Blasorchester und türkische Musik – gibt es da Anknüpfpunkte? Hören Türken nur »ihre Musik« und die Freunde der geblasenen Musik auch nur »ihre«? Und was ist das überhaupt: deine Musik – meine Musik? Leben wir nicht durchweg Tür an Tür in einem bunten Gemisch der Nationen? Gibt es da neben Problemen nicht auch sehr viele positive Aspekte? Eigene Identitäten zu bewahren und zu pflegen ist von prägender Wichtigkeit für jede Nation. Neue Strömungen zu erleben, zu verstehen und anzunehmen aber auch. Integration ist ein derzeit viel strapazierter Begriff. Er wird von der Politik aus guten Gründen, und auch nicht ohne Zweckoptimismus, immer wieder forciert. Aktuell hat die Blasmusikszene nun Positives beigesteuert.
»Sorgfältige Traditionspflege ist in allen Kulturen wichtig. Im Zusammenleben multikultureller Gesellschaften ist es aber genauso wichtig, im Alltag des gelebten ›Jetzt‹ neue Entwicklungen aufzuzeigen und fortzuführen. Nur so können sich gemeinsame Perspektiven entwickeln. Gerade die Musik hat hier große Möglichkeiten. Sie öffnet Welten und befähigt uns, ›Nebeneinander‹ und ›Miteinander‹ zu erleben. Die Sprache der Musik ist barrierefrei. Sie trifft ins Herz und löst, ganz ohne Worte, Gedanken, Fantasien und Sehnsüchte aus«, so Renold Quade, Dirigent des Landesblasorchesters NRW, des Sinfonischen Blasorchesters der Musikschule Düren und Mitglied im dortigen Leitungsteam.Gemeinsam mit dem türkischen Komponisten, Pianisten und Dirigenten Betinş plant er für 2010 eine Serie von Konzerten und Workshops, die im Mai in Düren unter anderem mit der Uraufführung von »Bosluk«, einem Konzert für Klavier und Blasorchester, ihren Anfang nahm. Ebenfalls mit von der Partie war Süleyman Akkas und seine jungen Baglamaspieler. »Diese türkisch-deutsche Musikergemeinschaft möchte das Thema Integration nicht nur diskutieren, sondern gemeinsam leben und für alle erlebbar machen. Düren ist Startpunkt einer Reihe von Aktivitäten. In der Fortführung sind Konzerte in Arnsberg, Essen und Wesel sowie in Istanbul, Izmir und Ankara mit Unterstützung des ›Civil Society Dialogue – Istanbul 2010 European Capital Of Culture‹ projektiert. Wir sind sehr gespannt, was wir auf diesem Wege erleben und bewegen werden«, erläuterte Quade noch während der Planungsphase.