Zu dem Konzert am frühen Morgen in der vornehmen Villa in der Karlsruher Weststadt gibt es weder Eintrittskarten noch ein Programmheft. Ein gutes Dutzend junger Leute sitzt im Saal, man kennt sich, das Ritual ist jede Woche das gleiche. Einer aus der Runde geht zur kleinen Bühne, ein kurzes Kopfnicken zur Pianistin, und das Vorspiel der Trompetenklasse Reinhold Friedrich beginnt.
Diesmal hat die Portugiesin Susana da Silva den Anfang gemacht. Mit Eleganz und Raffinesse flaniert sie durch das Trompetenkonzert von Henri Tomasi, perlende Läufe und ein Kaskade von Tönen entlockt sie ihrem Instrument. Das strenge Publikum ist dem Vortrag äußerst zugetan, es gibt mehr als freundlichen Applaus. Nur einer macht sich fleißig Notizen: Reinhold Friedrich, Professor für Trompete an der Hochschule für Musik Karlsruhe. Er hat von Anfang an diese wöchentlichen Vorspieltermine in seiner Klasse installiert, jeder seiner Studentinnen und Studenten muss aufs Podest, egal ob erstes oder Diplomsemester. Friedrich möchte so vor allem die Podiumsangst abbauen. Sich auf die Bühne zu stellen und ein Publikum zu überzeugen, wird für die Trompetenklasse zur fast alltäglichen Routine.