Wood | Von Edoardo Zotti

Doppelzunge in nur einer Woche! Fragen Sie das Arcis Saxophon Quartett

Ask ASQ
Foto: Harald Hoffmann

Ask ASQ! – Fragen Sie das Arcis Saxophon Quartett! Unter diesem Titel beantwortet die ­Expertenrunde sämtliche Saxofonfragen. Schreiben Sie dem Quartett Ihre Frage per E-Mail an askasq@brawoo.de. Diesen Monat geht es um die Doppelzunge. Edoardo Zotti erklärt, wie man diese – in nur einer Woche! – lernen kann.

Heute möchte ich euch von meinen Erfahrungen mit dieser Technik erzählen und euch zeigen, wie ich sie in genau einer Woche erlernt habe. Normalerweise setze ich mir kein zeitliches Limit, wenn es um das Erlernen neuer Techniken geht. Ich bevorzuge ein konstantes Arbeiten an einer Sache und ohne Deadline – auch um nicht zu sehr mental im Prozess festzustecken. Jeder muss hierbei seinen effizientesten Lernprozess finden: Manche brauchen länger, um sich neue Dinge anzueignen, besonders wenn es darum geht, neue »Bewegungen« zu lernen, und manche sind ziemlich schnell. Konstanz ist der Schlüssel.

Lasst uns zunächst eine gemeinsame “Sprache” finden, damit für alle klar ist, wie wir durch diese Übe-Woche kommen:

  • “TA” ist die Bewegung, die unsere Zungenspitze macht, um das Blatt zu stoppen (im Prinzip nichts anderes als der Anstoß mit Einzelzunge, den ihr sicherlich ständig benutzt und kennt)
  • “KA”: Hier beziehe ich mich auf die Bewegung, die der Zungenrücken macht, um den Ton zu stoppen (wie in der gesprochenen Sprache).

1. Tag

Welche ist die ungewohnte Zungenbewegung, die wir machen, um die Doppelzunge zu erzeugen? Ja genau, das KA. Und genau hier werden wir beginnen und unseren Zungen­rücken trainieren, um damit den Ton zu beginnen.

Hier die erste Übung: Wählt zu Beginn ein bequemes Register (ich empfehle das mittlere C), stellt euer Metronom auf 70 bpm ein und spielt einen langen Ton über ⁴/₄ beginnend mit KA. 

Wahrscheinlich klingt das erst mal nicht so toll, aber das ist nicht unser heutiges Ziel. Atmet tief ein und wiederholt die Übung auf dem gleichen Ton. Versucht, euch mit der Bewegung des Zungenrückens wohlzufühlen; allmählich wird es sich normaler anfühlen. Achtet immer darauf, zwischen den Wiederholungen des Tons ein paar Schläge Pause einzulegen, da wir jedes Mal von Neuem damit beginnen möchten. Nachdem ihr diesen Ton viermal wiederholt habt, könnt ihr zum nächsten weitergehen, und zum nächsten usw. Wendet diese Übung auf den gesamten Umfang des Instruments an. Wenn ihr in den äußeren Bereichen des Umfangs ankommt (über dem C mit Oktavklappe und unter dem F ohne Oktavklappe), werdet ihr feststellen, dass es immer schwieriger wird, den Ton mit KA zu beginnen. Das ist normal und daran werden wir arbeiten, aber noch nicht heute. Macht zehn Minuten Pause und wiederholt die gesamte Übung, wobei ihr jetzt den Ton ²/₄ lang haltet.

2. Tag

Am zweiten Tag wiederholen wir noch mal, was wir am ersten Tag gemacht haben, da es sich bei der Technik um viele neue Informationen handelt, die gut verarbeitet und gemerkt werden müssen. Dann machen wir damit weiter, den Ton nur einen Schlag lang zu halten. Immer daran denken, ein paar Schläge Pause einzulegen, bevor der Ton wiederholt wird. Macht danach fünf Minuten Pause.

Heute wird es unser Ziel sein, den Zungenrücken zu nutzen, um den Luftstrom zu unterbrechen während wir einen langen Ton spielen. Übung: Wir stellen das Metronom wieder auf 70 bpm. Diesmal spielen wir einen acht Schläge langen Ton, ohne ihn mit der Zunge anzufangen, nur Luft und nach zwei Schlägen sagen wir KA während des Spielens. Versucht, dass sich dieser Moment wirklich so anfühlt, als ob ihr in das In­stru­ment sprechen würdet. Ihr werdet feststellen, dass dieser Anstoß ähnlich wie der mit TA klingt, aber möglicherweise noch nicht wirklich präzise ist. Aber auch das spielt heute noch keine Rolle. Wiederholt die Übung wieder über den gesamten Umfang des Instruments. Wenn ihr damit fertig seid, macht zehn Minuten Pause.

Jetzt werden wir versuchen, die Wiederholung von KA während unseres acht Schläge langen Tons zu verbessern und KA bei jedem Schlag zu verwenden. In dieser Phase kann es sein, dass es noch offensichtlicher wird, dass der Ton zwischen dem einen KA und dem nächsten noch nicht stabil ist. Die Lösung: Achtet auf einen geraden und stabilen Luftstrom und versucht die KAs so schnell wie möglich auszuführen; nehmt nicht zu viel Zeit um die Zunge zu bewegen und den hinteren Rachen zu berühren, denn dies stoppt euren Luftstrom und erschwert es, den Ton stabil zu halten. Auch hier gilt es, die Übung wieder auf den gesamten Umfang anzuwenden.

