Dieses Saxofon, verspricht die Firma Yamaha auf ihrer Homepage vollmundig, sei eine »Offenbarung für den modernen Saxofon-Spieler«. Nach solch einer Ankündigung nimmt man das Instrument im Test natürlich ganz besonders genau unter die Lupe. Doch – so viel sei vorweggenommen – um Schwächen bei diesem Sopransaxofon zu finden, muss man schon sehr, sehr lange suchen. Der Tester war einfach nur begeistert.
Als Yamaha das neue Sopransaxofon YSS-82ZR auf der NAMM Show im Anaheim Convention Center, dem US-amerikanischen Pendant zur Frankfurter Musikmesse, vorstellte, kannte die Aufregung unter den Saxofonisten keine Grenzen mehr. Was wird das Instrument können, welche Features hat es und was wird es kosten? Die Saxofonisten-Gemeinde fiebert nun der Frankfurter Musikmesse entgegen, wo das neue Instrument erstmals in Deutschland vorgestellt wird. Gerüchte, wonach Branford Marsalis an der Entwicklung maßgeblich beteiligt war, wie Insider zu wissen glauben, bestätigt die Firma Yamaha nicht. Der Redaktion von clarino.test lag es ebenfalls exklusiv vor.Die Firma Yamaha hat sich bei dem neuen 82ZR auch an das in Saxofonistenkreisen fast schon legendäre »62R« angelehnt, das die Firma in den Jahren 1982 bis 1991 gebaut hat. Das ist mit ein Grund, warum die Saxofonisten dem Instrument so dermaßen entgegenfiebern. Das Besondere am »62« war die einteilige Bauweise, die auch das »82« so besonders macht. Übernommen wurde zudem die Mensur des Klassikers. Die Instrumente kommen wahlweise mit geradem oder gebogenem Hals auf den Markt. Dem Tester lag Letzteres vor.
Erste Pluspunkte sammelt das Testinstrument bereits, bevor der Tester es in der Hand hält. Durch den hochwertigen Instrumentenkoffer, der in schwarzem Kunstleder daherkommt, steigt die Spannung ins schier Unermessliche. Das begehrte Instrument ist im Koffer mit hochwertigen und leichtgängigen Verschlüssen – die zudem noch abschließbar sind – in Sicherheit. Auf dem Koffer prangt deutlich, aber doch dezent das goldene »Custom Z«-Logo.Der Schultergurt des Saxofonkoffers ermöglicht einen bequemen Transport. Das Instrument ist sicher untergebracht und trotzdem ist noch genügend Stauraum für das Zubehör vorhanden. Beim Öffnen des Koffers geht dem Tester sogleich das Herz auf. Edle Materialien, gepaart mit edlem Design. Zumindest optisch scheint das YSS-82ZR schon einmal alle Erwartungen zu übertreffen. Der Korpus – aus einem Stück geformt – besteht aus Messing und ist mit einem floralen Muster verziert. Dies ist – wie auch die Typbezeichnung am Schallbecher – von Hand graviert. (Die amerikanischen Yamaha-Kollegen nennen die Legierung übrigens »French Brass«, weil die Materialien in Frankreich gefertigt werden. »French Brass«, also französisches Messing, wird verwendet, weil es leichter ist und daher gutes Spielgefühl und Flexibilität zulässt – doch dazu später mehr.)
»Der Schallbecher wirkt sehr edel«, findet der Tester. Die Klappen sind ebenfalls aus Messing gefertigt. Passend zum Design verwendet der Hersteller rote Filze. Die Perlmuttfingerauflagen runden das positive Erscheinungsbild ab.Das Saxofon YSS-82 wird mit verschiedenen Finishes und in verschiedenen Versionen angeboten. Außer dem vorliegenden YSS-82ZR – einteilig, gebogen, Goldlack – werden in Kürze das YSS-82Z – einteilig, gerade, Goldlack –, das YSS-82ZS – einteilig, gerade, versilbert – , das YSS-82ZUL – einteilig, gerade, unlackiert – , das YSS-82ZRS – einteilig, gebogen, versilbert – und das YSS-82ZRUL – einteilig, gebogen, unlackiert – lieferbar sein. Preislich bewegen sich alle Modelle noch unter der 4000-Euro-Grenze. Im Lieferumfang enthalten sind ein 4CM-Mundstück (Manuel Wolf: »Das Mundstück passt sehr gut«) mit goldlackierter Ligatur und Kappe, ein Poliertuch und Korkfett. Der Saxofongurt wird vom Tester bemängelt. Der nämlich ist nur Standard und »in dieser Preisklasse wünscht man sich da doch etwas Edleres«.
