Wer auch nur im geringsten mit Blasmusik zu tun hat, kommt irgendwann unweigerlich mit dem Begriff »böhmisch-mährisch« in Kontakt. Und in jungen Jahren sitzt doch ein jeder einmal in der Orchesterprobe und fragt sich, was wohl der Dirigent meint, wenn er sagt: »Spiel’s böhmischer…«, oder was einem beispielsweise der Zusatz »Mährische Polka« unter dem Titel sagen will. clarino.print sprach mit Experten und versucht Licht ins Dunkel von »böhmisch-mährisch« zu bringen. Doch zunächst einmal klären wir, wo sich denn Böhmen und Mähren auf der Landkarte überhaupt befinden.
Die historischen Länder Böhmen und Mähren liegen heute auf dem Staatsgebiet Tschechiens. Auf deutscher Seite grenzen Bayern und Sachsen an Böhmen. Zum Grenzgebiet im äußersten Westen Böhmens, dem oft thematisierten »Egerland«, gehören im weiteren Sinne auch Teile der Oberpfalz und Oberfrankens. Das ehemalige Sudetenland, das entlang der Grenze zu Polen lag, umschloss Böhmen im Norden fast komplett. Mähren, im Südosten des heutigen Tschechiens gelegen, grenzt an die Slowakei und im Süden an Österreich.
Der Ursprung der mährischen liegt in der traditionellen böhmischen Blasmusik, hat allerdings slowakische und ungarische Elemente. Dies liegt begründet in der geografischen Lage Südmährens und der Volkszugehörigkeit seiner Bewohner. Durch Jan Slabaks Kapelle »Moravanka« oder Antonín Pavluˇs mit »Mistˇríˇnanka« wurde diese Stilrichtung in den 70er-Jahren bekannt. Die Wurzeln der böhmischen Blasmusik, wie wir sie heute kennen, gehen in die 50er-Jahre zurück, als Ernst Mosch seine »Egerländer Musikanten« aus der Taufe hob und die Musik nach seinen Vorstellungen formte. Natürlich spielt in der Entwicklung einer Musikrichtung auch die Mentalität der Einwohner eines Landes eine Rolle. »Die Böhmen sind ein gemütliches und ›braves‹ Volk, die Mähren dagegen rassig und temperamentvoll«, so beschreibt Freek Mestrini, selbst über 20 Jahre im Dienste der »Egerländer Musikanten«, die Unterschiede zwischen Böhmen und Mähren.