Der 9. Kongress der IGEB, der in Toblach und Sexten (Südtirol) 1990 stattfand, behandelte in einem Diskussionsschwerpunkt die Thematik »Blasmusik und Rundfunk«. Als musikalische Rahmenveranstaltungen gab es konzertante Darbietungen neuer Kompositionen durch das Landesjugendblasorchester Nordrhein-Westfalen, die vom Musikfachgruppenleiter des Südtiroler Künstlerbundes von allen Musikern der Musikfachgruppe, die damals in der Sparte E-Musik autorenrechtmäßig erfasst waren, abgerufen worden waren. Damit war man einer Bedingung des Dirigenten Reinhold Rogg gefolgt, durch die Rang und Güte neuer Blasorchesterwerke auf einem angemessenen Niveau abgesichert schienen. Das Ergebnis war beachtlich, das publizistische Echo nicht. In der Tageszeitung »Dolomiten« erschien eine rezensorische Nachbereitung aus der Feder des Kulturpublizisten Andreas Pfeifer, die heute noch als Bestandsaufnahme einer geschlossenen blasmusikalischen Landschaft Gültigkeit hat und deswegen einer fachkompetenten Reflexion zugänglich gemacht werden soll.
Die Avantgarde wird bodenständig Die kulturpolitischen Mutationen, die das Land im Gebirge von einem Reservat des Althergebrachten zum Experimentierfeld der Moderne heranwachsen ließen, brauchen niemanden zu erschüttern, denn die behutsame Wende kam, als die Mauern des Konservatismus bereits zu Fassaden verkommen waren und die Avantgardisten ihrerseits längst die wundersame Verwandlung von subversiven Ruhestörern zu subventionierten Salonlöwen vollzogen hatten. Auch in Südtirol sind die Fronten zwischen Alt und Neu aufgeweicht, ein zeitgemäß fröhliches Neben- und Durcheinander der Stile und Strategien hat die Ära des strikten Gegeneinanders ästhetischer Gesinnungen wohl endgültig in die Geschichte verbannt.