Positiv ist, dass der Daumenhaken verstellbar ist. Dadurch wird dem Spieler eine präzise wie bequeme Hand- bzw. Fingerposition ermöglicht. Der Tester fragt aber, warum dieser – genau wie die Daumenablage für den linken Daumen – aus Plastik ist. Metall wäre hier die hochwertigere Variante. Allerdings gibt es zahlreiche Saxofonisten, die hier auf Kunststoff schwören – auch aus Temperaturgründen. Die Klappenpolster sind aus wasserbeständigem Leder gefertigt und mit Plastikresonatoren bestückt. »Interessieren würden mich Polster mit Metallresonatoren«, meint Manuel Wolf – dies aber wohlgemerkt nicht als Wertung. Die Firma Yamaha merkt auf diese Wünsche an, dass sich Metall – sowohl beim Daumenhalter als auch bei den Resonatoren – auf den Klang auswirke. Und fraglich sei dabei, ob zum Positiven.Die Mechanik bekommt vom Tester hervorragende Bewertungen, auch weil sie sich besonders leise verhält. Die Klappen scheinen neu gestaltet zu sein und sind einer ergonomischen Haltung angepasst. Zudem hat sich die Firma Yamaha bei der Gestaltung der Auflötschienen und -plättchen von einer robusten Haptik leiten lassen, ohne dass das Instrument dadurch klobig wirken würde.
Ein Instrument, das keine Wünsche offen lässt, könnte man meinen. Der Tester hat trotzdem noch welche, die aber – wie er selber einräumt – der Individualität eines jeden Spielers geschuldet sind. So »könnten die Triller der f/fis-Klappe weiter zu den Hauptklappen reichen für noch kürzere Wege«. Vielleicht sei auch ein Modell mit g3-Klappe für manchen Saxofonisten wünschenswert, »aber auch das ›ausgegriffene‹ High G spricht hervorragend an«, relativiert Manuel Wolf sogleich. Auch dass die Aufhängung für die h-Klappe (kleiner Finger linke Hand) ein wenig zu klobig wirkt, sodass dort jemand mit großen Fingern hängen bleiben könnte, schmälert das Gesamtbild des Instruments in keiner Weise.Denn die durchgehende Benotung, die auf dem Testbogen in allen Punkten ein »sehr gut« erhält, zeigt, dass selbst die Schwächen, die er nach akribischer – oder soll man sagen pedantischer? – Kleinarbeit findet, eher Wünsche darstellen, die der individuelle Spieler vielleicht an sein Instrument hat. Auch bewertet der die Besonderheiten nicht mit + und –, sondern mit + und ++. Fakt ist, dass der Tester das Instrument liebend gerne nicht mehr hergegeben hätte. Doch leider (oder zum Glück) hat er bereits ein ganz gutes Instrument zu Hause.
Schon der spontane Wohlfühlfaktor bekommt die glatte 1. Dieser lässt sich zwar nicht in Zahlen messen und doch ist er wohl eine wichtige Komponente bei der Entscheidung für – oder auch gegen – ein Instrument. Denn je länger man braucht, um ein Instrument zu »beherrschen«, mit ihm klarzukommen, desto weniger wird man damit warm werden. Beim Anspielen und dem »spontanen Spiel« bemerkt der Tester bei cis2 etwas mehr Blaswiderstand, was sich nach etwas Eingewöhnung aber als »fantastisch« herausstellt, da sich der sonst übliche Soundbruch von cis2 zu d2 minimieren lässt. »Vor allem, wenn man das cis noch abdeckt«, schwärmt Manuel Wolf. »Das gefällt mir sehr gut. Interessant ist zudem, dass auch von Yamaha »eingebaute« Features zur sehr guten Bewertung beitragen, obwohl sie so genau gar nicht bemerkt wurden. Bei der zweiten Oktavklappe nämlich wurde das Design dahingehend modifiziert, dass die »Störgeräusche« ausgeschaltet wurden.
Ansprache und Intonation erhalten die Bestnote. Letztere ist sehr ausgewogen und »hat keine wirklichen Ausreißer«, wie der Tester attestiert. Allein das f3 öffnet etwas zu weit, was sich aber sehr einfach beheben lässt. Geradezu überschwänglich wird der Tester bei der Beurteilung des Klangs. Es wird deutlich, dass hier ein Sopransaxofon gebaut wurde, das wirklich in allen Lagen »abgeht«. Das YSS-82ZR verfügt über einen »wunderbaren warmen Klang über den gesamten Tonumfang«. Im pianissimo ist er genauestens definiert, im fortissimo bricht er niemals aus.Das Saxofon ist unglaublich ausgeglichen in allen Lagen und gibt dem Spieler wirklich alle dynamischen Möglichkeiten für viel oder auch wenig Sound. Ganz wie man will. Bemerkenswert ist auch, dass die tonale Flexibilität nahezu jeden Musiker jeden Genres zu diesem Sax greifen lassen kann. Der Klassiker dürfte das Instrument ebenso lieben wie der Jazzer, ist sich der Tester sicher. Er bestätigt die hohen Ansprüche des Instrumentenbauers, dass man den Komfort nicht für den Klang opfern müsse.
Fazit:
»Das von mir getestete Yamaha-Sopransaxofon YSS-82ZR ist ein wunderschönes Sopransax. Es hat eine fantastische leise Mechanik und zeigt in Ansprache und Klang keinerlei Schwächen.« Und der Tester wird sich wohl Anfang April in Richtung Frankfurt aufmachen. Dieses Instrument muss er einfach wiedersehen – und »interessant wäre jetzt noch das gerade Modell im Vergleich…«