Es ist nicht so leicht, Douglas Bostock zu erwischen. Man kann aufgrund seines prall gefüllten Terminplans nur erahnen, wo er gerade steckt. Im Juli gab er auf der Reichenau seinen Abschied vom »Argovia Philharmonic« mit einem feinen englischen Programm. Im gleichen Monat leitete er in Buñol bei der WASBE-Konferenz ein Dirigierseminar. Ende August reiste er in den Norden Portugals, um ein paar Tage später in Singapur Bach, Grainger und Nelhýbel zu dirigieren.
Kurz nach unserem Gespräch würde er den Karlsbader Sinfonikern mit einem Gastdirigat einen Besuch abstatten, um keine Woche später sein Debüt beim Südwestdeutschen Kammerorchester in Pforzheim zu geben. Und wiederum eine Woche später steht das Sinfonische Blasorchester Ulm auf der Agenda…
Douglas Bostock, Sie sind wahnsinnig viel unterwegs. Wo erwische ich Sie gerade?
Ich bin momentan zu Hause am Bodensee. Ich befinde mich gerade genau zwischen Konzertplanung und Partiturstudium.
In der Tat liest man in Ihrer Agenda stets kurz aufeinanderfolgende Projekte. Da findet zunächst das Willkommenskonzert mit Ihrem – neuen – Südwestdeutschen Kammerorchester statt und vier Tage später gleich eine deutsche Uraufführung mit dem Sinfonischen Blasorchester Ulm. Zwei solch unterschiedliche Dinge so kurz hintereinander zu dirigieren – ist das kompliziert?
Wenn es immer nur zwei wären…! Nein, es ist völlig normal, dass sich die Vorbereitungszeiten und Probenphasen auch überlappen. In Pforzheim probe ich drei Tage, in Ulm dann auch kompakt an zwei Probenwochenenden. Vorbereitungszeiten überlappen sich immer, das ist nichts Ungewöhnliches.
Dass die Musiker ihren Teil können sollten, versteht sich von selbst. In der Zwischenzeit werde ich dann in Pforzheim weilen, um die Abläufe kennenzulernen, werde mit dem Förderverein sprechen und mit Geschäftsführer Andreas Herrmann.
Aber Sie kennen Ihr neues Orchester schon, oder?
Ja, ich lebe am Bodensee auf der Reichenau. Ich kenne Südwestdeutschland. Und natürlich ist das Südwestdeutsche Kammerorchester ein weltbekanntes Ensemble. Ich habe hier schon Abos dirigiert und auch ein Silvesterkonzert – und seit dem 1. September bin ich nun künstlerischer Leiter.
Half diese Kenntnis auch dabei, sich unter 115 Bewerbern durchzusetzen?
Das möchte ich nicht überbewerten. Dass man mich kennt, hätte ja auch ein Nachteil sein können. (lacht) Vor allem sollte das nicht die Hauptrolle gespielt haben. Von den Bewerbern wurden dann einige eingeladen. Diese Kandidaten, die in die engere Auswahl kamen, haben dann Konzerte dirigiert. Und es ehrt mich, dass man sich für mich entschieden hat.