Als große Chance sieht der Musiklehrer Gert Kürner die Bläserklasse. Als große Chance für alle Beteiligten. Für die Schule und für die Schüler sowieso, aber auch für die zunächst nicht direkt Beteiligten wie etwa Musikvereine und Posaunenchöre. Und Kürner fordert vehement: »Wir müssen raus aus unserem ›Elfenbeinturm Schule‹. Wir müssen kooperieren. Die Schüler sollen ihre Freizeit sinnvoll gestalten und sich engagieren. Das geht in der Musik fast nur noch mit der Verzahnung von Vereinen und Schule.«
Kürner spricht da eine Problematik an, die in der Vergangenheit vor allem in der Diskussion um das achtjährige Gymnasium angesprochen wurde: Schüler haben in den Schulen immer mehr zu tun – und immer weniger Zeit für ihre Freizeitbeschäftigungen. Wenn Schulen und Musikvereine kooperieren, könnten alle Seiten profitieren. Übernimmt die Schule einen Teil der musikalischen Grundausbildung, hat der Musikverein, der Posaunenchor, der Spielmannszug womöglich weniger Nachwuchssorgen. Eine Bläserklasse ist natürlich kein Allheilmittel, auch wenn ein großer Pluspunkt dieses Systems der ist, dass viele Kinder erreicht werden, die sonst nie ein Instrument spielen würden. Fakt ist auch, dass Klassenmusizieren gerade zu Beginn großartige Erfolge erzielt. Klassenmusizieren mit Blasinstrumenten wird vielfältig kritisiert, insbesondere professionelle Musiker sehen mit Unbehagen, dass die Praxis die hohen Versprechungen oftmals nicht einzulösen vermag. Hauptargumente gegen die Bläserklasse bündeln sich im Vorwurf des instrumentalen Dilettantismus, der sich aus mangelnder Kompetenz der Lehrer herleitet und entsprechend fatale Folgen für die instrumentalen Lernergebnisse zeitigt.