3. Tag

An Tag 3 werden wir perfektionieren, was wir im letzten Teil von Tag 2 gemacht haben, indem wir KA auf jeden Schlag verwenden, beginnend mit 70 bpm bis zu 100 bpm. Unser Fokus liegt heute darauf, das KA so präzise und klar wie möglich zu verwenden. Wir müssen genau sein, um schnell zu sein – und schnell, um genau zu sein. Das ist das Geheimnis, um zum Ziel zu gelangen. Verwendet das Metronom mit einer Steigerung in Schritten von 5 bpm (70, 75, 80, … 100) und macht eine Pause, wenn ihr das gesamte Register mit einer Geschwindigkeit durchlaufen habt. Im letzten Schritt für heute beginnt ihr von vorne, aber diesmal mit einer Viertel-Note, der Ton beginnt immer mit KA. Versucht, mit Achtelnoten 100 bpm zu erreichen: KA-KA KA-KA KA-KA KA-KA (KA ist immer auf dem Schlag). Diese letzte Übung ist sehr wichtig. Daher schlage ich vor, sie am vierten Tag zu wiederholen, bevor ihr weitermacht. Vielleicht integriert ihr sie auch in die Übe-Rou­tine für die Zukunft.

4. Tag

Heute werden wir das TA in unsere Übungen integrieren. Wir beginnen ohne Instrument, stellen das Metronom auf 80 bpm und singen eine acht Schläge lange Note, beginnend mit TA und auf dem zweiten Schlag mit KA. Das wird so klingen: TA-KA TA-KA TA-KA TA-KA. Nehmt jetzt euer Instrument und spielt diese Übung über den gesamten Tonumfang. Stellt euch vor, ihr sprecht in das Instrument; denkt immer aktiv über die Silben nach. Wenn ihr damit fertig seid, wiederholt die Übung mit Achtelnoten. Das sieht dann so aus: TA-KA TA-KA TA-KA TA-KA TA-KA TA-KA TA-KA TA-KA. Anschließend dreht ihr TA und KA um: KA-TA KA-TA KA-TA KA-TA KA-TA KA-TA KA-TA KA-TA. Nehmt euch auch hier Zeit um euch dabei wohlzufühlen und genau zu sein. Der letzte Schritt für heute besteht darin, Sechzehntel-Noten zu spielen und zu versuchen dabei 100 bpm zu erreichen (ein Schlag sieht so aus: TA-KA-TA-KA).

5. und 6. Tag

Diese zwei Tage werden im Übungsprozess ähnlich sein, da die neuen Informationen erst einmal verarbeitet müssen und alles beschleunigt werden muss. Zuerst wiederholen wir die letzte Übung mit den Achtel-Tönen (in beiden Varianten: zuerst TA und dann KA auf dem Schlag) und dann weiter mit Sechzehntel-Tönen. Hier beginnen wir mit 100 bpm und versuchen 140 bpm zu erreichen. Das klingt nach einem großen Sprung, aber wenn man genau nachdenkt, verteilt sich die Geschwindigkeit ja auf zwei verschiedene Muskelpartien (vordere und hintere Zunge). Das bedeutet, dass ihr also eigentlich nur Achtelnoten mit jeweils der Zungenspitze und dem Zungenrücken spielt, die sich einfach abwechseln. 

Macht wieder Schritte von 5 bpm (100, 105, 110, … 140) und vergesst nicht, regelmäßig Pausen einzulegen, sobald ihr mit einem Geschwindigkeitsabschnitt fertig seid. Wie im Sport ist Regeneration ein wichtiger und zentraler Punkt für eure Muskeln. Ihr solltet kein Krampf- oder Spannungsgefühl in der ­Zunge spüren. 

7. Tag

An Tag 7 versuchen wir unsere “Aussprache” des KA weicher zu nehmen. Ihr könnt Übungen ausprobieren, die ihr selbst erfinden könnt oder sucht nach einem Stück, das diese Technik fordert und mit dem ihr die Technik üben könnt.

An diesem Punkt gibt es nochmal eine kleine Veränderung: Bis jetzt habt ihr jeden Tag mit TA und KA geübt. Aber was passiert, wenn ihr es ab sofort eher mit DA-GA probiert?

Klingt irgendwie leichter, oder? Mit DA vermeidet ihr nämlich einen harten Anstoß und mit GA ist unser Zungenrücken nach vorne ausgerichtet und klingt weicher, behält seine Präzision bei und ihr könnt somit die Geschwindigkeit leicht erhöhen. Die bisherigen Übungen waren schwieriger, um am Ende der Übungswoche ein besseres Ergebnis mit einfacheren Mitteln zu erzielen; ist das nicht eine schöne Überraschung?

Gratulation, ihr habt jetzt die Technik der Doppelzunge drauf! Bleibt dabei und übt sie regelmäßig.