Dem Hinweis eines Studenten folgend ist Dirk Hirthe in der Hochschule für Musik in Karlsruhe leicht zu finden. Dort, wo der Boden leicht vibriert und selbst durch schalldämpfende Wände ein Tieftöner die Moleküle anregt, hat der Professor für Tuba sein Refugium. Schon auf das erste Klopfzeichen öffnet Dirk Hirthe den Probenraum. Ein freundliches »Hallo« und mit einem Griff sind ein kleiner Tisch und zwei Stühle für das Interview drapiert.
Erste musikalische Gehversuche mit dem Tenorhorn
Der 30-Jährige ist in Hochdorf zur Welt gekommen und aufgewachsen, ein überschaubarer, kleiner Ort, der heute zu Freiburg gehört. »Es gab und gibt das alles und natürlich wurde das Vereinsleben großgeschrieben. Da meine Eltern nicht gerade Fußballfans waren, besuchten wir irgendwann eine Informationsveranstaltung des Musikvereins und ein kundiger Herr meinte gleich, mit meiner ›Schlauchbootlippe‹ solle ich anstatt zur Trompete doch lieber gleich zu etwas Größerem greifen.«
Gesagt, getan. Dirk Hirthe klemmte sich ein »Tenorhörnchen« unter den Arm und kletterte damit halbwegs motiviert Tonleitern hoch und runter. Im Jugendorchester bekam er dann etwas Auftrieb, doch so ein richtig musikalischer Senkrechtstarter sei er keineswegs gewesen, das gibt der Professor unumwunden zu.
Inspiration durch Tuba-Legende Howard Johnson
»Mein Erweckungsmoment war ein Konzertbesuch in Straßburg. Dort gab die Tuba-Legende Howard Johnson mit seinem Gravity-Ensemble ein Gastspiel, zu dem mich mein Vater eingeladen hatte. Es war einfach irre, der totale Wahnsinn, anders kann ich das selbst viele Jahre später nicht beschreiben.«
Auf der Rückfahrt nach Hochdorf stellte Dirk Hirthe schier ultimativ eine Forderung: »Papa, ich will Tuba lernen.« Und so sollte es natürlich kommen. Die Eltern hielten in Freiburg Umschau nach einem geeigneten Lehrer und taten mit Jörgen Welander einen Glücksgriff.
Der in Schweden geborene Jazz-Tubist ist ein Pädagoge und Künstler der Extraklasse, der allerdings unkonventionell unterrichtet. »Trockene Tonleiter-Studien und Etüden haben den gar nicht interessiert. Der sagte: ›Klapp das jetzt mal zu, wir improvisieren‹«, erinnert sich Dirk Hirthe.
Mit der Tuba auf die Überholspur
Mit seiner kleinen F-Tuba lernte er den Blues, spielte sich frei und erfuhr dadurch einen immensen Motivationsschub. »Ich habe plötzlich geübt wie ein Weltmeister, weil das einfach Spaß gemacht hat. Dann kann man etwas besser und das gibt noch mal einen Schub.«
Jörgen Welander regte auch an, dass der kleine Tuba-Stift sich in der Klassik-Szene etablieren sollte und am Wettbewerb »Jugend musiziert« teilnahm. »Ich habe aber den guten alten Meister Händel wie ein Bebop-Stück interpretiert. Es war klar, dass ich so keinen Blumentopf gewinnen konnte.«
Dirk wurde zu George Monch vermittelt, der als Professor für Tuba an der Musikhochschule Freiburg auch immer wieder junge Talente privat unterrichtete. Vom Regional- über den Landes- bis zum Bundeswettbewerb katapultierte sich Dirk Hirthe erfolgreich nach vorne. »Musik zum Beruf, zur Berufung zu machen, geriet da mehr und mehr in den Fokus.«