen gut leben können. Das Wichtigste ist mir aber in jedem Fall, möglichst viele Menschen mit meinem Gesang und den Werken, die ich interpretiere, emotional zu erreichen und die schönen Geschichten der Werke erzählen zu können.

Interview: Ilka Hermann, Elias Kowalski

Dirigent

Termine 

  • Donnerstag, 27. Juli, 19 Uhr, Nesselwang, Alpspitzhalle
  • Samstag, 29. Juli, 19.30 Uhr, Innsbruck, Innenhof Hofburg, Abschlusskonzert Promenadenkonzerte
  • Leitung: Björn Bus 

www.landesblasorchester.de

www.giorgiacappello.com